Oberfränkische Verkehrsstatistik 2012
Erneut weniger Verkehrstote – Geschwindigkeit bleibt Hauptunfallursache – Anzahl der Schwerverletzten sinkt unter Zehnjahresniveau
„Es freut mich ganz besonders, dass im vergangenen Jahr die Anzahl der Verkehrstoten in Oberfranken erneut deutlich gesunken ist. Damit folgen wir dem bayernweiten Ziel, die Sicherheit auf den Straßen stetig zu erhöhen,“ konstatiert Oberfrankens Polizeipräsident Reinhard Kunkel bei der Veröffentlichung der Verkehrsstatistik 2012. „Unsere bewährte Verkehrssicherheitsarbeit zahlt sich aus und ist ein wesentlicher Baustein dafür, dass sich Reisende in Oberfranken auch weiterhin sicher bewegen können.“
Gesamtschau der Verkehrsunfälle
Mit insgesamt 28.682 (2011: 28.083) Verkehrsunfällen im Jahr 2012, registrierte das Polizeipräsidium Oberfranken einen Anstieg der Unfallzahlen auf Oberfrankens Straßen um 2,13 Prozent. Die sinkende Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Personen liegt oberfrankenweit mit 59 Toten (2011: 69) erneut auf dem zweitniedrigsten Stand seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1953. Lediglich im Jahr 2008 kamen vier Personen weniger auf Oberfrankens Straßen ums Leben. Auffallend zeigte sich, dass 16 Menschen (2011: 8), davon 12 Fußgänger, innerhalb geschlossener Ortschaften bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen. Von den oberfrankenweit 59 Getöteten stammen 49 aus dem heimischen Regierungsbezirk.
Waren es im Jahr 2011 noch 1.036 Schwerverletzte, so sank deren Anzahl im Jahr 2012 auf 1.011 und damit auf den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Mit einer deutlichen Reduzierung um 6,04 Prozent auf 4.060 (2011: 4.321), heben sich die Verkehrsunfälle mit verletzten Personen insgesamt positiv hervor. Bei diesen 4.060 Verkehrsunfällen wurden insgesamt 5.431 Menschen verletzt (2011: 5.775). Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schwerwiegendem Sachschaden stieg hingegen um 3,26 Prozent von 8.459 Unfällen im Jahr 2011 auf 8.735 Unfälle im Jahr 2012 an.
Mehr Unfälle mit Fußgängern
365 Fußgänger waren oberfrankenweit im Jahr 2012 an Verkehrsunfällen beteiligt. Im Vergleich zum Jahr 2011 mit 344 Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Fußgängern entspricht dies einer Steigerung um 6,1 Prozent. Zwölf Passanten erlitten 2012 tödliche Verletzungen (2011: 6) und 90 Fußgänger (2011: 88) wurden schwer verletzt.
Eine differenzierte Auflistung nach den Altersgruppen zeigt, dass über 60 Jahre alte Fußgänger in 122 Verkehrsunfälle verwickelt waren (2011: 102). Dabei wurden sieben Senioren getötet (2011: 5) und 39 schwer verletzt (2011: 38). Mit jugendlichen Fußgängern, unter 18 Jahren, ereigneten sich 66 Verkehrsunfälle im Jahr 2012, was im Jahresvergleich einen Rückgang um 15,38 Prozent entspricht (2011: 78).
Ein zehnjähriger Junge wurde im Oktober 2012 auf dem Schulweg tödlich von einem Auto erfasst. Oberfrankenweit erlitten 14 Passanten unter 18 Jahre schwere Verletzungen (2011: 15) und 61 junge Fußgänger wurden leicht verletzt (2011: 77).
Weniger Schulwegunfälle und sichere Schulbusse
Einen beachtlichen Rückgang um -23,2 Prozent verzeichnete die oberfränkische Polizei bei den Schulwegunfällen. Waren es im Jahr 2011 noch 43 Verkehrunfälle mit Schulkindern, so sank diese Zahl erfreulicherweise im Jahr 2012 auf 33 Verkehrsunfälle. Dabei erlitten 43 Schüler zumeist leichte Verletzungen (2011: 47). Mitte Oktober vergangenen Jahres kam allerdings ein Schüler beim Überqueren der Fahrbahn an einer Schulbushaltestelle nahe Bad Berneck im Landkreis Bayreuth ums Leben.
