Gedanken zum Gründonnerstag: Des Malers Zeugnis
Der großartige Künstler Michelangelo durchlebte Höhen und Tiefen, Zeiten des Ruhms und der Geringschätzung, Phasen intensiver Religiosität und Phasen völliger Lehre. Erst im hohen Alter rang er sich zu ruhiger, freudiger Gewissheit durch, zum völligen Vertrauen auf Gott. Diese Überzeugung prägt auch ein realistisch gehaltenes Kreuzigungsbild aus der Hand des späten Michelangelo. Es eröffnet auf S. 1502 im evangelischen Gesangbuch den lesenswerten Abschnitt über das Abendmahl. So wie der berühmte Künstler dürfen wir im Abendmahl zur Ruhe kommen, Kraft schöpfen für den Alltag, die körperliche, unmittelbare Nähe Gottes spüren. Das Abendmahl verbindet uns untereinander über alle Grenzen der politischen Überzeugung, des sozialen Standes, der Frömmigkeit hinweg. Wir dürfen einen Vorgeschmack des Paradieses im Abendmahl erfahren.
Mit anderen Worten formuliert die Bedeutung des Abendmahles folgendes Wort aus Lateinamerika :
„Wir essen das Brot, um unser Leben zu erhalten.
Wir trinken Wein zum Fest und zur Freude.
Wir essen Brot und trinken Wein mit Menschen, die uns vertraut sind, mit denen wir gern zusammen sind.
Jesus aß Brot und trank Wein mit vielen Menschen und holte sie damit in seine Freundschaft und in sein Vertrauen. Er zeigte ihnen, dass er sie lieb hatte.
Aber er ging weiter als wir: Er rief den Armen, Klagenden und Weinenden zu: Selig seid Ihr, Euer ist das Gottesreich. Ihr werdet satt werden und lachen.
Er nahm die Ausgestoßenen und Verachteten an und aß mit ihnen.
Er wurde gescholten als Fresser und Weinsäufer, als Freund von Zöllnern und Sündern.
Er sagte, er sei gekommen, nicht Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Er ging weiter als wir, vielen ging er zu weit. Darum wurde er verraten, verurteilt und gekreuzigt.
Das war aber nicht das Ende. Bis heute sind uns Brot und Wein Zeichen seiner Gegenwart.“
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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