Sonntagsgedanken: Der Weltenplan Gottes
Wer in der Abenddämmerung vom Zürichberg hinunterschaut in das aufstrahlende Lichtermeer, entdeckt einen besonders hell erleuchteten Streifen, den Hauptbahnhof, eine Welt für sich. Der neutrale Beobachter kann die Lichter nicht zuordnen, das kann nur der Bahnhofsvorsteher. Er leitet den ganzen Betrieb. Dies gilt analog auch im menschlichen Leben. Wir vermuten und diskutieren, wie es in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem mit uns selbst und den Unsrigen weitergehen kann. Gott aber hat den großen Weltenplan geschmiedet und hat jedem seinen Platz zugewiesen. Ist Gott willkürlich, ein Tyrann?
Gott hat uns seinen Willen offenbart in seinem Wort, im Evangelium. Mir tun die Menschen leid, die an den Zufall „glauben“, indem sie dieses Wort mißbrauchen, denn „glauben“ heißt „vertrauen“. Dem Zufall aber kann man nicht „vertrauen“, auf ihn hoffen vielleicht wie ein Glücksspieler. Aber „vertrauen“ kann ich nur jemanden, der zu mir steht, mir beisteht, mich liebt. Wie aber steht es dann mit dem Bösen, dem Leid? Will gott das? Sind wir Christen nicht verrückt, wenn wir an den „lieben“ Gott „glauben“? In der Tat wir Menschen sind ver-rückt, wir sind abgerückt vom Plan Gottes, haben uns verrücken lassen von der Macht des Bösen, von unserem Zorn, unserem Mißtrauen, unserem Trotz, unserem Neid, unserer Nervosität, unserer Resignation, unserer inneren Haltlosigkeit. Wir sind frei zu tun, was wir wollen, und deshalb auch verantwortlich für unsere Taten, ja deshalb schuldig.
Gott hat Zeit, hat Geduld mit uns. Wie gute Eltern dem Treiben ihrer Kinder scheinbar tatenlos, ohnmächtig zusehen, um sie selbst erfahren zu lassen, wohin das führt, so macht es Gott mit uns. Gott könnte wohl mit der Faust dreinschlagen, aber er läßt uns Spielraum. Dann dürfen wir uns nicht bei Gott beklagen, wenn wir den Karren in den Dreck fahren. Wie aber steht es mit den heimtückischen Krankheiten, den Unfällen? Auch sie sind zu einem Teil menschliche Schuld, Folge menschlichen Versagens, menschlicher Leichtfertigkeit. Was übrigbleibt, was ich nicht begreifen kann, darf ich Gott anheimstellen. Gottes Weltregiment kann ich nicht begreifen, erst recht nicht kritisieren genausowenig wie der kleine Hilfsarbeiter den Generaldirektor beschulmeistern kann. Gott hat mich von Anfang an auserwählt, sein Kind zu sein, er liebt mich und daran soll ich nicht zweifeln.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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