Chinesische Fischereiexperten suchen Rat in Aufseß
Eine sechsköpfige Delegation der Administration for Marine Fisheries aus dem chinesischen Distrikt Ningbo (südlich von Shanghai) besuchte im Dezember die Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken in Aufseß. Die Informationen rund um die Situation der Teichwirtschaft und der Fischerei in Oberfranken sowie eine Führung über das Gelände der Lehranstalt stieß bei den Gästen auf großes Interesse.
Gemeinsam mit Dr. Thomas Speierl, dem Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks, begrüßte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler die Besucher aus Fernost auf der Anlage der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß. Die Aquakultur im Bereich Ningbo -Ningbo liegt an der Hangzhou Bucht des Ostchinesischen Meeres südlich von Shanghai – ist großräumig angelegt, vorrangig werden dort verschiedene Karpfenarten produziert. Die technische Ausstattung und die Arbeitsabläufe sind aber nach wie vor sehr traditionell. Die Marine Fisheries Delegation aus Ningbo holte sich in der Lehranstalt für Fischerei nun Anregungen, wie Teichanlagen und Binnenfischereisysteme optimiert werden könnten.
China ist die wichtigste Aquakulturnation weltweit: mehr als 60 Prozent der produzierten Fische stammen von dort, vorrangig Karpfen, Gras- und Silberkarpfen. „Die Aquakultur, insbesondere im Süßwasser, ist der am schnellsten wachsende Bereich der Lebensmittelproduktion ist, mit jährlichen Zuwachsraten von über 8 Prozent in den vergangenen 40 Jahren“, so Dr. Thomas Speierl. Einer ausreichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln, vor allem mit hochwertigem Eiweiß, wie Fisch es bietet, komme durch das rasante Wachstum der Weltbevölkerung eine immer größere Bedeutung zu.
Im Bruthaus der Lehranstalt verfolgten die Fischereiexperten interessiert das Abstreifen der Fischeier eines Bachsaiblings. Sie bekamen einen umfassenden Einblick in die Haltung, Zucht und Erbrütung unterschiedlichster Forellen- und Saiblingsarten. Die Lehranstalt für Fischerei in Aufseß ist aufgrund von Lage und Wasserangebot vorrangig auf Forellen- und Saiblingsarten ausgerichtet. Hier werden die heimische Bachforelle und Äsche, Seesaibling, Bachsaibling, Elsässer und Aufseßer Saibling sowie der Kanadische Seesaibling gehalten und gezüchtet. In Oberfranken werden Karpfen- und Forellenteichwirtschaft in etwa gleichem Maße betrieben, überwiegend in extensiv bewirtschafteten, naturnahen Teichen.
Besonders beeindruckt zeigten sich die chinesischen Besucher von der Tatsache, dass von den meisten Fischarten ein umfangreicher Bestand an Laichfischen gehalten wird, wodurch eine unabhängige Produktion vom Ei bis zum Speise- oder Satzfisch möglich ist. Die Fischereiexperten aus Ningbo erkannten sofort die Bedeutung dieser Laichfischhaltung für die Sicherung genetischer Ressourcen. Das Bruthaus war aufgrund der Laichzeit der Bachforelle und der Saiblingsarten bereits gut gefüllt mit Eiern und Jungfischen, so dass über Grundlagen und Probleme bei der Vermehrung und Erbrütung intensiv diskutiert wurde.
Völlig neu war den chinesischen Fischereiexperten die zunehmende Bedeutung des Fischartenschutzes. Die Lehranstalt für Fischerei in Aufseß widmet sich in den letzten Jahren verstärkt diesem Thema. Die heimische Bachforelle und Äsche aus dem oberfränkischen Maineinzugsgebiet wird dort gehalten und gezüchtet. So sind bestandsstützende Maßnahmen zur Erhaltung dieser gefährdeten Fischarten möglich. Aufgrund der weiterhin rasanten Industrialisierung Chinas und der damit verbundenen Umweltverschmutzung erkannten die Besucher die Relevanz dieses Themas für ihr eigenes Land.
Insgesamt zeigte sich die Delegation aus Ningbo vom aktuellen Sach- und Wissensstand sowie der Ausrichtung der Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken beeindruckt. In der abschließenden Fachdiskussion wurde eine weitere Kooperation zwischen den chinesischen und oberfränkischen Fischereikollegen angeregt.
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