Gedanken zum Johannestag am 24. Juni

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Bischof Wilhelm Stählin erinnerte sich noch als alter Mann, wie er im 1. Weltkrieg eine der letzten kurländischen Sonnwendfeiern erlebte. Die lettischen Volkslieder schwankten zwischen enthusiastischer Freude und tiefer Resignation. Da begriff Stählin die trügerische Faszination der Naturfrömmigkeit: Viele besuchen nicht mehr den Gottesdienst, denn sie meinen, Gott ja auch im Wald, auf der Wiese erleben zu können, wollen sich dann freilich nicht vom Oberförster beerdigen lassen. Die Natur in bunter, duftender Frühlingspracht weckt die Lebensgeister, bis uns die herbstliche Depression lähmt. Der im Volkslied, im Schlager unsäglich verkitschten Jugendzeit, rückt unbarmherzig das trübe Alter auf den Pelz.

In den Tagen der Sonnwende denken wir Christen an Johannes den Täufer. Ihm lief das Volk zu, ließ sich von ihm aufrütteln. Doch der starke, der erfolgreiche Prediger stürzte gar schnell ab und, den nahen Tod im Kerker vor Augen, zweifelte er, ob sein Weg richtig war. Johannes freilich vergötzte sich nicht selbst wie mancher Star von heute, sondern er ordnete sich freiwillig Christus unter. Wie das Jahr nach dem Johannestag (24. Juni) sich „neigt“ so Johannes vor Jesus.

So oft kreisen wir um unsere Sorgen und Wünsche, um die Meinung der anderen, der Mehrheit. So werden wir hin- und hergetrieben wie die Blätter im Herbst. Wir Christen dürfen jedenfalls dem Beispiel des Täufers folgen und uns täglich neu auf den Weg zu Christus machen. Die in der Nacht angezündeten Johannesfeuer, die man heute leider fast nur noch als Sonnwendfeuer bezeichnet, sollen zum Symbol für den christlichen Glauben werden, der in der Dunkelheit von Angst, Zweifel und Gewalt leuchtet. Jesu Liebe ist stärker als das Naturgesetz von Werden und Vergehen. Seine Liebe bringt uns schon jetzt neues befreites Leben und das ewige in Gottes neuer Welt.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind
  • nicht verheiratet