Sonntagsgedanken: Die Seligpreisungen
Zu den beeindruckendsten und zugleich umstrittensten Texten der Bibel gehören die „Seligpreisungen“, die im Matthäusevangelium die „Bergpredigt“ einleiten (Kapitel 5 ab Vers 3). Jesus preist die Armen, die Entrechteten selig, aber auch die Barmherzigen und Friedfertigen. Daß Gutes tun besser ist als Böses tun, Unrecht leiden besser als Unrecht tun, wird jedem halbwegs anständigen Menschen einleuchten. Aber der Radikalismus Jesu überrascht doch. Fühlen sich die Unterdrückten, die Benachteiligten nicht verhöhnt, wenn sie solche überschwenglichen Hymnen hören? Wäre es nicht besser, in die Hände zu spucken,um etwas aus sich zu machen? Wäre es nicht besser, mit aller Kraft dem Bösen zu widerstehen, sich für eine humane, soziale, umweltfreundliche Gesellschaft einzusetzen? Noch beliebter ist es heute, sich durchzuwursteln, sich möglichst wenig Gedanken zu machen.
Wenn Jesus die Armen und Benachteiligten selig preist, meint er damit, daß sie ganz auf Gott angewiesen sind, daß sie sich nicht einbilden können, irgendwie aus eigener Kraft auszukommen. Wer auf sich selbst vertraut,der überschätzt, überfordert sich und andere, sieht es nicht ein, daß Gott allein das Böse überwinden kann. Wie aber endet dieser Kampf? Oft mit Resignation im Angesicht des Todes, mit Neid und Bitterkeit, wenn man mitansehen muß, wie es andern angeblich oder wirklich besser ergeht als einem selbst. Wer aber auf Gott vertraut, leidet zwar auch unter dem Elend des Lebens, unter den vielen kleinen und großen Bosheiten der andern, muß aber nicht verbissen, freudlos um das eigene Recht kämpfen, kann gelassen loslassen, kann das eigene Leben, ja das Schicksal seiner Lieben getrost in Gottes Hand legen. Rückschläge, Frustrationen, fassungslose Ohnmacht, Ungewißheit gehören auch zu unserem christlichen Leben. Aber wir können all das leichter ertragen als unsere Mitmenschen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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