Erzbischof Schick: "Die Zeichen der Zeit erkennen"
Erzbischof Schick ruft dazu auf, sich nicht von medialen Schockwellen abstumpfen zu lassen, sondern vernünftig und gläubig nachhaltige Entscheidungen zu fällen
(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, sich nicht von öffentlichen Empörungswellen abstumpfen zu lassen, sondern die Zeichen der Zeit zu erkennen. Immer wieder gingen mediale Schockwellen durch die Öffentlichkeit, die jedoch das Leben der Menschen nicht veränderten, sagte Schick am Sonntag: „Nach der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa kam die NSA-Abhöraffäre, jetzt die furchtbare Sturmflutkatastrophe auf den Philippinen.“ Auch Kostenexplosionen bei Bauten wie dem Berliner Flughafen, der Hamburger Elbphilharmonie und in Limburg hatten für medialen Wirbel gesorgt. „Aber es darf nicht bei diesen Schock- und Empörungswellen bleiben“, sagte der Erzbischof und fügte hinzu: „Wir müssen die Zeichen der Zeit verstehen und etwas ändern. Nicht Empörung, sondern vernünftig gläubige Entscheidungen führen weiter und gestalten die Zukunft. Die Kirche kann dabei helfen.“ Schick, der auch Weltkirche-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz ist, sprach anlässlich von zwei Kirchenjubiläen in Erlangen (25 Jahre Apostelkirche) und Niederndorf (90 Jahre St. Josef).
Die Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa sei ein Zeichen dafür, dass mit der Weltwirtschaftsordnung etwas nicht in Ordnung sei. Das Gefälle zwischen dem superreichen Norden und dem bitterarmen Süden müsse durch eine gerechtere Verteilung der Güter dieser Welt überwunden werden. „Dann werden die Flüchtlingsströme aus Afrika von selbst aufhören“, so der Erzbischof. Die Ausbreitung von Wüsten und die Zunahme von Tsunamis und Naturkatastrophen seien Zeichen dafür, dass nicht genug gegen die Erderwärmung getan werde. Diese Zeichen seien auch an die jetzt in Warschau tagende Weltklimakonferenz gerichtet, denn diese müsse endlich konkrete und nachhaltige Entscheidungen für das Klima treffen.
„Wir müssen unser Leben verändern, weniger CO2 ausstoßen, regionaler wirtschaften und leben“, mahnte Schick. Die Lebensansprüche in Deutschland, Europa und Nordamerika seien zu hoch und gingen auf Kosten der Armen: „Wenn wir nicht jedes Jahr ein paar Prozent Wirtschaftswachstum haben, fangen alle an zu zittern. Aber Wachstum bedeutet auch immer Ressourcennutzung und -verschwendung.“ Die Zeichen der Zeit riefen deshalb zum Konsumverzicht auf, um die Güter der Natur zu schonen und die Schöpfung zu erhalten.
Wer die Zeichen der Zeit verstehe, der lebe auch mit den Jahreszeiten, erfreue sich an der Natur und den Produkten aus dem eigenen Garten oder seiner Umgebung. „Wer sich regional versorgt, leistet einen großen Beitrag für Umweltschutz und gegen Klimaerwärmung“, so der Erzbischof. „Wer mit der Natur lebt, klagt auch nicht über Herbstdepressionen, sondern genießt die ‚dunklen Jahreszeiten‘ und nutzt sie für Ruhe und Einkehr.“ Kirche ist dafür da, zu helfen, dass wir die Zeichen der Zeit verstehen, wie es Jesus getan hat. „Und das muss sie mit allem Ernst tun“, so Schick.
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