Bamberger Naturschutzverbände: Innenentwicklung voranbringen – Schutzwürdige Flächen erhalten!
Das ‚grüne Bamberger Hörnla‘ sichern!
Die Bamberger Naturschutzverbände (BUND Naturschutz in Bayern e.V., Landesbund für Vogelschutz und die Naturforschende Gesellschaft) beobachten die Pläne zur Konversion der durch den Abzug der US-Amerikaner freiwerdenden Flächen mit Sorge, weil Begehrlichkeiten weit über die riesigen innerstädtischen Flächen hinaus für Gewerbeansiedlungen geweckt wurden und eine neue Bahntrasse durch den Wald droht.
So wollen Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf das gemeindefreie Gebiet des Hauptsmoorwaldes oder Teile davon eingemeinden. Zusammen mit der Stadt Bamberg wollen sie östlich der A 73 ein riesiges interkommunales Gewerbegebiet (80 Hektar) ausweisen. Auch die als Nationales Naturerbe gesicherten Flächen der ehemaligen Muna Bamberg stehen offenbar zur Disposition, da die Stadt Bamberg das Gelände gewerblich nutzen will. Und am Flugplatz Breitenau droht Bebauung und massive Zunahme des Flugverkehrs.
Hubert Weiger, der BN-Vorsitzende erklärt dazu: „Die Stadt Bamberg erhält im Zuge des US-Abzugs mindestens 155 Hektar Flächen, die sie künftig für Wohngebiete, aber auch andere städtische Nutzungen beplanen kann. Das sind bereits als Kasernen, Sportanlagen und Sonderflächen genutzte Flächen. Das Gelände ist so groß wie vom Hauptbahnhof bis zum Dom und von der Markusstraße bis zum Hain. Damit hat die Stadt für die nächsten Jahrzehnte genug innerstädtisches Entwicklungspotential und kann dem Grundsatz Innenentwicklung vor Außenentwicklung Rechnung tragen. Die schutzwürdigen Flächen im Hauptsmoorwald, die landesweit bedeutsamen Sandmagerrasen am Flugplatz und die Muna müssen aber endlich wieder dem Naturschutz dienen. Besonders ein Überspringen des Frankenschnellweges mit einem Gewerbegebiet wäre für den Hauptsmoorwald eine Katastrophe. Wir kritisieren seit langem, dass die Staatsregierung mit ihrer Verweigerungshaltung verhindert, dass Nordbayerns Naturschätze in den Staatswäldern besser geschützt werden. Der Hauptsmoorwald gehört natürlich dazu. Zusammen ergäbe der Schutz der naturnahen Konversionsflächen mit dem Wald ein ‚grünes Bamberger Hörnla‘, für das es zu kämpfen lohnt.“
Die Verbände lehnen deshalb ein Aushöhlen des unter Bannwaldschutz stehenden Hauptsmoorwaldes entschieden ab. Die derzeit östlich der A 73 genutzten und versiegelten Militärflächen (Waschanlage etc.) sollen renaturiert und das Gebiet dem Wald zurückgegeben werden. In diesem Bereich gibt es Laubfrosch und Gelbbauchunken-Vorkommen, die europaweit zu schützen sind.
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter: „Interkommunale Gewerbegebiete sind sicher sinnvoller als wenn jeder sein eigenes Gebiet ausweist. Aber nirgends steht geschrieben, dass ein interkommunales Gewerbegebiet nicht auch auf freiwerdenden, schon einmal bebauten Militärflächen in der Stadt Bamberg ausgewiesen werden kann. Da Bamberg ja offenbar ein interkommunales Gewerbegebiet prinzipiell mittragen würde, kann man das auch in der Stadt mit den Gemeinden zusammen realisieren. Wir alle wollen doch die Stadt der kurzen Wege. Die Größe von 80 Hektar ist aber indiskutabel.“
„Mit dem Gelände auf der Breitenau verfügt Bamberg über einen Hot-Spot der Artenvielfalt von europäischem Rang, dennoch erfolgt bislang keine Ausweisung als Naturschutzgebiet. Das Naturschutzgebiet, die Broseansiedlung und die von Coburg nach Bamberg verschobenen Arbeitsplätze wären nebeneinander möglich. OB Starke und Regierungspräsident Wenning sollten endlich erklären, warum sie diesen wertvollen Flächen den Schutzstatus verweigern“, so Heinz Jung, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bamberg. „Bei den geplanten Ostumfahrungsvarianten der ICE-Trasse wird bereits der nächste Großangriff auf den Hauptsmoorwald geplant. Wer den Bannwald, die grüne Lunge Bambergs, seine natürliche Klimaanlage und Trinkwasserspender weiter schädigt, beeinträchtigt die Lebensqualität aller Bewohner in der Stadt und den umliegenden Gemeinden“, so Jung.
