Gedanken zum heutigen Thomastag
Mitten im vorweihnachtlichen Trubel übersieht man diesen Tag, den allenfalls noch gewisse studentische Vereinigungen als Versammlungstermin beherzigen. Wer aber war Thomas? Er passt nicht in das Muster eines Apostels, denn er fragte nach, wenn er etwas nicht verstand, und wollte die Osterbotschaft nicht ungeprüft akzeptieren. So wurde Thomas zum Urbild des religiösen Zweiflers. Nun gibt es ja zwei Arten des Zweifels: Der eine will nur nörgeln, will sich aufspielen, alles besser wissen als die andern. Diesen Zweiflern fehlen aber die Tiefe, der Ernst. Thomas gehört dagegen zum zweiten Typ, zu denen, die wirklich mit allem Ernst nach dem Sinn, dem letzten Halt im Leben fragen.
Jesus hat ihn deswegen nie gerügt noch hat man ihn aus der Gemeinde ausgeschlossen. Wir brauchen auch in der Kirche Thomastypen, die „querdenken“, unbequemes sagen, sich nicht der Mehrheit, dem Trend aalglatt anpassen. Der Zweifler Thomas hielt sich aber trotz aller Bedenken und offenen Fragen zu Jesus, zur Gemeinde. Thomas durfte sich vom wunder der Auferstehung persönlich überzeugen. Der Auferstandene wandte sich ihm freundlich zu und der durch persönliche Erfahrung gewiss gewordene Zweifler pries Jesus als Mensch gewordenen Gott. Dieses Christuserlebnis schenkte Thomas die Kraft, bis nach Indien, also weiter als alle anderen Apostel, zu reisen und in einem völlig fremden Kulturkreis das Evangelium zu verkünden.
Ich wünsche jedem Zweifler, dass er zur Gewissheit des Thomas findet. Hier sind wir Christen gefordert, unsern Glauben glaubwürdig vorzuleben, aber auch die Inhalte des Glaubens verständlich darzulegen, die Unterschiede zu anderen Religionen aufzuzeigen. Das Gelingen liegt allerdings in Gottes Hand, eine befreiende, aber auch schmerzhafte Einsicht.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
Neueste Kommentare