Erzbischof Schick am Gründonnerstag: Die Kirche kann ohne Caritas nicht bestehen
„Wer den Nächsten nicht lieben will wie sich selbst, kann sich nicht Christ nennen“
(bbk). Erzbischof Ludwig Schick hat am Gründonnerstag die Bedeutung der Caritas, das lateinische Wort für Liebe, betont. „Machen wir uns bewusst, dass es ohne die Liebe Christi keine Kirche gäbe und wir uns ohne die Liebe zum Nächsten nicht Christen nennen können“, predigte der Erzbischof im Bamberger Dom. „Keiner kann Gott lieben, der nicht den Nächsten liebt wie sich selbst.“ Nächstenliebe sei zuerst eine Sache des Willens, der sich entschließt Gott zu lieben und den Nächsten, woraus dann konkrete Taten der Caritas werden. Schick verwies darauf, dass die Caritas kein Anhängsel an „das Eigentliche der Kirche“ sei, sondern mit Liturgie und Verkündigung zum „Kerngeschäft der Kirche“ gehöre. „Keine dieser drei Seiten darf fehlen, weil sonst das ‚gleichschenklige Dreieck Kirche‘ in sich zusammenfällt“, sagte Bischof Schick.
„Wer zur heiligen Messe geht, muss ein Christ der Caritas sein oder werden“, so der Erzbischof. Das Evangelium von der Fußwaschung sei ein alternativer Einsetzungsbericht der Eucharistie. Sowohl in der Fußwaschung als auch in der Feier des Letzten Abendmahles gebe Jesus sein Leben für die Menschen hin und uns ein Beispiel. „Wie kann man in der Eucharistie die Hingabe Jesu für die Menschen bis zum Tod feiern, wenn man den anderen missachtet, die Hungernden und Kranken, die Leidgeprüften und Ausgegrenzten übersieht, egoistisch und egozentrisch auf Kosten der Nächsten und der Allgemeinheit lebt?“
Die Eucharistiefeier und das Leben für den Nächsten dürften nicht voneinander getrennt werden, so Schick. „Jede Eucharistiefeier verpflichtet uns zur Caritas.“ Damit sei nicht in erster Linie die wichtige Arbeit der Caritasverbände in Altenheimen, Hospizen oder Kindergärten und der Jugendhilfen gemeint, sondern zunächst die Caritas im alltäglichen Leben. Die Nächstenliebe zu den eigenen Angehörigen, Nachbarn und Arbeitskollegen im Alltag sei das Fundament, auf dem die organisierte Caritas aufbaue. „Die alltäglich geübte Nächstenliebe und die Arbeit der Caritasverbände dürfen sich nicht voneinander trennen.“ Deshalb stehe der derzeit laufende Dialogprozess in der katholischen Kirche auch unter dem Motto „Zivilisation der Liebe“. Nicht ohne Gott und im Egoismus werde das persönliche Glück erlangt, sondern in der Liebe zu Jesus Christus und zu den Mitmenschen: „Indem wir den Nächsten lieben, kommen wir Jesus nah und erfahren in ihm auch selbst Heil und Frieden und in der Liebe zum Mitmenschen lieben wir Gott.“
In der Gründonnerstagsmesse wurden einigen ehren- und hauptamtlichen Caritasmitarbeitern symbolisch die Füße gewaschen, weil sie selbst anderen durch ihre Arbeit die Füße gewaschen haben, anderen wurde eine Kerze überreicht, weil sie Licht in Dunkelheiten des Lebens gebracht hätten. Mit dem Gründonnerstag beginnen die drei heiligen Tage vor Ostern, die an das Leiden und Sterben Jesu erinnern.
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