GAL Bamberg: "Nahverkehrsplan braucht langen grünen Atem"
Grüne fordern umgehend Bau des ROB und Anbindung aller kleinen Orte im Umland
Eigentlich hätte man sich Frust und Resignation erwarten müssen – jedenfalls bei der Analyse, die von den Grünen aus Stadt und Landkreis Bamberg zum vorliegenden Entwurf des Nahverkehsplans (NVP) beim jüngsten GAL-Plenum gegeben wurde. Doch mitnichten: Die in langem politischen Atem geübten Grünen gaben sich unverdrossen und wollen sich entschlossen für das einsetzen, was in einer Politik-Landschaft möglich ist, in der ÖPNV alles andere als vorrangig scheint.
Für den Landkreis zog Bernd Fricke, Kreisrat und Gemeinderat aus Stegaurach, eine ernüchternde Bilanz bisheriger ÖPNV-Förderung: „Viele Vorschläge aus dem jetzigen Entwurf standen exakt schon so im vorigen NVP, der von 2002 bis 2008 galt – und sogar in dessen Vorgängerplan sind einige davon zu finden.“ Im NVP von 2002 seien zehn Maßnahmen als dringlich aufgelistet, aber nur drei davon umgesetzt worden. Von den 36 Gemeinden des Landkreises Bamberg geben aktuell laut Fricke 20 keinen einzigen Cent für eine Nahverkehrsanbindung aus. „Und wenn eine Gemeinde, wie z. B. Memmelsdorf, 80.000 jährlich für seine Stadtbusanbindung aufwendet, so ist diese doch relativ geringe Summe im Landkreis-Vergleich schon oberste Liga“. Frickes Resümee also: „Der Stellenwert des ÖPNV ist mehr als stiefmütterlich.“
Für das Bamberger Umland ist es den Grünen vor allem wichtig, künftig jeden auch noch so kleinen Ort an den ÖPNV anzubinden. „Über ein System von Bedarfsverkehr ist das möglich“, schilderte Fricke. „Die Fahrgäste müssen ihren Bedarf bei einer Zentrale voranmelden, die dann aus den einzelnen Start- und Zielorten eine Route erarbeitet und die Fahrzeiten an die Leute zurückmeldet. Das ist kostengünstig, effizient und fahrgastorientiert.“ Andreas Lösche, Grünen-Landtagskandidat schlägt einen Ringverkehr im gesamten Landkreis vor, so dass nicht alle Linien sternförmig nach Bamberg führen und dort zum Umsteigen zwingen, sondern es auch schnellere Querverbindungen gibt. „Vor allem bei den Krankenhaus-Standorten ist das längst überfällig.“ Eine vernünftige Integration der Landkreisbahnhöfe in das Verkehrskonzept würde zudem helfen, die Stadt von Autoverkehr zu entlasten.
Das städtische Angebot bezeichnete GAL-Stadtrat Peter Gack zwar als erheblich besser, aber doch deutlich ausbaufähig. „Hier wurde in den letzten Jahren viel erreicht, aber Lücken gibt es immer noch – beispielsweise beim Nacht- und Sonntagsverkehr.“ Auch bei der Anbindung Moosstraße, Laubanger/Hafen und Klinikum konstatiert nach seiner Darstellung der NVP-Entwurf Nachbesserungsbedarf und weist ausdrücklich auf die Notwendigkeit begleitender Maßnahmen hin. „Das muss wirklich deutlich gesagt werden“, erklärte Gack, „die Experten betonen, dass es nicht ausreicht, einfach nur mehr Busse fahren zu lassen. Vielmehr muss parallel mit Geschäften über Fahrpreisvergütung für Kunden und mit Arbeitgebern über Jobtickets für ihre Angestellten verhandelt werden, und eine konsequente Parkraumbewirtschaftung ist notwendig. Dieser Aspekt kommt im Bamberger Stadtrat immer zu kurz.“
Als „elementar“ für die grüne Verkehrspolitik bezeichneten Gack und Fricke den Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) am Bahnhof. Gelächter erntete Bernd Fricke bei den zahlreichen Plenums-Gästen, als er ein Zitat von Landrat Denzler herauszog, in dem dieser schon 2003 „mittelfristig die rasche Umsetzung“ des ROB gefordert hatte. „Ein Landrat mit sehr elastischen Zeitvorstellungen“, kommentierte Fricke.
GAL-Verkehrsexperte Peter Gack betonte die Dringlichkeit, jetzt umgehend mit dem ROB anzufangen. „Die Gesamtkosten werden auf 8 Mio Euro beziffert, wobei 4 Mio Euro durch Fördermittel abgedeckt sind. Doch die Fördergrundlage dafür, das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, wird es nicht mehr lange geben. Nach 2017 ist damit nicht mehr zu rechnen. Es eilt also!“ Ärgerlich zeigte er sich deswegen über das mangelnde Engagement der Stadt. Aus dem Rathaus heißt es, der für den ROB geplante jetzige Pkw-Pendler-Stellplatz neben dem Bahnhof stehe noch nicht zur Verfügung, weil die DB den Platz als Baustellenlager für den Bahnausbau brauche. „Während der OB bei der Broseansiedlung weder Mühen noch Geld scheut, Stromtrassen verlegt, einen Flugplatz ausbaut, einen ganzen Sportverein umsiedelt und ein komplettes P&R-Haus abreißen lässt, kommt man hier nicht in die Gänge, gemeinsam mit der DB nach Alternativen zu suchen. Zumal von Seiten der DB bereits Verhandlungsbereitschaft signalisiert wurde.“ Der ÖPNV sei auch nicht gerade das Steckenpferd der Oberbürgermeisters und der Stadtratsmehrheit, so Gack.
Der NVP wird derzeit von den entsprechenden Gremien in Stadt und Landkreis verabschiedet – nachdem vier volle Jahre daran gearbeitet wurde. Doch schnell ändern wird das dann nichts. Wie Fricke und Gack erklärten, wird damit erst ein Auftrag an den VGN (Verkehrverbund Großraum Nürnberg) gegeben, konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der NVP-Ziele vorzuschlagen. Und dafür werden erneut zwei Jahre anberaumt. Der lange Atem der Bamberger Grünen wird also noch weiter beansprucht werden – über die nächste Kommunalwahl hinaus.
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