Sonntagsgedanken: Warum ich Christ bin
Dass ein König von seinem edlen Ross steigt,um einem Bettler die Hand zu reichen, ihn auf sein eigenes Pferd zu heben, das leuchtet nicht ein; und doch: eben das tut Gott durch Jesus Christus. Gott reicht uns täglich im Evangelium seine Hand. Er läuft uns nach wie eine besorgte, fürsorgliche Mutter ihren unartigen Kindern. Gott lässt sich nicht entmutigen, wenn Nachbarn, Lehrer oder Richter traurig/selbstgerecht über uns urteilen: „Aus diesen Kerlen wird nie etwas!“ Gott lädt uns geduldig ein, aber eines Tages lädt er uns vor, um zu prüfen, ob wir seine Einladung angenommen haben.
Hier wird jemand Einspruch einlegen: „Kannst du das beweisen, daß es Deinen Gott gibt! Warum sollte das Christentum die Wahrheit gepachtet haben? Wenn es Gott gäbe, wie kann er das Böse, das Leid zu lassen?“
Meine Antwort: Beweisen lassen sich immer nur Kleinigkeiten, alles Entscheidende ist immer eine Sache der persönlichen Entscheidung. Die anderen Religionen sind wohl überzeugt, dass es einen Gott gibt, aber vom Evangelium wissen sie nichts. Es stimmt also nicht, dass alle Religionen irgendwie zu dem einen Gott führen. Dafür sind die Gottesbilder zu unterschiedlich. Die Götter der Germanen und der alten Griechen waren doch ziemlich fragwürdige Typen. Nach islamischer Lehre ist Gott der absolute Herr, der Glück und Unglück frei verteilt.
Das Leid gehört tatsächlich zum Leben wie die Nacht zum Tag, der Herbst zum Frühling. Über den (göttlichen) Sinn des Leidens sollten wir aber nicht spekulieren, lieber den Leidenden helfen. Christus, der Kranke heilte, Tote auferweckte, ohne einen Pfennig dafür zu nehmen, wurde gekreuzigt und warum sollte es mir besser ergehen als dem Gottessohn, der sich nicht zu schade war, das schlimmste Leid zu tragen? Alle Not aber überstrahlt die Sonne des Ostermorgens: Der so jämmerlich Gekreuzigte ist auferstanden. Welch ein Trost für alle Opfer von Unglück, Krankheit und Gewalt! Wer über das Evangelium lacht, dem bleiben angesichts des unausweichlichen Todes, des oft unbegreiflichen Schicksals nur Zynismus, Selbstmitleid oder das abgestumpfte Durchwursteln nach dem Motto: „Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!“
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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