Stadtverwaltung Bayreuth: Die Kunst der Igel-Überwinterung

Nur verletzte und stark untergewichtige Tiere sollten in Obhut genommen werden

Alljährlich im Spätherbst nehmen tierliebe Zeitgenossen Igel in Obhut, versorgen, füttern und pflegen sie. Bei diesen gut gemeinten Bemühungen, den Igel vor einem vermeintlichen Hungertod zu bewahren, wird leider oftmals übersehen, dass Igel zwar von Menschen besiedelte Gebiete als Lebensraum bevorzugen, aber dennoch Wildtiere geblieben sind. Das künstliche Überwintern kann daher mehr Schaden anrichten als Nutzen.

Aus Gründen des Artenschutzes ist nach bisherigen Untersuchungen eine solche Hilfe für den Erhalt des Igels nicht notwendig. Zudem ist die Wiedereingliederung eines künstlich überwinterten Igels in die natürliche Lebensgemeinschaft – wie bei allen Wildtieren – sehr schwierig und oft wenig erfolgreich.

Igel gehören zu den besonders geschützten Tierarten, denen nicht nachgestellt und die nicht gefangen oder gar getötet werden dürfen. Selbstverständlich dürfen verletzte oder kranke Tiere aufgenommen und gepflegt werden. Sie müssen aber unverzüglich in die Freiheit entlassen werden, sobald sie sich dort selbstständig erhalten können. Sinnvoll ist es daher nur, schwer verletzte oder stark untergewichtige Tiere aufzunehmen. Igel mit einem Gewicht unter 400 Gramm sollten keinesfalls vor Anfang November aufgenommen werden, da es ihnen bis dahin immer noch möglich ist, sich genügend Winterspeck anzufressen.

Dem Igelbestand nützt vor allem, wenn ausreichend große und artgemäß ausgestattete Lebensräume in der freien Landschaft, aber auch in Grün- und Gartenanlagen erhalten oder neu geschaffen werden. In den Hausgärten kann jeder den stacheligen Gesellen helfen, wenn er folgende Regeln beachtet: Bei der Gartengestaltung einheimische Pflanzenarten verwenden und, wenn möglich, eine Blumenwiese statt Einheitsrasen ansäen. Im Herbst sollte zudem nicht alles Laub beseitigt werden, denn Igel benötigen es für ihre Winterquartiere. Ein über mehrere Jahre liegen gebliebener Reisighaufen, mit Laub überschichtet, bietet einen attraktiven Schlafplatz für den Igel. Und wenn Schneckenbekämpfung schon unbedingt notwendig ist, so sollte sie nicht mit dem Einsatz von Gift erfolgen, sondern mit umweltfreundlichen Methoden, wie etwa Bierfallen oder Schneckenzäunen, denn Schnecken sind eine wichtige Nahrungsquelle für Igel. Generell sollte im Garten auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden, Gartenzäune sollten so gebaut werden, dass Igel darunter durchschlüpfen können.