Universität Bayreuth: Einweihung des "Forschungsgebäudes Polymer Nanostructures"

Symbolbild Bildung

Beste Bedingungen für Polymer- und Kolloidforschung

Am Dienstag, 19. Februar 2013, wird der Neubau Polymer Nanostructures auf dem Campus der Universität Bayreuth im Beisein von Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Das Forschungsgebäude ist eine Hauptplattform für interdisziplinäre Forschung im Profilfeld Polymer- und Kolloidforschung der Universität Bayreuth. Die knapp 1.100 m² Nutzfläche setzen sich aus 700 m² Laborflächen und ca. 370 m² zur Nutzung als Büro-, Vortrags- und Besprechungsräume zusammen. Der Laborbereich umfasst fünf Key Laboratorien. Das Foyer ist als Interaktionszone und Ausstellungsbereich angelegt.

Die Planung für den Baukörper erfolgte im engen Dialog mit den Nutzern, um optimale infrastrukturelle Voraussetzungen zur Unterstützung der Forschung im Polymer- und Kolloidbereich zu schaffen. So ist der ästhetisch ansprechende Stahlbetonbau in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Gebäude Naturwissenschaften II und mit architektonischer Anbindung daran realisiert, um die Interdisziplinarität im Überschneidungsbereich von chemischer, physikalischer und ingenieurwissenschaftlicher Forschung noch intensiver zu leben.

Key Laboratorien zur gemeinsamen, thematisch fokussierten Nutzung bieten eine wichtige Plattform für interne Kooperationen und die Zusammenarbeit mit externen wissenschaftlichen Partnern aus dem Bereich der anwendungsbezogenen Grundlagenforschung. Die Bereitstellung eines optimalen Forschungsumfeldes, insbesondere einer bedarfsgerechten Forschungsinfrastruktur, ist, so Vizepräsident und Inhaber des Lehrstuhls Makromolekulare Chemie I Professor Hans-Werner Schmidt, auch ein wesentlicher Bestandteil der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Er betont, dass die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler offenen Zugang zu den Key Labs haben. Sie können somit ihre eigenen Forschungsprojekte besser vorantreiben.

Die Erkenntnisse aus der Forschung wirken in die Masterstudiengänge hinein und verstärken die forschungsbasierte Lehre. Über die Masterausbildung hinaus werden auch die Doktorandinnen und Doktoranden von dem optimal gestalteten Forschungsumfeld nachhaltig profitieren.

Kanzler Dr. Zanner stellt heraus, dass mit dem Forschungsgebäude die strukturelle Voraussetzung und damit ein „kreatives Milieu“ für die weitere erfolgreiche Drittmitteleinwerbung insbesondere im Rahmen von koordinierten Förderprogrammen wie Sonderforschungsbereichen geschaffen werde. Er weist darauf hin, dass bei der Bau- und Infrastrukturplanung das strategische Ziel verfolgt werde, den Campusstandort durch räumliche Verdichtung zu stärken.

Vizepräsident Professor Schmidt macht deutlich, dass die Inbetriebnahme des Forschungsgebäudes Polymer Nanostructures ein wichtiger Meilenstein für das Vorhaben sei, in Bayern ein führendes Forschungsinstitut im Bereich der Polymerforschung und -technologie zu etablieren. Diesbezüglich beabsichtigen die Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und Würzburg, ihre leistungsfähigen und bereits heute international sichtbaren Kompetenzen auf diesem Forschungsgebiet künftig institutionell noch besser zu vernetzen und ein Bayerisches Polymerinstitut zu gründen. Die fünf neuen Key Laboratorien bilden den entscheidenden Keim für diese zukünftige Weiterentwicklung.

Das Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat die zukunftsweisende Bedeutung der Polymer- und Kolloidforschung erkannt und investiert 9,1 Mio. € am Forschungsstandort Bayreuth. Sie schafft damit die Voraussetzung für Innovationen in den technologischen Schlüsselfeldern der Zukunft. Die Entwicklung neuartiger multifunktioneller Polymere ist notwendig, um die gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in den Bereichen Mobilität, Energie, Information, Sicherheit und Medizin zu bewältigen. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind Investitionen in Werkstoff-, Prozess und Produktinnovationen sowie in neue Arbeitsplätze im Hochlohnsegment. Sie bilden die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.

Das Programm der offiziellen Einweihung sieht eine Begrüßung durch Kanzler Dr. Markus Zanner, ein Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, eine Präsentation über das Forschungsgebäude Polymer Nanostructures durch Vizepräsident Professor Hans-Werner Schmidt und eine Schlüsselübergabe durch den Baudirektor des Staatlichen Bauamtes Bayreuth, Johann Hanfstingl, vor. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, an Laborführungen teilzunehmen.

