Oberfränkische Kriminalstatistik 2012

Symbolbild Polizei

„Für das Jahr 2012 können wir für Oberfranken erneut eine hohe Sicherheitsbilanz vorstellen. Mit einer Aufklärungsquote von 69,8 Prozent sind wir im bayernweiten Vergleich erneut auf Platz Eins. In diesem Zusammenhang möchte ich mich für die hervorragende und engagierte Fahndungs- und Ermittlungsarbeit unserer Kolleginnen und Kollegen in Oberfranken, aber auch für die Unterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger, ganz herzlich bedanken“, so der Polizeipräsident Reinhard Kunkel bei der Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2012.

„Die oberfränkische Polizei musste sich im vergangen Jahr aber auch mit der Entwicklung besonderer Phänomene auseinander setzen, wie beispielsweise der Steigerung im Bereich der Betrugsdelikte, durch sogenannte Schock- und Enkeltrickanrufe sowie dem komplexen Thema Internetkriminalität“, so Kunkel weiter. „Auch die Problematik um die Droge Crystal und Straftaten im politisch motivierten Bereich stellten nach wie vor eine große Herausforderung für uns dar.“

KRIMINALITÄTSENTWICKLUNG ALLGEMEIN

In Oberfranken wurden im vergangenen Jahr 51.263 Straftaten registriert. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Rückgang um 0,5 Prozent (256 Straftaten) dar. Somit liegen die Gesamtstraftaten erneut unter dem Durchschnittswert (52.709) der letzten zehn Jahre.

Mit einer Aufklärungsquote von 69,8 Prozent und damit nahezu auf Vorjahresniveau (69,9 Prozent), übernimmt Oberfranken erneut deutlich die Spitzenposition im bayernweiten Vergleich. Hier liegt der Durchschnitt bei 63,2 Prozent. Zu den in Oberfranken 35.768 aufgeklärten Fällen konnte die Polizei 25.346 Tatverdächtige ermitteln.

Der Sicherheitsfaktor wird durch eine erneut unter dem bayerischen Durchschnitt von 4.977 liegende Häufigkeitszahl (HZ) gestärkt. Mit 4.803 Straftaten pro hunderttausend Einwohner (2011: 4.806) in Oberfranken, ist das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung weiterhin gut.

KRIMINALITÄTSENTWICKLUNG IN DEN MITTELZENTREN, LANDKREISEN UND DER GRENZREGION

In den oberfränkischen Mittelzentren Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof registrierte die Polizei insgesamt 18.996 Straftaten. Mit 37,06 Prozent macht dies einen Großteil der Gesamtstraftaten in Oberfranken aus. Während in der Stadt Coburg eine Steigerung um 132 Straftaten (+ 3,9 Prozent) zu verzeichnen ist, stagnierten in Hof die Straftaten (+ 3 Fälle, + 0,1 Prozent). In Bayreuth gingen die Straftaten um 551 (- 9,4 Prozent) und in Bamberg um 766 Straftaten (- 11,7 Prozent) zurück.

Mit Ausnahme der Landkreise Kulmbach (- 5,4 Prozent) und Wunsiedel (- 1,4 Prozent) sind in den Landkreisen leicht steigende Fallzahlen zu verzeichnen. Die höchsten Steigerungsraten weisen die Landkreise Lichtenfels mit 350 mehr registrierten Straftaten (+ 12,2 Prozent) sowie Forchheim mit 332 (+ 9,4 Prozent) auf. Allerdings hebt sich die Aufklärungsquote in Lichtenfels mit einer Steigerung von + 5,8 positiv hervor.

Die gute Sicherheitslage in der Grenzregion, bei den Landkreisen Wunsiedel und Hof sowie der Stadt Hof, hat sich statistisch im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Die Grenzregion zur Tschechischen Republik erfährt in der Öffentlichkeit und den Medien immer noch besondere Aufmerksamkeit, insbesondere durch die Thematik „Crystal“. Hier setzt das Polizeipräsidium Oberfranken auch weiterhin auf das effektive und bewährte Konzept der Schleierfahndung.

GEWALTKRIMINALITÄT

Eine positive Entwicklung der Gewaltkriminalität stellt die Bilanz der Delikte für das Jahr 2012 dar. Diese Straftaten sorgen verständlicherweise in der Bevölkerung besonders für Beunruhigung. So waren 1.753 Gewalttaten (- 5,9 Prozent) im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Das sind immerhin 109 Fälle weniger als im Jahr 2011. Zudem beträgt die Aufklärungsquote hier 86,3 Prozent; ein leichter Rückgang von 2,7 Prozent.