Als Konsequenz dieses tödlichen Schulwegunfalls seit vielen Jahren in Oberfranken, nahmen die zuständigen Polizeiinspektionen bislang knapp 125 Schulbushaltestellen im Regierungsbezirk hinsichtlich deren Verkehrssicherheit genau unter die Lupe. Weiterhin lieferte eine oberfrankenweite Schulbuskontrolle zum Ende vergangenen Jahres eine positive Bilanz. Kein im Schulverkehr eingesetzter Omnibus wies technische Mängel auf. Von 50 kontrollierten Bussen mussten die Spezialisten der Verkehrspolizei 15 Fahrzeuge beanstanden. Drei Verantwortliche erhielten eine Anzeige. Die Polizisten mussten 17 weitere Verkehrsordnungswidrigkeiten aussprechen. Bei den registrierten Verstößen handelte es sich um Ausrüstungsmängel, wie fehlende oder mangelhafte Schulbusbeschilderung, fehlendes oder abgelaufenes Erste-Hilfe-Material oder auch fehlende Feuerlöscher.
Auch künftig wird die oberfränkische Polizei derartige Kontrollen durchführen, um Schwachstellen beim Transport der Schulkinder rechtzeitig aufzudecken und so zur Sicherheit der Schüler weiterhin beizutragen.
Geschwindigkeit bleibt Hauptunfallursache
Analog zum landesweiten Trend, ist die Unfallursache der überhöhten Geschwindigkeit auch in Oberfranken nach wie vor die Hauptunfallursache Nummer 1. Mit 2.394 Geschwindigkeitsunfällen registrierte die oberfränkische Polizei im Vergleich zum Vorjahr (2011: 2.139) einen Anstieg in diesem Bereich um 11,92 Prozent. Die Anzahl der durch Geschwindigkeitsunfälle getöteten Personen sank in Oberfranken um 16 Prozent von 25 auf 21 Tote. Auf die 59 der im Jahr 2012 in Oberfranken getöteten Verkehrsteilnehmer projiziert, bedeutet dies dennoch, dass mehr als jeder dritte Verkehrstote (35,59 Prozent) bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben kam.
Weitere Hauptunfallursachen sind neben einer falschen Straßenbenutzung und dem Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, die Vorfahrts- und Vorrangsverstöße.
Sicherheitsgurte beweisen sich als Lebensretter
Deutlich zurückgegangen ist die Anzahl der Verkehrstoten, die nicht oder nicht richtig angegurtet waren. Wurden im Jahr 2011 noch 22 Personen im Regierungsbezirk ohne ausreichende Sicherungspflicht bei Verkehrsunfällen getötet, so sank deren Anzahl im Jahr 2012 auf sechs Tote und somit um 72,72 Prozent.
Im gleichen Zeitraum ging auch die Zahl der nicht angegurteten, schwerverletzten Personen um 22,58 Prozent von 62 auf 48 deutlich zurück. Nach wie vor beweisen sich Sicherheitsgurte als passive Lebensretter.
Deutlich weniger getötete Motorradfahrer
Um beachtliche -38,46 Prozent erneut rückläufig, ist die Anzahl der im Jahr 2012 bei Verkehrsunfällen getöteten Motorradfahrer. Während 2011 noch 13 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen auf oberfränkischen Straßen ihr Leben ließen, starben acht Motorradfahrer im Jahr 2012 an ihren Unfallfolgen. Mit insgesamt 500 Motorradunfällen im Jahr 2012 ergab sich eine insgesamt rückläufige Tendenz um -7,06 Prozent (2011: 538).
455 verletzte Motorradfahrer im Jahr 2012 und somit -6,57 Prozent weniger als im Vorjahr (2011: 487), belegt der Jahresvergleich. 301 Motorradfahrer verursachten im Jahr 2012 den Verkehrsunfall selbst (2011: 303).
Als wohl markantester Baustein des neuen Verkehrssicherheitsprogramms 2020 „BAYERN MOBIL – SICHER ANS ZIEL“ hat sich auch in diesem Jahr die 13. Motorradsternfahrt in Kulmbach am 27. und 28. April 2013 als Sicherheitsaktion im Verkehrsbereich etabliert.
