Erzbischof Schick zu Pfingsten: "Online sein für den Heiligen Geist"
„Der Geist Gottes kommt heute bei vielen nicht an, weil ihre Antennen für anderes belegt sind“
(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat zum Pfingstfest davor gewarnt, durch die Nutzung neuer Online-Medien „offline für den Heiligen Geist“ und für zwischenmenschliche Kommunikation zu werden. „Der Geist Gottes kommt heute bei vielen nicht an, weil ihre Antennen für anderes belegt sind“, sagte Schick am Freitag im Hinblick auf das Pfingstfest. Als Nutzer von Twitter und Facebook seien ihm auch die Gefahren mehr bewusst, die in den neuen Medien liegen. „Ich beobachte aufmerksamer, dass Gespräche von Mensch zu Mensch oft durch das Handy gestört werden. Sitzungen werden oberflächlicher, weil zwischendurch immer wieder jemand nach dem Handy oder iPad greift, um Botschaften zu empfangen oder zu versenden“, sagte Schick.
Für viele Jugendliche und Personen der Öffentlichkeit drehe sich alles um die Frage, wie viele Freunde sie auf Facebook und wie viele Follower sie auf Twitter haben. Freunde im Leben zählten zu wenig heute. Aber darauf komme es an: „Wer keine echten Freunde hat, wird einsam.“ Den Heiligen Geist als Freund und Helfer zu haben und ihm zu folgen, sei für viele ganz weit weg. Auch für das Wirken des Heiligen Geistes brauche man Zeit und Ruhe, Konzentration und Offenheit. „Wer geistvergessen wird, der schadet sich selbst und seinen Beziehungen, der Welt und der Kirche“, sagte der Erzbischof.
„Im Leben gibt es nicht nur Tweets und Statusmeldungen“, betonte der Erzbischof. Wenn die sozialen Kontakte überwiegend aus virtuellen Freunden bestehen, drohe in der realen Welt eine schleichende Vereinsamung mit oft schlimmen Folgen. Die sozialen Netzwerke dürften nicht verteufelt werden, betonte Schick. „Wichtig ist aber, damit Gutes zu wirken, sie mit Unterscheidungsvermögen zu benutzen und sich nicht blind von ihnen vereinnahmen zu lassen.“
Eine besondere Verantwortung komme den Eltern und Erziehern zu, um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche Täter oder Opfer von Cybermobbing werden. Es sei eine erschreckende Entwicklung, dass jeder sechste Schüler schon einmal Opfer von Schikane, Hetze und Beleidigung im Internet geworden sei, wie eine aktuelle Studie ergab. „Wir brauchen eine Ethik der neuen Medien und eine gute Erziehung für ihren Gebrauch.“ Eltern und Lehrer seien gefordert, mit den Kindern und Jugendlichen sowohl über den richtigen Gebrauch als auch über die Gefahren und Risiken des Internets zu reden und sich selbst in diesem Gebiet kompetent zu machen. Sie sollten den Nutzen für sinnvolle Kommunikation, Information und Bildung kennen und vermitteln, so Schick. Internetnutzung dürfe auf keinen Fall dazu missbraucht werden, Kinder ruhig zu stellen oder damit Erziehung und Betreuung zu ersetzen, mahnte er.
„Der Heilige Geist weht, wo er will, auch im Internet“, sagte Schick. „Er macht lebendig, das kann jeder spüren, der sich auf ihn einlässt. Er lässt uns aber auch unterscheiden, was gut und böse, was zukunftsträchtig und lähmend ist. Der Heilige Geist macht lebendig für Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, für Denken und Experimentieren, für das, was heute notwendig ist, damit unsere Gesellschaft auch morgen gut lebt und wirkt.“ Der Heilige Geist bewahre auch vor Passivität, Resignation, Enttäuschung und Trauer. „Der Heilige Geist hilft uns gegen die Gefahren, die auf uns lauern. Er macht jeden lebendig, der sich auf ihn einlässt. Das ist das Mutmachende an Pfingsten.“
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