Kirchehrenbach: Wissenswertes und Besonderheiten über Käfer begeisterte die Zuhörer beim Vortrag von Dr. Johannes Bail im Nebenzimmer Gasthaus zum Walberla
Bails Prachtkäfer, ein von ihm entdeckter Käfer erhielt seinen Namen artillus baili
Käfer sind die artenreichste Tiergruppe. Sie sind überall. Sie haben jeden Winkel der Erde erobert und leben lange vor dem Menschen. Es gibt derzeit 350.000 beschriebene Arten. 70 Säugearten, 5500 Käferarten kennt man in Bayern. In und um Kirchehrenbach 315 Arten, davon 55 Rote Liste Arten. Von den bislang entdeckten Arten ist jede 4. Tierart ein Käfer. Johannes Bail: „Biologen vermuten, dass es noch Tausende, wenn nicht Millionen weiterer unbekannter Arten gibt.“ Kirchehrenbach bietet für Holzkäfer besondere Lebensräume. Zum einen sind das Naturschutzgebiet Walberla, zum anderen sind der Rechtlerwald, die Streuobstwiesen, der heimische Mittelwald sehr ideale Voraussetzungen für bestimmte Käferarten. Die Struktur ähnelt Auwäldern, was für den Bestand und die Vermehrung der Käfer beste Voraussetzungen sind.
Mit vier Schaukästen verdeutlichte Johannes Bail die Artenvielfalt und zum Teil farbenprächtige Schönheit verschiedenster Käfer. Am Mikroskop konnte jeder Anwesende sich selbst von der Farbenpracht der zum Teil nur Millimeter großen Käfer überzeugen. Und in einer Power Point Präsentation erlebten die Zuhörer die Artenvielfalt und Lebensgebiete der Käfer auf der ganzen Welt.
Borkenkäfer fördert Artenvielfalt
Eine Lanze brach Johannes Bail für den für die Waldbewirtschaftung gefürchteten Borkenkäfer. Es gibt 41 Arten. Ein Viertel kommen bei uns vor. Borkenkäfer fördern auch die Artenvielfalt. Denn bei vielen Käferarten ist Totholz beliebt, Lebensgrundlage. Zum Beispiel werden in abgestorbenen Waldgebieten 450 verschiedene Käfer nachgewiesen. Die Schnelligkeit der Vermehrung des Borkenkäfers ist immens. Ein Weibchen kann zwischen 30 bis 100 Eier legen. Aus 200 Käfern in der ersten Generation werden 4000 und in der zweiten Generation 80.000, was in der dritten Generation mehr als 1,5 Millionen werden. Besonders der große Kupferstecher (2 Millimeter) und der große Buchdrucker (5 Millimeter) sind in Monokulturen z.B. Fichtenwälder gefürchtet. Wie die Zerstörung eines Baumes durch den Borkenkäfer von statten geht erklärte Johannes Bail anhand eines mitgebrachten Rindenmusters, wo durch die Vielzahl der Gänge die Nährstoffe der Bäume zerstört werden. Staunen gab`s dann doch von den Anwesenden über das tödliche „Kunstwerk“ unter der Rinde der Bäume das die Wissenschaftler „Rammelkammern“ nennen.
Spannend war auch die Erfolgsgeschichte der Käfer. Sie begann vor 285 Millionen Jahren. Dank ihrer ökologischen Vielfältigkeit und Anpassungsfähigkeit haben sie die Millionen von Jahren überlebt.
Aufklärung gab`s zum Thema: Was sind Käfer? Die meisten können fliegen. Käfer sind besonders gebaute Tiere. Sie sind anders als normale Insekten mit Kopf-Brust-Hinterleib. Käfer haben einen vereinfachten Körperbau aus Kopf und Hinterleib besetzt mit Flügelpaaren, teilweise auch als Schutz. Sie haben das zentrale Nervensystem im Bauch. Während bei uns das Herz vorne ist, ist es bei den Käfern auf dem Rücken. Welche Besonderheiten die Facettenaugen bei Bienen, Fliegen, Käfern haben, wusste Johannes Bail an verschiedenen Beispielen zu erklären. Mit ihren Facettenaugen nehmen sie ihre Umwelt nicht so scharf wahr, wie der der Mensch. Aber dafür haben sie eine unendliche Tiefenschärfe. So können sie ganz schnell kleinste Bewegungen registrieren und blitzschnell reagieren. Deswegen ist es auch so schwer eine Fliege zu fangen.
Johannes Bail begeisterte seine Zuhörer über mitgebrachte Schaukästen, gefüllt mit unterschiedlichsten Käfern. Durch Mikroskopeinblicke konnte jeder den Farbenglanz, z.B. beim großen Rosenkäfer und die anmutende Schönheit bei einer Vielzahl von Käfern selbst erleben. Mit dabei war auch der kleinste Käfer, der Zwergkäfer, der nur ein Viertel Millimeter groß ist. Was es besonderes mit dem Maikäfer auf sich und warum der imposante Hirschkäfer und andere Arten vom Aussterben bedroht sind waren weitreichende Ausführungen von Johannes Bail. Sein Apell: Man sollte nicht seinen Garten akribisch von Totholz „entrümpeln“, wenn man den Artenreichtum von Käfern erleben möchte. Und er weckte Verständnis dafür, „auch der Wald braucht Totholz um Leben und Artenvielfalt zu schaffen.“ BN-Vorsitzender Heinrich Kattenbeck dankte unter dem Beifall der begeisterten Zuhörer im Gasthaus zum Walberla seinem stellvertretenden BN-OG-Vorsitzenden Dr. Johannes Bail für den spannenden und erlebnisreichen Vortrag: Wissenswertes und Besonderheiten der Käfer.
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