Einen wesentlichen Anteil an der Gewaltkriminalität beanspruchen die gefährlichen und schweren Körperverletzungen, die allein mit 1.435 Fällen zu Buche schlagen, was 81,86 Prozent entspricht. Aber auch hier können 84 Fälle (- 5,5 Prozent) weniger verzeichnet werden.

Von den 1.855 Tatverdächtigen waren 1.609 Personen männlich (86,7 Prozent). Nichtdeutsche wurden zu 16,7 Prozent als Tatverdächtige registriert (309 Personen).

Bei der Tatausführung wurde in acht Fällen mit der Schusswaffe gedroht (2011: 10 Fälle) und in 15 Fällen geschossen (2011: 13 Fälle).

Im Erwachsenenalter, ab 21 Jahre, waren 1.251 Tatverdächtige (67,4 Prozent), im Alter zwischen 18 und 21 Jahre 318 Personen (17,1 Prozent). 286 Tatverdächtige waren unter 18 Jahre (15,4 Prozent), davon 81 Kinder (4,4 Prozent).

DIEBSTAHLSDELIKTE

Mit 13.739 Straftaten liegen die Fallzahlen mit 772 Fällen um 5,3 Prozent niedriger als im Jahr 2011. In 1.139 Fällen ( 8,3 Prozent) blieb es beim Dienstahlsversuch. Somit nimmt dieser Deliktsbereich mit 26,8 Prozent (2011: 28,2 Prozent) nur noch den zweitgrößten Anteil an der Gesamtkriminalität ein.

Sowohl im Bereich des einfachen Diebstahls als auch des schweren Diebstahls gingen die Fallzahlen um über fünf Prozent zurück.

Den größten Anteil an der Diebstahlskriminalität nehmen weiterhin der Ladendiebstahl mit 19,5 Prozent und die Diebstähle um das Fahrzeug (Diebstähle von, aus und an Kfz. und Fahrraddiebstahl) mit insgesamt 23,2 Prozent ein.

Die Aufklärungsquote sank leicht um 3,1 Prozent auf 42,8 Prozent.

Der entstandene Beuteschaden bei allen Diebstahlsdelikten im vergangenen Jahr betrug 11.519.636 Euro (2011: 11.034.302 Euro).

STRAßENKRIMINALITÄT

Im Bereich der Straßenkriminalität – Straftaten verschiedener Deliktsbereiche im öffentlichen Raum – konnte mit 9.096 registrierten Straftaten der zweitniedrigste Wert im Zehnjahresvergleich verzeichnet werden. Er liegt um 11 Prozent niedriger als im Jahr 2009 mit 10.217. Die Aufklärungsquote ging um 4,3 Prozent zurück auf 27,5 Prozent.

Die Mehrzahl der 2.081 Tatverdächtigen war mit einer Zahl von 1.870 Personen männlich (89,9 Prozent). Der Anteil nichtdeutscher Personen liegt mit 274 bei 13,2 Prozent.

Die Altersstruktur gliedert sich in 1.105 Erwachsenen (53,1 Prozent), 399 Heranwachsende (19,2 Prozent), 429 Jugendliche (20,6 Prozent) und 148 Kinder (7,1 Prozent).

Die Kinder- und Jugenddelinquenz ist in diesem Bereich immer noch deutlich ausgeprägt; ging aber mit insgesamt 46,9 Prozent weiterhin zurück (2011: 48 Prozent).

RAUSCHGIFTKRIMINALITÄT

Mit 3.030 registrierten Straftaten im Bereich der Rauschgiftdelikte hat sich die Anzahl um 217 Fälle (+ 7,7 Prozent) erhöht. Dieser Anstieg der Fälle im Jahr 2012 ist insbesondere auf eine weiterhin verstärkte Kontrolltätigkeit der oberfränkischen Polizei im Rahmen von Konzepteinsätzen in Umsetzung des „Bekämpfungskonzeptes Crystal“ sowie auf die umfangreiche Tätigkeit der Ermittlungsgruppen der Kriminalpolizeien zurückzuführen.

Bei Rauschgiftdelikten handelt es sich fast ausschließlich um Kontrolldelikte, was die hohe Aufklärungsquote von 96,9 Prozent widerspiegelt und das konsequente Vorgehen der oberfränkischen Polizei verdeutlicht.

Allgemeine Verstöße gegen § 29 Betäubungsmittelgesetz (BtMG), (z. B. Besitz von Betäubungsmittel) erhöhten sich im Jahr 2012 um 8,5 Prozent auf 1.919 Fälle (2011: 1.768).

