Sonntagsgedanken: Was ist der Mensch?
Es kommt hier alles auf den Blickwinkel an. Man kann sagen: „Der Mensch ist ein Tier höherer Ordnung.“ Oder: „Der Mensch ist eine Art Maschine!“ Beides stimmt, aber nur zu einem Teil. Wir können den Menschen psychologisch oder soziologisch betrachten, können von seiner Seele, von seiner Rolle in der Gesellschaft ausgehen. Wir können den Menschen als „Krone der Schöpfung“ feiern oder uns entsetzen über menschliche Grausamkeit. Die Bibel nennt den Menschen „Ebenbild Gottes“, das meint Stellvertreter und Repräsentant Gottes auf Erden. Das gilt für jeden Menschen. Jeder Mensch kann und soll nachdenken über sich, kann und soll Verantwortung übernehmen für sich und andere. Pflanzen und Tiere können das nicht. Die Bibel sieht den Menschen nüchtern, weiß um die „Sünde“ des Menschen. „Sünde“ meint nicht nur moralisches Versagen, sondern auch, dass wir stets um uns selbst kreisen, zu wenig auf Gott und zu sehr auf uns schauen, uns beherrschen lassen von der Tretmühle des Alltags, von unseren Illusionen, von unserem Futterneid. Die Bibel gibt das zu, beschönigt nichts, speist uns nicht mit hohlen Phrasen ab wie: „The show must go on! Take it easy!“
Die Bibel warnt uns vor der heute so üblichen Selbstvergötzung, wo jeder meint, er wisse, könne und dürfe alles. Gott rührt das Herz jedes Menschen an, mal leise, mal deutlich, mal tröstend, mal warnend. Es geht darum, sich betend dem Heiligen Geist zu öffnen, von ihm durchdringen zu lassen, dass wir begreifen, was jeweils dran ist. Wer es poetisch zusammenfassen will, höre folgende Zeilen von Arno Pötzsch:
„Was bin ich, Gott? Was ist der Mensch vor Dir?
Der Menschheit alte, immer neue Fragen,
seit Anbeginn Geschlechtern aufgetragen,
ich trage sie, ach, von Kind an auch in mir.
Was ist der Mensch, der böse, trotzig-wilde,
der ungestillt erbaut, zerstört sein Reich?
Sich selbst ein Rätsel, das kein Herz enthüllte!
Du aber sprichst: Ich schuf Dich mir zum Bilde –
Bild heißt Geschöpf und Bild heißt Ziel zugleich –
und unstet bleibst Du, Mensch, bis sich’s erfüllte!“
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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