Abzug der US-Armee
Die US-Armee will bis 30.9.14 räumen, bis 2015 sollen die Übergabeverfahren für die zivile Nutzung laufen.
Militärisch genutzte Flächen in und um Bamberg
Im Stadtgebiet von Bamberg sind es mindestens 449 ha, die derzeit von der US-Armee genutzt werden. Etwa 8.000 US-Militärangehörige incl. Familie wohnen, ca. 1.300 Beschäftigte arbeiten dort. Zur Bamberger Konversionsfläche zählt auch der Flugplatz Breitenau, der bereits übergeben und in zivile Nutzung überführt wurde. Genauere Kenntnisse über die Abgrenzungen der US-Militärflächen im Hauptsmoorwald außerhalb der Stadtgrenzen sind derzeit dem BN nicht bekannt. Man kann von etwa 400 ha gemeindefreiem Gebiet unter militärischer Nutzung ausgehen. Der Hauptsmoorwald hat insgesamt eine Fläche von ca. 3.000 Hektar.
Flugplatz Breitenau
Der im Nordwesten der Stadt Bamberg gelegene Flugplatz Breitenau wird zwar seit 84 Jahren vom Aero Club Bamberg genutzt, Hauptbetreiber des Fluggeländes ist aber von 1945 bis vor Kurzem die US-Armee gewesen. Das Fluggelände ist etwa 95 ha groß, davon sind 38 ha als besonders wertvolle Biotope kartiert.
Das Gelände weist eine außergewöhnliche Vielfalt naturbelassener Lebensräume auf. Sandbiotope wie Magerrasen über Gebüsche, Hochstauden, Altgrasbestände, Großseggenriede bis zu Ginsterheiden sind hier in größerem Umfang bis heute erhalten geblieben. Das Gelände zählt deshalb zu den Kerngebieten der SandAchse Franken wie das Naturschutzgebiet Pettstadter Sande, das NSG Tennenloher Forst bei Erlangen, das NSG Hainberg westlich Nürnberg.
Braunkehlchen und andere störempfindliche Vögel wie die Bekassine kommen hier vor. Neben einer Vielzahl ungefährdeter Arten sind zudem Brachpieper, Steinschmätzer, Baumfalke, Grauammer, Heidelerche, Dorngrasmücke, Flußregenpfeifer, Rebhuhn, Wiesenpieper, Kiebitz und Schafstelze auf dem Luftsportgelände nachgewiesen. Bei allen drei Stadtbiotopkartierungen seit 1981 wurde der Flugplatz als bayernweit bedeutsamer Lebensraum eingestuft. Mit 209 festgestellten Pflanzenarten, darunter z.B. Silbergras, Sandgrasnelke und Berg-Sandglöckchen, 25 Schmetterlingsarten, darunter Bläulinge, Schwalbenschwanz, u.a., 17 Heuschreckenarten, 12 Libellenarten, außerdem verschiedene Lurche (z.B. Kreuzkröte) und Kriechtiere (z.B. Zauneidechse, Bergeidechse) gehört er zu den wertvollsten Offenlebensräumen der Region.
Der Flugplatz sollte weitestgehend im bestehenden Zustand erhalten bleiben, und zur langfristigen Sicherung als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Der Flugbetrieb wäre im bisherigen Umfang weiterhin möglich.
Zu wenig Naturwälder in Bayern – Mehr Waldschutzgebiete vor allem in Nordbayern nötig
Eine aktuelle bundesweite Studie belegt bei Waldschutzgebieten in Deutschland und vor allem in Bayern große Defizite. Trotz international verbindlicher Vorgaben und eines Beschlusses der Bundesregierung weigert sich die Staatsregierung 10 Prozent des Staatswaldes bis 2020 dauerhaft zu schützen. Im Vergleich zu Oberbayern (3%) und vor allem in Niederbayern (15%) schneidet Nordbayern sehr schlecht ab: nur 1 % der Staatswälder dürfen sich als Naturwald entwickeln, es gibt bislang keinen Nationalpark. Der Hauptsmoorwald wäre ein guter weiterer Kandidat für die Naturwaldentwicklung. Naturwälder sind Pflicht im öffentlichen Wald. Wirtschaftswälder können Naturwälder beim Schutz der Artenvielfalt nicht ersetzen.
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