Gedanken zum heutigen Volkstrauertag
Wir sehen zu Beginn des empfehlenswerten Abschnittes über das Sterben im evangelischen Gesangbuch auf S. 1426 das Bild eines abgestorbenen Baums. Dieses Symbol für die Kraft, für das Leben der Natur kann uns also nicht trösten .Der Künstler Caspar David Friedrich wusste das und übergoss den toten Baum mit hellem, warmen Licht, mit dem Symbol von Gottes Liebe, die auch unseren Tod besiegt. Natürlich kann man nun allerlei schlaue Argumente anführen gegen Gottes Existenz. Man kann sie bestreiten im Namen der Wissenschaft, der menschlichen Freiheit, im Namen des unbegreiflichen Elends auf unserer Welt. Aber davon wird das menschliche Schicksal nicht leichter. Wir können nur bitter und stumpf werden ohne Gott, können uns einreden, alles sei nicht so schlimm, käme eben so, wie es kommt und man müsse das Leben von der heiteren Seite nehmen. Aber damit betrügen wir uns selbst.
Der düstere Volkstrauertag im grauen November mit seiner schier unerträglichen Erinnerung an die Millionen Toten der Kriege, er lässt sich nur im Blick auf Kreuz und Auferstehung Christi bewusst begehen. Lassen wir uns doch einfach von Gott mit seinem Evangelium beschenken. Bei einem schönen Geschenk frage ich doch auch nicht nach dem Warum. Es fehlen uns Christen manchmal die Glaubenssicherheit, die Glaubensfreude anderer Religionen. So zeichnete der Jude Marc Chagall ein Bild mit dem Titel: „Aaron mit dem siebenarmigen Leuchter“. Der Bruder des Mose hält mit der linken Hand dieses Symbol der jüdischen Religion, die rechte bedeckt sein Herz. Aaron wirkt freundlich, entspannt zugleich bescheiden. Er scheint uns zu fragen, ob wir unseren christlichen Glauben so ernst nehmen wie er seinen jüdischen, ob das Evangelium uns die gleiche Lebensfreude schenkt, die er in seinem jüdischen Glauben fand. Dieses Bild im evangelischen Gesangbuch auf S. 1440 eröffnet eine lesenswerte Sammlung von Gebeten, die uns durch den Tag, durch das Leben begleiten möchten, die unseren Fragen, unseren Sorgen und Ängsten, aber auch unseren Dank vor Gott Ausdruck verleihen können, wenn uns selbst die Worte fehlen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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