Fahrsicherheitstrainings im Vorfeld sollen das Fahrverhalten der Biker zu Saisonbeginn positiv beeinflussen. Neben der Prävention will die oberfränkische Polizei aber auch mit einer konsequenten Ahndung von Verkehrsverstößen zur weiteren Reduzierung der Unfallzahlen beitragen.
Junge Fahranfänger (18- bis 24-Jährige)
Die Altersgruppe der jungen Fahranfänger war insgesamt an 3.578 Verkehrsunfällen beteiligt (2011: 3.635). Dies bedeutet einen leichten Rückgang um -1,57 Prozent. Bei den von dieser Altersgruppe als Hauptverursacher schuldhaft verursachten Unfällen ist eine marginale Steigerung von 2.198 auf 2.202 Verkehrsunfällen (+0,18 Prozent) festzustellen. Die Zahl der in Oberfranken getöteten Fahranfänger blieb mit sieben Toten in den Jahren 2012 und 2011 gleich.
Unfälle unter Beteiligung von Senioren
Mit 2.285 Verkehrsunfällen im Jahr 2012 blieben die Verkehrsunfälle, an denen Senioren beteiligt waren, mit einer minimalen Steigerung um 1,4 Prozent, nahezu auf dem Vorjahresniveau (2011: 2.254).
Die tendenzielle Zunahme belegt auch der Zehnjahresvergleich. 461 Senioren wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen auf oberfränkischen Straßen verletzt (2011: 452), was einer Steigerung um 2 Prozent entspricht. Rückläufig entwickelte sich dagegen die Anzahl der getöteten Senioren. Kamen 2011 noch 15 Senioren bei Verkehrsunfällen ums Leben, so waren es 2012 14 Personen dieser Altersgruppe.
Weniger Mitteilungen über Falschfahrer
Die Meldungen über Falschfahrer auf oberfränkischen Autobahnen reduzierten sich im Jahr 2012 auf 35 (2011: 50). Knapp jeden dritten Falschfahrer (13) konnten Polizeibeamte frühzeitig stellen und somit schwere Verkehrsunfälle vermeiden. Davon standen drei Geisterfahrer unter Alkoholeinfluss und zwei unter Medikamenteneinfluss. Sieben der angehaltenen Falschfahrer waren über 60 Jahre alt.
Besonders tragisch endete ein Falschfahrerunfall Anfang Oktober 2012 auf der Autobahn A73 nahe Hirschaid im Landkreis Bamberg, bei dem alle fünf Fahrzeuginsassen ums Leben kamen.
In allen nachweisbaren Fällen leiteten die Beamten Ermittlungsverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ein, das für die Betroffenen mit dem Führerscheinentzug und einer erheblichen Geldbuße endete.
Unfälle im Bereich Schwerverkehr leicht rückläufig
Im Bereich der Unfallzahlen unter Beteiligung des Schwerverkehrs konnte die oberfränkische Polizei erneut eine leicht rückläufige Tendenz feststellen. Waren es 2011 noch 1.982 Verkehrsunfälle in diesem Bereich, so reduzierte sich diese Zahl im Jahr 2012 auf 1.795 Unfälle. 1.995 Brummis waren im Jahr 2012 in oberfränkische Verkehrsunfälle verwickelt (2011: 2.267).
Mit einer gezielten Verkehrsüberwachung im Geschwindigkeits- und Abstandsbereich, wird die oberfränkische Verkehrspolizei dieser Problematik begegnen. Um die mittlerweile vermehrt in den Lastwagen verbauten digitalen Kontrollgeräte auswerten zu können, greift die Polizei auf die neueste Auswertetechnik / Software (TachoPlus) zurück.
Häufung von Wildunfällen
Mit 16,41 Prozent Steigerung registrierte die oberfränkische Polizei eine deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle an denen Wildtiere beteiligt waren. Während sich im Jahr 2011 oberfrankenweit noch 4.509 Wildunfälle ereigneten, erhöhte sich deren Anzahl im Jahr 2012 auf 5.249 Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung.
