"Ökostrom – jein danke?" – BR berichtet aus unserer Region

laVita-Moderator Tobias Ranzinger vor einem Windrad

laVita-Moderator Tobias Ranzinger vor einem Windrad

Sendung im Bayerischen Rundfunk am 15.07.2013 um 20.15 Uhr

  • Redaktion: Johanna Walter
  • Regie: Susanne Roser
  • Moderation: Tobias Ranzinger
  • Wdhl. Dienstag 16.07. um 00.45 Uhr und um 14.15 Uhr

Die Energiewende ist eingeläutet. Doch so notwendig sie ist, so sehr erhitzt sie auch die Gemüter. Sie verändert die Landschaft: Kollektoren werden errichtet, Trassen für Stromkabel geschlagen, Windräder gebaut. Für die einen sind sie Symbole des Fortschritts, für andere wahres Teufelszeug. Aber wer sind nun die Gewinner der Energiewende? Und gibt es auch Verlierer? Das will laVita klären.

Wind, Sonne, Biogas – diese regenerativen Energien sollen auf Dauer den Einsatz von fossiler Energie und Atomkraftwerken ersetzen. Klingt vernünftig? Trotzdem werden derzeit viele Bürgerinitiativen gegründet. Es sind vor allem die Windräder, die erbitterten Widerstand in der Bevölkerung hervorrufen. Besonders in Oberfranken wird nämlich diesbezüglich eifrig gebaut. Alleine im Landkreis Bamberg sollen bis zu 150 neue Windräder entstehen, da es hier auf der Fränkischen Alb besonders windträchtige Gebiete gibt, die man nutzen will. Viele Bürger fürchten dadurch aber eine Verschandelung ihrer Heimat. Zudem fühlen sie sich ungerecht behandelt und fordern eine gleichmäßigere Verteilung auf ganz Bayern. laVita-Moderator Tobias Ranzinger forscht nach, ob dieser Protest berechtigt ist.  Dazu trifft der Moderator auf Pia Martin, deren  Wohnhaus in der Gemeinde Wattendorf mit Blick auf acht Windräder steht, die ca. vier Kilometer Luftlinie entfernt sind. Elf weitere zum Teil  in nur 1000 Metern Entfernung von ihrem Haus sind geplant.  Ihrer Meinung entschieden zu viel und zu nah. Deshalb hat sie sich nun mit anderen betroffenen Bürgern aus der Region zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen.

Aber es gibt auch Befürworter von Windrädern in der Region – z.B. in Litzendorf:  Malermeister und Grünen-Gemeinderat Georg Lunz will, dass seine Gemeinde eigene Windräder bekommt. Sogenannte Bürgerwindräder, die in der Hand der Bürger sind und die demensprechend auch mitverdienen können. Und tatsächlich: Die Resonanz unter der Bürgerschaft ist jetzt schon riesig: Schon gut 500 Anfragen für eine Beteiligung sind beim Bürgermeister Martin Möhrlein eingegangen. Er und der  Bayreuther „Windspezialist“, der Universitätsprofessor Thomas Foken, standen Tobias Ranzinger  Rede und Antwort.

Doch die Litzendorfer haben einen Vorteil, sie sehen diese geplanten Räder von ihren Häusern aus gar nicht. Wie aber ergeht es den direkten Anwohnern von Windrädern. Nicole und Rainer Albert hatten gerade erst in Ludwag, Gemeinde Scheßlitz,  nur 11 km entfernt von Litzendorf,  gebaut, als die Firma Naturstrom hinter ihrem Haus drei weitere Windräder errichtete. Ihr Fazit: Hätten sie gewusst, dass in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft noch mehr Windräder entstehen, hätten sie sicher nicht gebaut. Sie stört vor allem der Schall, den sie besonders am Abend und nachts wahrnehmen – dann, wenn sie eigentlich entspannen wollen.  Und sie sind sich sicher, dass ihr Haus und Grundstück dadurch  an Wert verloren hat. Silvia Pfeufer  sieht das wiederum ganz anders: Die Biobäuerin hat einen ihrer Äcker als Standort für ein Windrad verpachtet. Silvia Pfeufer bekennt sich zu den Windrädern, weil sie in ihnen ein Symbol für eine sauberere Energiegewinnung sieht und als Chance für die Region, die landwirtschaftlich untere einem eher ertragarmen Boden leidet. Allerdings ist ihr bewusst, dass einige Mitbürger ihr durchaus Profitgier vorwerfen. Aus diesem Grund macht sich die Biobäuerin auch für echte Bürgerwindräder in der Gemeinde Litzendorf stark – denn wenn man persönlich einen Nutzen davon hat, würden sie auch sicher weniger stören…

