Autobesitzer werden bald profitieren: Reparieren elektronischer Bauteile ist billiger als austauschen
Kfz- Service- Engineering 2020: erste Erfolge
Es gibt die ersten Erfolge beim Projekt Kfz- Service- Engineering 2020, das die Handwerkskammer zusammen mit dem Lehrstuhl für umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth und der Fraunhofer- Projektgruppe für Prozessinnovation betreut. Kernziel des Projekts ist es, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten für elektronische Bauteile im Auto zu verbessern. Davon soll in erster Linie der Autokunde profitieren, weil neue elektronische Bauteile viel Geld kosten. Profitieren werden aber auch die Kfz- Werkstätten, deren Reparatur- und Servicemöglichkeiten sich mit dem Projekt verbessern werden.
Für vier der insgesamt 11 Handlungsfelder, die im Projekt angegangen werden sollen, sind die ersten Lösungen gefunden. Darunter die Bereiche „Scheinwerfer“ und „Komponenten der Elektromobilität“, Und diese Lösungen werden jetzt in Lehrgänge für die heimischen Autowerkstätten umgesetzt. „Die ersten Lehrgänge beginnen im November. „Schon bald“, so Handwerkskammer- Hauptgeschäftsführer Thomas Koller und Prof. Dr.- Ing. Rolf Steinhilper von der Universität Bayreuth, werden die ersten Autokunden in den Genuss der neuen Services kommen“.
Zum Hintergrund des Projekts: Elektronische Bauteile verursachen inzwischen mehr als die Hälfte aller Autopannen. Jedes Jahr müssen in Oberfranken alleine 21.000 Luftmassenmesser, 15.000 Turbolader oder 10.000 Motorsteuergeräte ausgetauscht werden. Ausgetauscht, wohlgemerkt, nicht repariert, weil sie nach aktuellem Stand der Technik gar nicht repariert werden.
Zu den 11 ausgewählten Handlungsfeldern gehören Bereiche wie Direktschaltgetriebe, Turboladersteller, elektromechanische Lenkung, Motorsteuergerät oder Fernwartung. Einige der Handlungsfelder werden federführend von der Fraunhofer- Projektgruppe bzw. der Universität Bayreuth, andere direkt von der Handwerkskammer betreut. Dazu gehört auch das Handlungsfeld Schweinwerfer.
Seitens der Handwerkskammer betreut Diplomingenieurin Johanna Erlbacher das Projekt. Eine Frau mit Power. Viel Power. Nach dem Abschluss ihres Studiums – Mechatronik, Maschinenbau und Elektrotechnik in Erlangen – und den damit verbundenen Berufspraktika, unter anderem bei Ford in Köln, war ihr klar: Ihre Zukunft liegt im Kfz-Bereich und auch da vor allem in der Praxis. Deshalb stürzte sich die gebürtige Lauferin nach ihrer Diplomarbeit trotz anderer Angebote gleich wieder in eine Ausbildung, sie machte eine Lehre zur Kfz-Mechatronikerin und entdeckte im Winter 2012 eine Stellenanzeige der HWK im Zusammenhang mit dem Projekt Kfz- Service-Engineering 2020. Johanna Erlbacher wusste sofort: „Das ist mein Traumjob.“ Seit 01.02.2013 leitet sie nun das Kfz- Zukunftsprojekt.
„Bricht bei einem Scheinwerfer eine Haltenase ab, so musste bisher der komplette Scheinwerfer getauscht werden. Dieser Problematik haben wir uns angenommen und die zu ersetzenden Teile und Halterungen geprüft und analysiert. Durch die Beschaffung eines 3D-Scanners können die Konturen der Haltenase erfasst werden und mit einer Bearbeitungssoftware für den 3D-Druck optimiert werden. Danach kann die reproduzierte Haltevorrichtung mit dem entsprechenden Fügeverfahren am Scheinwerfergehäuse angebracht werden“. Wichtig, so Erlbacher, ist uns dabei eines: „Die Reparatur muss für den Kunden günstiger sein als der Austausch des kompletten Scheinwerfers, deswegen steht auch die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Reparaturverfahren im Fokus des Projektes.“
Ein weiteres Beispiel, so Erlbacher, ist der LED-Tausch bei Rücklichtern. Auch hier war und ist die gängige Praxis, dass bei dem Ausfall einer LED der komplette Scheinwerfer getauscht werden muss. Für den Kunden entstanden dabei Kosten in Höhe von ca. 200 €, obwohl die Kosten einzelner LED´s im einstelligen Eurobereich liegen.
Insgesamt werden für das Projekts Kfz- Service- Engineering 2020 elf Schulungskonzepte entwickelt. Im November startet eine Hochvoltschulung für die Wartung und Reparatur von Elektrofahrzeugen. Die ersten beiden Kurse bilden „Fachkundige für Arbeiten an HV-eigensicheren Systemen“ aus. Sie finden am 11. und 12., sowie am 13. und 14. November statt. Im März folgen die Schulungen für die Reparatur von Scheinwerfern.
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