Sonntagsgedanken: Gedanken zum Pfingstfest

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Vom damals im 18. Jahrhundert berühmten französischen Philosoph Voltaire wird erzählt, er habe Spottlieder über die Psalmen gedichtet, doch beim 51. Psalm aufgehört, wo er lesen musste: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“Voltaire soll gesagt haben: „Das ist es, was mir fehlt.“ Einmal behauptete er auch, daß es demnächst mit der Bibel aus sein werde. Doch sein damaliges Wohnhaus diente im 20. Jahrhundert einer Bibelgesellschaft als Quartier.

Wo aber soll der „neue, beständige Geist“ herkommen, wenn nicht von Gott? Wo sollen wir ihn finden, wenn nicht im Wort Gottes? Wie nötig wir diese geistige Erneuerung brauchen, hat der nicht christlich gebundene Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm so ausgedrückt: „Zum erstenmal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen seelischen Veränderung des Menschen ab.“ Freilich, viele wollen diese Hiobsbotschaften von Massenvernichtungswaffen, Umweltzerstörung und sozialer Verelendung im Alter nicht mehr hören, beschränken sich darauf, hier und heute zurechtzukommen, wollen „etwas vom Leben haben“. Ich kann diesen Wunsch verstehen, denn ich fühle mich ja auch oft ohnmächtig, ja wütend, wenn ich von Skandalen in der kleinen und großen Politik höre.

Aber die Flinte ins Korn werfen, sich ins Private zurückziehen, das wäre feige und verantwortungslos.

Woher kommt Hilfe? Auf das „Gute im Menschen“, auf die demokratischen Spielregeln, die immerhin das Schlimmste verhüten, auf das Sozialstaatsprinzip im Grundgesetz, das uns Deutsche wenigstens vor dem verhungern sichert, würde ich mich nicht verlassen. Ich vertraue auf und bitte um den Heiligen Geist Gottes, den ich nicht mit Händen greifen, nicht mit dem Mikroskop entdecken, nicht in Kirchenmauern einsperren kann, dessen wunderbare, unverfügbare Kraft ich aber immer wieder spüren darf z. B. in der Güte, in der verständnisvollen Zuwendung meiner Eltern, meiner Partnerin, in vielen angenehmen Erlebnissen des Alltags. Gottes Geist möchte die tiefe Kluft zwischen den sozialen Schichten, den Generationen, den Parteien und Kulturen überwinden, möchte Trägheit in Engagement, Apathie in Interesse, Feindschaft in Freundschaft verwandeln, wenn wir es nur zulassen, denn er drängt sich nicht auf.Er begleitet jeden Getauften auch ins Krankenhaus, in die Gefängniszelle, in die Stuben der Sozialämter.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind
  • nicht verheiratet