Erzbischof Schick verlieh Preis der Betriebsseelsorge
Kulmbacherin Marietta Schmidt als „Arbeiterin für Gerechtigkeit“ ausgezeichnet
(bbk) Erzbischof Ludwig Schick hat an die Kulmbacher Berufsschullehrerin Marietta Schmidt den Preis der Katholischen Betriebsseelsorge Bamberg „Arbeiter für Gerechtigkeit“ verliehen. Schick überreichte im Bistumshaus St. Otto die Bronzeplakette. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert.
Der Leiter der Diözesan-Betriebsseelsorge, Manfred Böhm, betonte bei der Preisverleihung am Dienstagabend, die Kirche habe die Pflicht, die Zeichen der Zeit zu erforschen und zu deuten. Das mache sehend für die Bedingungen der Arbeitswelt, die dann nach der Norm der Gerechtigkeit umgestaltet werden müssen. Dies habe Schmidt seit eh und je bewegt. Für ihre Mitarbeit an einer menschlichen Welt aus christlicher Verantwortung heraus sei ihr der Preis zugesprochen worden.
Betriebsseelsorger Eckhard Schneider erklärte in seiner Laudatio, Schmidt sei nicht nur eine „Arbeiterin oder besser Beamtin für Gerechtigkeit“, sondern ein „pontifex minor“ – eine „kleine Brückenbauerin“, da sie eine „Wandlerin zwischen den Welten“ sei, die sich zwischen vermeintlichen Fronten bewege. Brückenbauen sei immer ein Wagnis und berge das Risiko zwischen Scheitern und Glücksgefühl. Brückenbauen habe das Verbessern der Lebensqualität auf Dauer zum Ziel. Die Preisträgerin und SPD-Kommunalpolitikerin, die aus dem katholischen Oberbayern nach Oberfranken gekommen war, führe Menschen und Organisationen zusammen.
Erzbischof Schick stellte die Frage, was heute Gerechtigkeit bedeute und wie Mann und Frau zur „Arbeiterin oder Arbeiter für Gerechtigkeit“ werde. Gerechtigkeit könne man übersetzen mit „rechtes Leben für alle“. Ein „Arbeiter für Gerechtigkeit“ sei man dann, wenn man sich für ein „rechtes Leben für alle“ einsetze. Vor allem müsse dabei die Jugend in Europa und der ganzen Welt in den Blick genommen werden. Für sie müsse Nachhaltigkeit angestrebt werden. Dafür sei die Kardinaltugend des Maßhaltens nötig. „Gott hat genug gemacht für jedermanns Bedürfnisse aber nicht für jedermanns Habgier.“ Maßhalten sei eine Forderung an alle, besonders aber an die Wohlhabenden. Die Preisträgerin mahne diese Tugend immer wieder an. Wer sich für Gerechtigkeit einsetze, müsse tapfer kämpfen. Marietta Schmidt verfüge auch über die Tugend der Tapferkeit. Tapferkeit bedeute vor allem, einen langen Atem zu haben und am Thema Gerechtigkeit dranzubleiben.
Besonders wichtig bei der Arbeit für Gerechtigkeit sei der Einsatz für die Bildung, so Schick. Die Bildung sei das A und O für die Gerechtigkeit. Und für die Bildung habe sich Schmidt als Berufsschullehrerin und in der Gewerkschaft GEW seit Jahrzehnten eingesetzt.
In ihren Dankesworten meinte Schmidt: „Sozialdemokratin und Gewerkschafterin und freiwillig aktiv katholisch – wie geht das?“ An allen drei Eigenschaften habe sie schon bitter gelitten. Aber immer wieder hätten sich Menschen gefunden, die sie wieder aufgebaut haben. Ohne deren Tun hätte sie diese Auszeichnung nicht erhalten.
Marietta Schmidt lebte bis zu ihrem elften Lebensjahr in Wasserburg am Inn, kam dann nach München, wo sie später eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester absolvierte. Parallel zum Beruf besuchte sie das Abendgymnasium und studierte Höheres Lehramt an Berufsschulen. Zuletzt unterrichtete sie fünf Jahre an der Berufsschule in Kulmbach. Sie hat zwei Kinder. Heute engagiert sich die 68-jährige Pensionärin für den Erhalt des Sonntags als Ruhetag mit der „Sonntagsallianz“ in Kulmbach. Sie ist in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der Gewerkschaft GEW und der SPD aktiv. Bei der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen war sie stellvertretende Landesvorsitzende.
Der Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ wurde von Prälat Norbert Przibyllok, dem ersten Leiter der Betriebsseelsorge des Erzbistums, gestiftet. Er wird an Einzelpersonen oder Gremien aus der Arbeitnehmerschaft verliehen, die sich in ihrem Einsatz für mehr Solidarität,?Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft oder im Betrieb besonders verdient gemacht haben.
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