Sonntagsgedanken: Politische Diakonie
Unter diesem Stichwort läßt sich das politische Engagement der Kirchen zusammenfassen. Diakonie heißt auf Deutsch „Dienst“. Die Kirche als Institution will und soll nicht nur den Armen, Alten, den Kranken und Behinderten „dienen“, nicht nur den Aussiedlern, Drogensüchtigen oder Aidskranken – all das tut sie seit Jahrzehnten – , ihre Aufgabe ist es auch, dem Gedanken der sozialen Gerechtigkeit, des Friedens und des Umweltschutzes zu „dienen“. Die Politik, das feld von Wirtschaft und Wissenschaft, sind zu wichtig,um sie den Parteifunktionären, den Forschern und Managern zu überlassen. Die Kirche ist ein Teil der Gesellschaft und kann sich wie Berufsverbände oder Selbsthilfegruppen politisch zu Wort melden. Die Kirche will und darf niemanden bevormunden, sondern appelliert an das Verantwortungsgefühl eines jeden. Die Kirche muss nicht auf den nächsten Wahltermin starren, nicht auf die Geschäftsbilanz. Die Kirche ist juristisch, organisatorisch und finanziell unabhängig, ein wichtiger Vorteil gegenüber Parteien und betrieben, und hier liegt auch ein Argument für die Kirchensteuer. Gäbe es sie nicht, müssten wir viele Einrichtungen schließen und wären von Großspendern abhängig, die uns erpressen könnten.
Alle Kirchen in Deutschland unterstützen mittlerweile die Demokratie, den Rechts-und Sozialstaat. Die Kirche will keine Partei sein, sondern muss Partei nehmen für die Schwachen, denn die Starken können sich selbst helfen. Ein Christ kann sich in jeder demokratischen Partei engagieren. Christen freilich wissen, dass wir die Macht des Bösen nicht besiegen können, daß wir immer wieder unterliegen. Wir Christen vergötzen nicht die politische Macht, das Geld, den Erfolg. wir vertrauen, dass Gott letztlich die Zügel in Händen hält. Dies schenkt uns Gelassenheit in unserem Engagement.
Darf aber ein Christ dem Staat Widerstand leisten? Wenn der Staat sich unmoralisch verhält, dann MUSS ein Christ ihm nach Möglichkeit friedlich widerstehen. Ein Grenzbereich ist heute das Kirchenasyl. Abgelehnte Asylanten aufnehmen ist ein Appell an die Humanität des Staates, kein Rechtsbruch aus niederen Motiven.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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