Stunde der Gartenvögel: Katastrophe für Schwalbe und Mauersegler
Später Winter schwächt Insektenfresser, nasses Frühjahr dezimiert Bestände zusätzlich – Nordische Wintergäste bleiben in Bayern
Nach Auswertung von 250.000 Vogelmeldungen, gezählt von 10.000 Naturfreunden an 7.000 Orten, liefert das Endergebnis der Stunde der Gartenvögel 2013 in Bayern ein interessantes Bild. Die Lage von Mauersegler, Schwalbe und anderen Insektenfressern ist für den Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) besorgniserregend. Diese Arten haben nicht nur unter den Folgen des späten Winter gelitten, wie die Ergebnisse nun deutlich zeigen. Darüber hinaus machte ihnen und ihren Bruten zuletzt auch noch das nasskalte Wetter schwer zu schaffen. Profiteure sind einzig nordische Wintergäste wie der Kernbeißer, die nach dem langen Winter in Bayern geblieben sind, um hier zu brüten.
Die Beteiligung an der Aktion lag in Bayern erneut deutlich über dem Vorjahr: „Wir freuen uns, dass sich so viele Menschen eine Stunde Zeit genommen haben, um eine Viertelmillion Vögel zu zählen“, so Ludwig Sothmann, Vorsitzender des LBV. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Forschung für Jedermann, wie wir sie mit den Vogelzählungen etabliert haben, hervorragende Daten liefert.“
Nicht erfreut sind die Vogelschützer über einige konkrete Ergebnisse. So hat der lange Winter offensichtlich zu deutlich niedrigeren Beobachtungszahlen von Schwalben, Mauersegler, Hausrotschwanz und Bachstelze geführt. Dabei fiel der Mauersegler um drei Plätze auf Rang 11 ab, und die Bachstelze wurde mit Platz 22 sogar vier Ränge schlechter notiert. Diese Arten litten unter dem Mangel an Insekten aufgrund des nasskalten Wetters. „Wegen des Pestizideinsatzes, des Überhand nehmenden Maisanbaus und weiterer Auswirkungen der Intensivlandwirtschaft haben es diese Arten ohnehin schwer, genügend Nahrung zu finden. Wir haben große Sorge, dass sie nun deutliche Bestandseinbrüche erleiden“, erklärt Sothmann.
Überrascht zeigen sich die Vogelschützer von einer weiteren Folge des langen Winters: Vogelarten, die im Winter zu uns ziehen und die hiesigen Bestände erhöhen, scheinen wegen des späten Winters nicht wieder abgezogen, sondern zum Brüten in Bayern geblieben zu sein. Am deutlichsten wird dies beim Kernbeißer, der dieses Jahr fast achtmal so oft beobachtet wurde wie 2012. Aber auch Arten wie der Gimpel (+250%) und der Erlenzeisig (+50%), die bei uns häufiger als Wintergäste denn als Brutvögel auftreten, wurden deutlich zahlreicher gemeldet.
Während die Plätze 1 und 2 wie im Vorjahr von Hausspatz und Amsel belegt werden, konnte die Kohlmeise heuer Platz 3 vom Star erobern, der auf 4 zurückfällt. Die größten Gewinner in den Top 10 sind Blaumeise (5.), Grünfink (6.), Feldsperling (8.) und Buchfink (10.). Die häufig empfundene Zunahme der Elster lässt sich auch heuer nicht bestätigen: Sie wurde wie im Vorjahr in ca. 60% der Gärten beobachtet. Am weitesten verbreitet ist die Amsel in 96% der Gärten.
Die Endergebnisse können landkreisgenau auf www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de eingesehen werden. Interaktive Karten stellen dar, wie sich eine Vogelart an einem ausgesuchten Ort oder Landkreis entwickelt hat.
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