Gedanken zum Palmsonntag
Als die englische Königin zum ersten Male Deutschland besuchte, soll eine ältere Dame ausgerufen haben: „Ich habe die Queen gesehen. Jetzt könnte ich sterben!“ Als ich diese Meldung las, wollte ich zunächst ungläubig den Kopf schütteln. Dass die Jerusalemer damals beim Einzug Jesu in Exstase gerieten, kann ich dagegen nachvollziehen: Er hatte unheilbar Kranke gesund gemacht, sogar Tote auferweckt, ohne einen Pfennig dafür zu verlangen, während die hochgejubelten und moralisch manchmal recht fragwürdigen Stars unserer Zeit allenfalls ein paar Brosamen ihrer königlichen Einkünfte für einen guten Zweck spenden. Freilich haben die Allermeisten schon vor 2000 Jahren nicht begriffen, worum es im Evangelium geht. Eine der ältesten Kreuzesdarstellungen ist eine boshafte Karikatur. Bei Ausgrabungen auf dem römischen Hügel Palatin fand man nämlich folgende Kritzelei: Man sieht ein Strichmännchen vor einem Kreuz knien, an dem ein Mensch mit Eselskopf hängt. Darunter steht: „Alexamenos betet seinen Gott an!“ Der gekreuzigte Messias stieß also den Leuten schon immer sauer auf. Dietrich Bonhoeffer hat Recht, wenn er schreibt:
„Die Gestalt des Gerichteten und Gekreuzigten bleibt einer Welt, in der der Erfolg das Maß und die Rechtfertigung aller Dinge ist, fremd und im besten Falle bemitleidenswert. Die Gestalt des Gekreuzigten setzt alles am Erfolg ausgerichtete Denken außer Kraft.“
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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