Fallzahlen des illegalen Handels und Schmuggels (geringe Menge) gingen im Jahresvergleich um – 1,2 Prozent leicht zurück.

Allerdings musste bei der Einfuhr von Betäubungsmitteln eine Steigerung auf 227 Fälle (+ 25,4 Prozent) festgestellt werden. Bereits im Jahr 2011 waren hier 129,1 Prozent mehr Fälle registriert worden.

Die höchste Steigerungsrate im Bezug auf die Drogenarten weist Amfetamin/Metamfetamin in Pulver-/flüssiger Form, weitläufig bekannt als

Crystal, auf. Andere Drogenarten verlieren im Vergleich dazu an Bedeutung.

Den Kampf der oberfränkischen Polizei, insbesondere gegen die gefährliche Droge „Crystal“, verdeutlicht auch die große Steigerung der Sicherstellungsmengen dieser Substanz von 3.198,41 Gramm, ( + 1.119 Gramm) gegenüber dem Vorjahr. Das ist eine Erhöhung um 53,8 Prozent und veranschaulicht deutlich den hohen Verfolgungsdruck.

Der Zweijahresvergleich macht die Entwicklung besonders deutlich: Im Jahr 2012 wurden fast 200 Prozent mehr Crystal sichergestellt als 2010, somit ist dies die höchste Steigerungsrate im Vergleich aller Betäubungsmittel.

Die enge Zusammenarbeit mit den Behörden der tschechischen Republik im Kampf gegen die grenzüberschreitende Kriminalität, liegt der oberfränkischen Polizei besonders am Herzen. So wurde die Zusammenarbeit weiterhin sowohl auf politischer als auch auf polizeilicher Ebene intensiviert.

INTERNETKRIMINALITÄT

Das Tatmittel Internet – Straftaten im so genannten unbaren Zahlungsverkehr oder rund um die neuen Medien – wird immer häufiger zur Begehung von Straftaten genutzt. Im Jahr 2012 registrierte die oberfränkische Polizei 1.995 Fälle, eine Steigerung um 14,8 Prozent. Hierbei handelt es sich um alle Straftaten, die von der Polizei abschließend bearbeitet wurden.

Nicht in die oberfränkische Kriminalstatistik fließen Taten, die zwar oberfrankenweit bearbeitet werden, da die Opfer in Oberfranken wohnen, die Täter aber außerhalb unserer Region agierten oder deren Handlungsort im Ausland oder nicht zu ermitteln ist.

Um diesen schnell fortschreitenden Entwicklungen entgegenzutreten, hat das Polizeipräsidium Oberfranken durch die Konzentration spezialisierter Kriminalbeamter bei allen vier Kripodienststellen eine „AG Cybercrime“ installiert. Zur Bekämpfung und Aufklärung von Straftaten im Zusammenhang mit der Computer- und Internetkriminalität sowie von Wirtschaftsdelikten nahmen ab Juli 2012 vier als „Cybercops“ beziehungsweise Wirtschaftskriminalisten ausgebildete Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit bei den vier oberfränkischen Kriminalpolizeiinspektionen auf. Die Beamtinnen und Beamten haben die entsprechenden Vorkenntnisse aus der freien Wirtschaft oder von anderen staatlichen Behörden mitgebracht und unterstützen die oberfränkische Polizei kompetent und tatkräftig mit ihrem Fachwissen bei der Bekämpfung der wachsenden Internet- und Wirtschaftskriminalität.

SCHOCKANRUFE

Die Schockanrufe sind ein Phänomen, das zu dem Bereich Trickbetrug gehört und bei dem in den vergangenen Jahren, auch in Oberfranken, immer mehr Fälle zu verzeichnen sind.

Die Betrugsmasche ist sowohl bei dem Schock- als auch bei dem ähnlich gelagerten Enkeltrickbetrug, nahezu identisch. Ein Anrufer gibt sich als Bekannter der Familie oder Rechtsanwalt aus und behauptet, dass er oder ein Angehöriger einen Unfall erlitten oder verursacht haben, bei dem ein anderer Mensch zu Schaden gekommen sei. Zur Behandlung oder um die Hinzuziehung der Polizei zu verhindern, müsse eine große Geldsumme bezahlt werden. Beim Enkeltrick wird eine finanzielle Notlage vorgetäuscht. Das geforderte Geld wird dann zeitnah von einer weiteren Personen direkt beim Opfer zu Hause abgeholt.

Bei den Geschädigten der Schockanrufe handelt es sich in der Regel um ältere Personen, die meistens in den ehemaligen GUS-Staaten geboren sind.

