Sonntagsgedanken: Gedanken zu Trinitatis
„Groß ist unser Herr und groß seine Macht und seiner Weisheit kein Ende! Lobet ihn, Sonne, Mond und Planeten, in welcher Sprache immer euer Loblied dem Schöpfer erklingen mag. Lobet ihm, ihr himmlischen Harmonien, und auch ihr, ihr Zeugen und Bestätiger seiner enthüllten Wahrheiten! Und Du, meine Seele, singe die Ehre des Herrn dein Leben lang! Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge, die sichtbaren und die unsichtbaren. Ihm allein sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“
Diesen leidenschaftlichen Hymnus des Sternenforschers Johannes Kepler ordnet das Evangelische Gesangbuch dem Trinitatisfest, dem Fest der Dreieinigkeit Gottes zu. Wir wundern uns wohl über so viel Überschwang noch dazu aus der Feder eines Wissenschaftlers. Keplers Nachfolger sind nüchterner, kühler geworden als dieser überzeugte Lutheraner. Berechnende Vernunft und sichtbarer, kurzfristiger Erfolg bestimmen heute oft die Wissenschaft. Kepler forschte, um damit die Wege Gottes in der Natur nachvollziehen und damit die Kunst des Schöpfers recht schätzen zu können.
Die Trinität Gottes können wir nicht rational mit unserem kleinen Menschenverstand begreifen, nur im Lobpreis verehren: Gott, der verborgene Schöpfer und Erhalter des Kosmos, der unerkannte, oft vergessene, ja verlachte Herr der Geschichte, er kommt zu uns in Jesus Christus, um uns sein wahres Gesicht zu zeigen. Christus leidet wie viele unschuldige Opfer von Unglück, Krankheit und Gewalt. Er sühnt unsere Schuld, wie arg sie auch sein mag. Ja, erst unter dem Kreuz Christi können wir begreifen, eingestehen, daß wir auch unabsichtlich, unbewusst andere Menschen verletzen, dass die Macht des Bösen uns oft ergreift, fortreißt wie ein wilder Strom. Ich denke an den Jähzorn, den scheelen Neid, das nörglerische Selbstmitleid, die hinterhältige Gehässigkeit. Gott konnte und wollte nicht einfach sagen: Schwamm drüber! Das Opfer Christi war nötig, doch nun ist der Weg zu Gott für jeden frei. Christus aber hat am Ostermorgen unserm Tod die Macht genommen. Da hat sich kein Gespenst gezeigt, kein untoter Zombie. Da ist etwas passiert, was den letzten und schlimmsten Feind allen Lebens entmachtet hat. Wie gesagt: Verstehen können und brauchen wir dies Geheimnis nicht, aber wir DÜRFEN unser leben darauf aufbauen. Christus ist nun bei Gott, aber sein Heiliger Geist wirkt bis zur Wiederkehr Jesu unter uns. Er will die Niedergeschlagenen aufrichten,die Hochmütigen dämpfen, die zerstrittenen versöhnen, die kalten Herzen erwärmen,die toten Beziehungen beleben, will Gewissen schärfen. Er will aber auch Selbstvorwürfe, bohrende Schuldgefühle zerstreuen, die manchem das Leben zur Hölle machen. Vor allem will der Heilige Geist heute uns verwandeln, heute durch uns wirken.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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