Schließlich trifft Tobias Ranzinger noch einen von denen, die die Windräder errichten: Robert Claus. Seit drei Jahren arbeitet der Ingenieur für die Forchheimer Zweigstelle der Firma Naturstrom AG. Claus  ist nicht nur fasziniert von der Technik, sondern auch überzeugt davon, dass die großen zentralen Kraftwerke und die dazugehörigen großen Konzerne der Vergangenheit angehören.  Die Zukunft gehöre der dezentralen Energieversorgung  durch kleinere mittelständische Unternehmen, da dies weniger Trassen erfordere. Dafür aber zu mehr  Windrädern auf dem Land führe – z.b eben auch im Landkreis Bamberg.

Um sich ein genaueres Bild zu machen, beschließt laVita-Moderator Tobias Ranzinger mit Robert Claus ein Windrad mal genauer unter die Lupe nehmen. Gleichzeitig möchte er von ihm wissen, was er den Ängsten und Argumenten der Kontrahenten zu entgegnen hat…

In Weißenbrunn vorm Wald steht eine ganz andere Großbaustelle ins Haus:  Eine 380kV-Leitung soll demnächst direkt am Ort vorbeiführen – und zwar die geplante Stromtrasse von Thüringen nach Redwitz an der Rodach. Diese 30 Kilometer lange Trasse wird notwendig,  weil bei erneuerbaren Energien der Strom oft woanders entsteht, als er verbraucht wird. Für Weißenbrunn heißt das: Hohe Masten, Hochspannungsleitungen. Das empfinden die Anwohner nicht nur als optische Störungen – sie haben Angst vor den elektromagnetischen Feldern, fürchten um die Gesundheit, vor allem ihrer Kinder. laVita fährt nach Weißenbrunn, spricht mit der Bürgerinitiative sowie dem Stromnetzbetreiber.

Die erneuerbaren Energien scheiden die Geister und oft hängt es an der eigenen Grundeinstellung zum Thema. Energie erzeugen – für Georg Köstner ist das zum Hobby geworden: Er ist ein echter Solar-Pionier.  Ausschlaggebend war der Tschernobyl-Gau im Jahr 1986. Damals hat sich der Brannenburger entschlossen, seinen Strom selbst zu produzieren. Ein sogenanntes Inselkraftwerk wollte er schaffen – eine echte Herausforderung, denn sein Haus liegt am Waldrand mit viel Schatten. Mittlerweile produziert Georg Köstner fast die Hälfte seines Stroms selbst. Und da ist auch noch mehr drin – sagt er. laVita besucht den Solar-Pionier in seinem besonderen Haus.

Manch einer benötigt deutlich mehr Energie als ein Durchschnittsverbraucher: Gerade für Kleinunternehmer ist Strom ein hoher Ausgabeposten. Dazu kommt nun auch noch die EEG-Umlage, die den Umstieg zu den erneuerbaren Energien mitfinanzieren soll…  Unter dieser zusätzlichen Ausgabe leiden auch Josef Schauer und  Rudolf März aus Hörlkofen. Der eine ist Chef einer Bäckerei, der andere gründete schon in der Studienzeit ein Hightech-Chemie-Startup-Unternehmen. Für beide ist der durch die EEG-Umlage steigende Strompreis ein Problem. Eigentlich müssten sie ihre Produkte im Preis anheben – doch das ist dem Kunden nicht gut zu vermitteln. Dabei hätten sie doch längst eine andere Lösung für ihr Problem: Sie würden gerne Strom direkt vom nahegelegenen Solarpark beziehen – vor allem weil dort überzähliger Strom vorhanden ist. Ob das klappt? laVita sprach mit den beiden Unternehmern und setzte dabei ganz neue, kreative Energien bei den Unternehmern frei…