Gedanken zum Weißen Sonntag, zum Sonntag "Quasimodogeniti"
Ein ganz normaler Sommertag in der freien Natur, Pflanzen und Tiere verrichten ihr Tagwerk. Da tritt der schlaue Fuchs auf und wirft mitten hinein in die allgemeine Geschäftigkeit die gewichtige Frage: „Was heißt eigentlich Leben?“ Ein verliebter Kater stolziert durchs Gras und schnurrt: „Leben, das heißt: Spaß haben!“ Eine Ameise schleppt einen riesigen Strohhalm vorüber und seufzt: „Leben, das heißt, sich endlos plagen!“ Ein angeschossener Hase humpelt durchs Dickicht und jammert: „Leben, das heißt: Pech haben!“Hoch über allen zieht ein Adler seine Kreise und verkündet: „Leben, das heißt: nach oben streben!“ So diskutieren Pflanzen und Tiere noch eine Weile, ohne sich einigen zu können. So müssen wir diese Frage heute selbst beantworten. Das Leben ist vielfältig, facettenreich. Wir leben ja heute in pluralistischen Zeiten, wo die verschiedensten Weltanschauungen in unserem land um die Vorherrschaft kämpfen. Unsere Gesellschaft splittert sich auf in immer mehr Grüppchen, die ihre jeweils eigene Sprache und Kultur herausbilden. Aber auch im Herzen jedes einzelnen ringen verschiedene Kräfte und Stimmen um Einfluß. Wir Christen aber vertrauen darauf, daß es nur einen gibt, der letztlich das Wirrrwarr in uns, das Durcheinander in der menschlichen Gesellschaft überwinden kann, nämlich Gottes Heiligen Geist, der jeden Getauften durch Dick und Dünn begleitet. So möchte ich die Frage des Fuchses beantworten: „Leben, das heißt: Auf die Taufe vertrauen, auf das, was Christus durch Kreuz und Auferstehung für jeden von uns getan hat. Der „Weiße Sonntag“, benannt nach dem früher getragenen weißen Taufkleidern, gilt in unserer Kirche als Taufgedächtnis- oder Konfirmationstag. Die Konfirmanden wiederholen an diesem Tag bewußt und hoffentlich mit innerer Überzeugung das Versprechen, das ihre Eltern und Paten bei der Taufe einst für sie ablegten. Wie die neugeborenen Kinder, das heißt „Quasimodogeniti“, so dürfen wir mit kindlicher Unbefangenheit, Ehrlichkeit, mit kindlichem Eifer und Vertrauen unser Leben täglich neu aus der Taufe schöpfen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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