Erfreulicherweise verlor bei keinem dieser Zusammenstöße ein Mensch sein Leben. Dennoch erlitten 61 Personen (2011: 53) bei 52 Wildunfällen (2011: 42) zum Teil schwere Verletzungen. Im Vergleich zu 2011 erhöhte sich damit die Anzahl der Verletzten um 15,09 Prozent, während sich die Wildunfälle mit verletzten Personen um 23,81 Prozent steigerten.
Bei statistischen Auswertungen der Zusammenstöße mit Wild kristallisierte sich keine spezielle Tierart heraus. Alle Bereiche von Wildtieren waren an derartigen Verkehrsunfällen beteiligt.
Alkoholunfälle rückläufig, aber hohe Promillewerte
Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sank mit -12,25 Prozent auf 408 (2011: 465). Alkohol war bei zwei Getöteten (2011: 5) unfallursächlich, wobei es sich bei den beiden Toten um Mitfahrer handelte. In Verbindung mit Alkoholkonsum ereigneten sich im Jahr 2012 oberfrankenweit 164 Verkehrsunfälle mit Personenschaden (2011: 198), wobei insgesamt 215 Menschen Verletzungen erlitten (2011: 252). Beinahe zwei Drittel der Alkoholunfälle (274) ereigneten sich am Wochenende.
Markant zeigt sich die Tatsache, dass 59,66 Prozent der betrunkenen Fahrzeugführer (244 von 412) mehr als 1,5 Promille Alkohol im Blut hatten (2011: 277). Insgesamt sank die Anzahl der Alkoholdelikte um 2,4 Prozent auf 1.867 (2011: 1913).
Die Anzahl der kontrollierten Personen, die unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln ein Fahrzeug führten, reduzierte sich auf 814 (2011: 878) und somit um 7,3 Prozent. Auf 32 Drogenunfälle, und damit um 6,6 Prozent angestiegen, sind hingegen die Verkehrsunfälle, bei denen die Fahrer Drogen konsumiert hatten (2011: 30). 20 Personen wurden bei diesen Unfällen unter Drogeneinfluss verletzt (2011: 25).
Oberfränkische Faschingsbilanz
Zwischen Anfang Februar bis einschließlich Faschingsdienstag führte die oberfränkische Polizei verstärkte, angekündigte Alkohol- und Drogenkontrollen durch. Dabei bewies es sich erneut, dass zahlreiche Autofahrer, trotz aller Warnungen, benebelt unterwegs waren.
Bis zum Kehraus schritten die Beamten im Rahmen der Kontrollaktionen gegen 71 betrunkene und 38 unter Drogeneinfluss stehende Fahrer ein. Alleine in der letzten Faschingswoche zog die oberfränkische Polizei 37 alkoholisierte Narren aus dem Verkehr. 15 von ihnen müssen für längere Zeit auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, da sie ihre Führerscheine abgeben mussten. Im vergangenen Jahr saßen im gleichen Zeitraum noch 44 Alkoholisierte hinter dem Steuer. Bei 17, zumeist jungen Fahrern, wurden zudem wegen Verdacht auf Drogenkonsum Bußgeldverfahren eingeleitet und Blutentnahmen durchgeführt. Im gesamten Regierungsbezirk kam es zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch außerdem zu sechs Unfällen, bei denen Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Im Vorjahr hatten sich fünf solcher Unfälle ereignet.
Besonders negative Schlagzeilen machte am Faschingssamstag ein 37-jähriger Bayreuther, der in der Wagnerstadt einen Auffahrunfall verursachte. Die hinzu gerufenen Polizisten stellten bei ihm einen Alkoholwert von knapp drei Promille fest.
Verkehrssicherheitsarbeit bringt Sie sicher ans Ziel
Die Intensivierung der oberfrankenweiten Verkehrssicherheitsarbeit hat hohe Priorität. Auch in diesem Jahr wird der Schwerpunkt auf einer Reduzierung der Geschwindigkeitsunfälle durch verstärkte Kontrollen liegen, um weiterhin die Anzahl der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten stetig zu reduzieren.
Denn wir wollen, dass Sie stets sicher ans Ziel kommen!
Als Grundlage für die Kontrollörtlichkeiten dienen die Auswertungen der Unfallkommissionen und die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik. Anhand dieser Daten werden bestehende Unfallbrennpunkte und Unfallgefahrenpunkte ermittelt und gezielt überwacht.
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