Kunstwerk aus Giechburg-Ausstellung entfernt: "Obszöne Dinge haben da nichts verloren"
Grüne wollen dem Landkreis Bamberg peinliche Diskussionen ersparen
Die Kreistagfraktion von Bündnis90 / Die Grünen hat nun einen Antrag im Kreistag gestellt, in dem sie eine klare Darlegung von Kriterien fordert, welche für das Aufstellen von Kunstobjekten im Landkreis erfüllt werden müssen. Stein des Anstoßes ist die Entfernung eines Werkes mit dem Titel „Winterlicher Waldsee“ bei einer Ausstellung auf der Giechburg. Mehrere Besucher hatten das Werk als Vagina interpretiert und sich beschwert. Daraufhin ließ Renate Kühhorn, die Fachbereichsleiterin für Kultur und Sport am Landratsamt Bamberg, das Kunstwerk entfernen.
Laut eigener Aussage hatte sie bei dieser „Entscheidung“ keine Wahl, denn: „Obszöne Dinge hätten da nichts verloren“. Da das Landratsamt bis jetzt keine Stellung genommen hat, will die Fraktion der Grünen nun Klarheit schaffen. „Mit diesem Antrag wollen wir dem Landkreis bei seinen Ausstellungen in Zukunft peinliche Diskussionen wie jüngst ersparen“, so Kreisrat Bernd Fricke. Es ginge darum, klare Richtlinien festzusetzen, denn eine persönliche Entscheidung zur Entfernung schränke die Kunstfreiheit ein. Auch seine Fraktionskollegin Barbara Müllich hält die Reaktion für bedenklich:“ Kunst soll ja die Phantasie des Betrachters anregen. Man kann Verschiedenes auf diesem Bild erkennen. Es hätte nicht abgenommen werden müssen.“ Durch die Behandlung des Antrags sollen solche Kontroversen in Vorhinein vermieden werden.
Der Antrag der Grünen
Kriterien für die Ausstellung von Kunstobjekten durch den Landkreis Bamberg
Sehr geehrter Herr Landrat,
die Fraktion BÜNDNIS90/Die Grünen – Alternative Liste stellt folgenden Antrag:
Die Verwaltung möge darlegen, nach welchen Kriterien Kunstobjekte in den durch den Landkreis Bamberg organisierten Ausstellungen gezeigt werden dürfen, bzw. auszuschliessen sind.
Begründung:
Im FT vom 22.06.2013 ist zu lesen, dass ein Künstler sein Werk bei einer Ausstellung auf der Giechburg wieder entfernen musste, da sich Besucher beschwert hätten und das Werk als „anstössig“ bezeichneten. Das Werk mit dem Titel „Winterlicher Waldsee“ wurde als Vagina interpretiert. Frau Kühhorn wird zitiert, „Da musste ich das abhängen. Ich hatte überhaupt keine andere Wahl.“ Und weiter: Man wolle Familien nicht vor den Kopf stossen. „Obzöne Dinge hätten da nichts verloren“.
Wir können den Vorgang nur der Darstellung des FT entnehmen. Wir bitten auch darum die Sicht der Verwaltung, die zu dieser Entscheidung führte, darzulegen.
Es sei jetzt mal dahin gestellt, ob das Bild durch den Betrachter als Vagina interpretiert werden mag. Hier stellt sich die Frage anhand welcher Kriterien Kunstwerke als „anstössig“ oder „obszön“ bezeichnet werden, da diese Kriterien wohl die Begründung dafür darstellten, dass dieses Kunstwerk bei der Kunstausstellung nicht mehr gezeigt werden durfte. Reicht es als Kriterium aus, dass sich Besucher beschweren?, dann dürfte es zu allen Zeiten wahrscheinlich nicht viel Kunst gegeben haben (z.B die „liegende Frau mit Frucht“ in Bamberg, von Botero). Oder reicht es aus, dass die Leiterin der Ausstellung nach ihren subjektiven Kriterien Kunst als nicht zeigbar für die Öffentlichkeit, hier obszön, definiert (immerhin hatte der FT kein Problem das Bild in seinem Artikel abzudrucken). Das erscheint doch alles etwas beliebig. Wir bitten deshalb um eine Klarstellung.
Noch ein paar ergänzende Hinweise: Wir dürfen auch darauf hinweisen, dass seit es Menschen gibt, die Vagina als Symbol der Fruchtbarkeit und des Begehrens Gegenstand von Kunst aller Kulturen war und ist.
In Österreich gibt es seit dem 12.05.1982 ein Gesetz, dass die Freiheit der Kunst garantiert. Wir sollten unserer Meinung nach in diese Richtung denken.
Keiner möchte doch in Zukunft mögliche Schlagzeilen wie: „Landkreis Bamberg verbietet „obszöne Kunst“, das weckt völlig falsche Assoziationen.
Wir bitten deshalb von Seiten der Verwaltung um klare Kriterien, welche Kunstwerke zeigbar sind und wenn überhaupt, welche Kunstwerke ausgeschlossen werden sollten.
Wir freuen uns auf eine interessante Debatte.
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