Frühjahrswanderung der Frösche und Kröten startet!
Amphibien im Zangengriff von Pkw und Pestiziden
Nicht nur wir Menschen genießen das lang erwartete Ende des Winters: um ca. einen Monat hat sich die Hochzeit von Kröte, Frosch und Molch verspätet. Mit den aktuellen warmen Regenfällen verlassen die Tiere in großer Zahl ihre Winterquartiere. Überall in Bayern sind schon Amphibienzäune aufgebaut, um ca. 700.000 Amphibien vor dem Straßentod zu retten. Aber nicht nur Fahrzeuge, sondern auch der massive Einsatz von Pestiziden gefährden die Tiere in bisher ungeahntem Ausmaß.
Nach wenigen warmen Tagen Anfang März kam die diesjährige Amphibienwanderung wegen zu niedriger Temperaturen landesweit komplett zum Erliegen. Amphibien brauchen feuchtwarme Nächte mit über 5 Grad zum Wandern. In den nächsten Tagen wird daher die jährliche Wanderung voll einsetzen. Daher wurden auch dieses Jahr an rund 450 der in Bayern bekannten 1385 Straßenabschnitte mit Amphibienwanderungen spezielle Fangzäune aufgestellt. Rund 6000 Naturschützer werden die Tiere über die Straßen tragen und so zumindest diese Gefahr mindern. Der Bund Naturschutz bittet alle Autofahrer, an diesen Stellen besonders vorsichtig zu fahren: Nicht nur Amphibien, sondern auch die ehrenamtlichen Helfer des Bundes Naturschutz sind hier gefährdet.
Die ersten Frösche nutzten schon die warmen Tage Anfang März, einige laichten sogar schon ab. Die Rückkehr des Winters zerstörte Teile des Laichs, ein natürliches Ereignis, auf das die Arten angepasst sind. Nicht ins Verhaltensspektrum gehören aber Straßen: ganze Populationen können dadurch ausgelöscht werden. „Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden an starken Amphibienwanderwegen tote Amphibien mit dem Schneeräumer beseitigt. Heute sind in Bayern schon Amphibienwanderwege mit gerade einmal 2.000 Tieren von landesweiter Bedeutung“ stellt Dr. Kai Frobel, der Artenschutzreferent des Bund Naturschutz fest.
Große Sorge bereiten den Amphibienschützern neue Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Gifteinsatzes in der konventionellen Landwirtschaft. Wie eine aktuelle Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt, kann schon der Einsatz der den Landwirten empfohlenen, üblichen Menge an Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden bei Grasfröschen zu einer Sterblichkeitsrate von bis zu 100 Prozent führen! Sie fanden, dass Frösche die tödlichen Pestizide direkt über die Haut aufnehmen. Damit befinden sich Amphibien nach Auffassung des Bund Naturschutz in einem regelrechten Zangenangriff aus Pkw und Pestiziden. Nicht zuletzt deswegen setzt sich der Bund Naturschutz für die ökologische Landwirtschaft ein, die ohne Pestizide arbeitet.
Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung: Ulrike Geise, BN Amphibienspezialistin, Tel. 09386/90161, ulrike.geise@bund-naturschutz.de / Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent des BN, Tel. 0911/81878-19, kai.frobel@bund-naturschutz.de
Die Studie „Terrestrial pesticide exposure of amphibians: An underestimates cause of global decline?“ (Carsten A. Brühl, Thomas Schmidt, Silvia Pieper, Annika Alscher. 24.1.2013) ist unter http://www.nature.com/srep/2013/130124/srep01135/full/srep01135.html nachzulesen.
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