Mit dieser Betrugsmasche erbeuteten die spezialisierten und gut organisierten Tatverdächtigen, die fast ausschließlich aus Osteuropa, insbesondere Litauen, agieren eine Summe von zirka 127.000 Euro. Rechnet man beide Betrugsmaschen zusammen wurden bei etwa 200 Fällen rund 200.000 Euro ergaunert.

Bereits seit vielen Jahren setzt die oberfränkische Polizei neben einer taktischen Vorgehensweise und konsequenter Strafverfolgung, auch auf umfassende Aufklärung durch Prävention.

So wurden in der Vergangenheit wiederholt über verschiedenen Medien detaillierte Warnmeldungen veröffentlicht, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Zudem wurden die überwiegend russisch sprechenden Opfer, speziell auf ihr persönliches Umfeld abgestimmt, mit Plakaten und Flyern in ihrer Sprache, vor der Betrugsmasche gewarnt.

Dass die Präventionsarbeit erfolgreich ist, zeigt beispielsweise die vermehrte Anzahl von Mitteilungen an die Polizei, durch potentielle Opfer, die bereits durch die Medien von dieser Betrugsmasche gewarnt wurden. Bereits in mehreren Fällen kooperierten die Angerufenen erfolgreich mit der Polizei, so dass bereits mehrere Festnahmen aus dieser Tätergruppierung erfolgen konnten.

Beispielhaft ist sind hier die Festnahmen Ende Januar 2013, in den Bereichen Kulmbach und Hof, zu nennen. Hierbei wurden die Polizisten rechtzeitig von den Angerufenen informiert und konnten, nach entsprechend geschickt taktischem Vorgehen, einen 18 Jahre alten Litauer in Kulmbach, sowie in Hof einen 19-Jährigen aus Litauen sowie seinen 29 Jahre alten Landsmann festnehmen. Alle drei Personen kamen in Haft.

POLITISCH MOTIVIERTE KRIMINALITÄT

Die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich sind mit insgesamt 298, seit dem Jahr 2003, wieder auf den zweithöchsten Wert angestiegen. Es ist ein deutlich gegenläufiger Trend in den Phänomenbereichen „Rechts“ und „Links“ im Vergleich zu den Vorjahren feststellbar.

RECHTS: Der Phänomenbereich „Rechts“ weist mit 209 Straftaten (2011: 163) erneut den höchsten Anteil der politisch motivierten Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken auf.

Ursache hierfür dürfte zum einen das erhöhte Anzeigeverhalten der Bevölkerung aufgrund der Medienpräsenz rund um die Vorgänge des „NSU“ (Nationalsozialistischer Untergrund) sein. Es ist aber auch in Oberfranken tatsächlich eine stärkere Aktivität der „Freien Kameradschaften“, die sich im Freien Netz Süd zusammengeschlossen haben, festzustellen.

In den Bereichen der Kriminalpolizeien Bayreuth, Coburg und Hof ist ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen. Im Bereich Bamberg reduzierten sich die Straftaten um nahezu die Hälfte.

LINKS: Im Phänomenbereich „Linksextremismus“ beträgt die Anzahl der Straftaten im Jahr 2012 67. Betrachtet man den Zeitraum der Jahre 2003 bis 2012 ist dies der dritthöchste Wert.

POLITISCH MOTIVIERTE GEWALTDELIKTE: Im Jahr 2012 verzeichnete die oberfränkische Polizei insgesamt zwölf Fälle der politisch motivierten Gewaltkriminalität. Davon entfallen elf Fälle auf den Phänomenbereich „Linksextremismus“. Im Phänomenbereich „Rechtsextremismus“ wurde der Polizei ein Fall der Körperverletzung bekannt.

Jedes Verhalten von Personen, extremistischen Parteien, Vereinigungen und Gruppierungen, das sich gegen die Freiheitlich Demokratische Grundordnung unseres Staates richtet, wird nicht geduldet und bereits im Vorfeld konsequent verfolgt.

RESÜMEE

  • Die Bilanz für das Jahr 2012 bestätigt, dass sich Oberfranken erneut als hervorragender Standort in Punkto Sicherheit präsentiert
  • Entwicklung der Kriminalität im vergangenen Jahr unterstreicht aber auch das hervorragende Engagement der oberfränkischen Polizei und den engen Verbund mit ihren Sicherheits- und Kooperationspartnern
  • Besonderer Dank an die oberfränkischen Bevölkerung für das Vertrauen in „ihre“ Polizei und die sehr konstruktive Zusammenarbeit
  • „In Oberfranken lebt es sich nach wie vor sehr sicher!“