Gedanken zum Buß- und Bettag
Der Mandelbaum
Gerade gewachsen war der Mandelbaum, groß und schön waren seine Blätter. Eines Tages ließ sich auf dem Baum ein Wiedehopf nieder. Er legte sein Ohr an die Rinde des Baumes und hörte das Geräusch vieler kleiner Würmer. Er hämmerte ein Loch in den Stamm, zog die Würmer heraus und vertilgte sie. Der Mandelbaum wurde böse. Er hatte es gern, wenn bunte Papageien sich auf ihm ausruhten und er liebte die Kuckucks, die von seinen Zweigen her riefen. Den kleinen Vogel, der ihm ein Loch in die Rinde hackte und seine Schönheit verdarb, wollte er aber nicht ertragen. Der stolze Mandelbaum beschimpfte ihn, und der Wiedehopf flog davon. Die kleinen Würmer wurden größer, die großen Würmer brachten kleine hervor, und miteinander höhlten sie langsam den Baumstamm aus. Eines Tages kam ein Wind, der den stolzen Mandelbaum umwarf.“
(nach Johnson Gnanabaranam)
Die Kirche kann mit den „bunten Papageien“, den rufenden „Kuckucks“ der Werbewirtschaft, der Fernsehkanäle, des Internet nicht konkurrieren, braucht das auch nicht. Gott hat uns den Auftrag geschenkt, den Menschen die Frohe Botschaft auszurichten, dass er der HERR sei und nicht wir mit unserer eingebildeten Größe, mit unseren nie endenden Wünschen und Sorgen. Gott aber will uns zu einem erfüllten Leben führen, dass wir ausgeglichener leben, mit anderen sozialer Zusammenleben. Darum müssen wir Christen auch deutlich sagen, was in unserem Staat, unserer Gesellschaft schief läuft, wo die Schwachen, etwa Kinder, behinderte, alte oder weniger gebildete Menschen unter die Räder kommen. Doch diese Kritik missfällt, stellt sie doch das bisherige Leben in Frage, verlangt sie doch Umkehr, biblisch gesprochen, Buße und nur wer darauf vertraut, dass Gott ihn trotz allem unbedingt liebt, wer sich betend in Gottes Hand geborgen fühlt, kann Fehler zugeben, neu anfangen in seinem Leben, in der Beziehung zum Mitmensch, kann auch einmal gegen den Strom schwimmen. Wer weiterwurstelt wie bisher, der muss zusehen, dass ihn nicht die Stürme des Schicksals, die Rohheit seiner Mitmenschen, umwerfen wie diesen Mandelbaum. Auch die Christengemeinde muss Buße tun, dass wir „nach innen“ gesprächsfähiger werden und „nach außen“ einladender, ja selbstbewusster auftreten.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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