Erzbischof Schick würdigt den ehemaligen Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der vor 70 Jahren in Hof starb
„Mutig für Menschenwürde und Menschenrechte, unerschrocken gegen Neonazis und Rassenhass“
Einen mutigen und entschlossenen Einsatz für die Menschenrechte und die Menschenwürde fordert der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Bei einem Gottesdienst am Sonntag im oberfränkischen Hof würdigte der Bamberger Oberhirte den seligen Bernhard Lichtenberg als „den katholischen Märtyrer der Nazizeit, der sich am entschiedensten für die Juden einsetzte“.
Nach den Ausschreitungen vom 9. bis 11. November 1938 betete er und lud die Christen dazu ein „für die verfolgten nichtarischen Christen und die Juden zu beten.“ Unvergessen sind laut Erzbischof Schick die Worte Lichtenbergs: „Was gestern war, wissen wir, was morgen ist, wissen wir nicht. Das, was heute geschehen ist, haben wir erlebt, draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus.“
Der 70. Todestag Lichtenbergs am 5. November 2013 sei zugleich die Aufforderung, auch heute deutlich gegen Rassenwahn und Nationalismus einzutreten. Es sei das Vermächtnis von Bernhard Lichtenberg, dass von „uns Christen und von der Kirche nie wieder Verachtung, Bedrängnis und Verfolgung gegen Juden und anderen Religionen ausgehen“ dürfe.
Das Evangelium Jesu Christi rufe dazu auf, die Menschenwürde und Menschenrechte zu gewährleisten. Jeder Christ müsse neonazistische Tendenzen und Intoleranz gegen Menschen anderer Rassen und Hautfarbe bekämpfen, predigte Erzbischof Schick. „Wehret den Anfängen!“, sollte dabei beachtet werden.
Es sei nicht nur Bernhard Lichtenberg gewesen, der sich den Nationalsozialisten widersetzt habe, erinnerte Erzbischof Schick. „In aller Menschenverachtung, Grausamkeit und allem Terror der Nazizeit gab es Menschen, die gut waren, die ohne Menschenfurcht, Angst um sich selbst oder besorgt um ihre Vorteile, ihren Stand und ihre Stellung sich für Verfolgte und Verurteilte der Nazis einsetzten.“ Dazu hätten auch eine Ärztin, eine Krankenschwester und der Chefarzt des damaligen Hofer Krankenhauses gehört. Sie hätten den seligen Bernhard Lichtenberg in den letzten Stunden seines Lebens gut begleitet. Er würde selbst an diese „lieben guten Menschen“ erinnern und ihnen danken, wenn er zu uns sprechen könnte.
Bernhard Lichtenberg wurde am 3. Dezember 1875 im niederschlesischen Ohlau geboren. Er empfing 1899 die Priesterweihe und setze sich in Berlin gegen den Nationalsozialismus ein. Am 23. Oktober 1941 wurde Lichtenberg von der Gestapo festgenommen und wegen „Kanzelmissbrauchs“ am 22. Mai 1942 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Beim Transport ins Konzentrationslager nach Dachau machte der Zug am 3. November 1943 einen Zwischenstopp im oberfränkischen Hof. 200 Gefangene, darunter Lichtenberg, wurden in ein Gefängnis gebracht. Lichtenberg wurde schließlich ins Hofer Krankenhaus eingeliefert und starb am 5. November 1943 gegen 18.00 Uhr. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1996 selig. Sein Gedenktag ist der 5. November.
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