Daten und Fakten:

  • Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
  • Projektleitung und Baumanagement: Staatliches Bauamt Bayreuth
  • Planung und Bauleitung: Architekturbüro worschech architects, Erfurt
  • Bauzeit: 2 Jahre (Baubeginn: Oktober 2010)
  • Nutzfläche: 1088 m²
  • Umbauter Raum: 10.486 m³
  • Investition: 9,1 Mio. €
  • Nutzung: interdisziplinäre Polymer- und Kolloidforschung

Hintergrund: Profilfeld Polymer- und Kolloidforschung:

Seit ihrer Gründung ist die UBT auf strategisch ausgewählte, fächerübergreifende Schwerpunkte (Profilfelder) in der Forschung ausgerichtet. Die Profilfelder bündeln Kompetenzen und erzeugen Synergien. Gerade dieses Zusammenspiel starker Fachdisziplinen und die Innovationskraft der Profilfelder sind ein unverwechselbares Merkmal der Forschung an der Universität Bayreuth sowie ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor.

Das Profilfeld Polymer- und Kolloidforschung baut auf den traditionellen Fachgebieten der Chemie auf und schließt die theoretische und experimentelle Physik an Polymeren und Kolloiden sowie die Kunststoffverarbeitung in den Ingenieurwissenschaften mit ein. Das extrem breite Anwendungsspektrum der Polymere reicht zum Beispiel von Verpackungsmaterialien über Formteilen für die Autound Flugzeugindustrie bis hin zu neuen Datenträgern in der modernen Kommunikationstechnologie und Spezialpolymeren für die Medizin (Spritzen und Gefäßmaterialien, Träger für die schonende Freisetzung von Wirkstoffen und neue bioabbaubare Polymere für die Gewebe- und Organrekonstruktion).

Forschungsgebäude Polymer Nanostructures

KEYLAB Polymer Processing

Das Keylab Polymer Processing ist spezialisiert auf die Verarbeitung von Polymeren im Kleinmaßstab zu Polymerfasern, Filmen und Spritzgußteilen, sowie das Einbringen von Additiven und Füllstoffen. Die Materialcharakterisierung umfasst die Herstellung von Prüfkörpern und Methoden zur mechanischen, thermischen und elektrischen Charakterisierung.

KEYLAB Electron and Optical Microscopy

Das Keylab Electron and Optical Microscopy bündelt die wissenschaftliche Expertise aus komplementären Gebieten moderner Mikroskopietechniken. Für Struktur- und Morphologieuntersuchungen stehen hochauflösende Raster- und Transmissionselektronenmikroskope mit Cryo-Einheiten zur Verfügung. Daneben verfügt das Labor über verschiedene optische Mikroskope, z.B. für ortsaufgelöste Fluoreszenzund Raman-Spektroskopie.

KEYLAB Synthesis and Molecular Characterization

Das Keylab Synthesis and Molecular Characterization vereint die Expertise und Ausstattung für die Synthese funktionaler Polymere und deren Charakterisierung. Es stehen Reaktoren von 0.05 L bis 10 L zur Verfügung, die Polymersynthesen im Gramm bis Kilogramm-Maßstab erlauben. Das Spektrum an Polymerisationsverfahren erstreckt sich über radikalische und ionische Polymerisation bis hin zu Polykondensation. Spezielle Polymerisationsverfahren sind Mikrowellen- und Gasphasenabscheidungspolymerisationen. Im Bereich der Polymercharakterisierung werden besonders die Kernkompetenzen in der thermischen Analyse, Chromatographie und Massenspektrometrie gebündelt.

KEYLAB Device Engineering

Hochentwickelte Polymersysteme haben große Bedeutung für die Energieerzeugung und Speicherung, sowie in der Beleuchtungs- und der Informationstechnologie. Im Keylab Device Engineering werden Bauteile aus organischen Halbleitern wie organische Solarzellen (OSCs), organische Leuchtdioden (OLEDs) und Feldeffekttransistoren (OFETs) hergestellt. Hierfür stehen die Photolithographie und zahlreiche Methoden zur Präparation dünner Schichten unter Reinluftbedingungen ebenso wie eine komplette Solarzellencharakterisierung zur Verfügung.

KEYLAB Theory and Simulation

Mit der heute zur Verfügung stehenden Rechenleistung moderner Computer sind Simulationstechniken ein zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen Forschung geworden. Das Keylab Theorie & Simulation nutzt eine breite Palette theoretischer Methoden, um makromolekulare und andere Systeme auf unterschiedlichen Zeit- und Längenskalen zu erforschen. Forschungsschwerpunkte sind dabei Energie- und Ladungstransferprozesse in molekularen Systemen, die Absorption elektromagnetischer Strahlung in verschiedenen Umgebungen und die Strömungsdynamik von Nanopartikeln im Blut.