"Fastenpredigt" in Kirchehrenbach
Einst galt die Provinz Mecklenburg als so zurückgeblieben, dass dort selbst der Weltuntergang um ein halbes Jahr verspätet stattfinden würde. Vom fränkischen Dorf Kirchehrenbach lässt sich dies nicht mehr behaupten. Und trotzdem: heuer begann die Fastenzeit mit zweitägiger Verspätung. Erst an Donnerstag, am Tag des Heiligen Valentin, wurde in der Margareten- Stube des Gasthauses Sponsel ein viergängiges Festmenü aufgetischt, dass ebenso wie die begleitende Autorenlesung im Zeichen kreativer Neuschöpfung stand. Jungkoch Ferdinand Sponsel und seine Partnerin Carmen kombinierten als Vorspiel ein Carpaccio aus Roten Beeten, die zugehörige Blätterteigrolle war mit „Ziberleskäs“ gefüllt.
Eine „Sieben – Kräuter – Suppe “fand allgemeine Anerkennung. Das Hauptgericht – gedünstete Perlhuhnbrust in Sesam – Honigkruste , Orangen . Sauce und Sellerie – Püree – Deutete neue Horizonte der Kochkunst an. und das Dessert – marmoriertes Schokoladenmousse mit marinierten Orangenfilets – schmeckte so, wie es sich liest. Zwischen den Gängen servierte der Nürnberger Kabarettist Peter Knobloch Auszüge aus seinem im entstehen begriffenem Roman „eine Liebe in der Toskana – oder die unglaublichen Hindernisse bis zur Herstellung eines einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs“ –Erzählpassagen voll ätzender Gesellschaftskritik, verspielter Ironie und Funkelndem Esprit.
Knobloch, der in seiner Hauptrolle das fulminante Kabarett „die Urvögel dirigiert, war diesmal im Alleinflug in Kirchehrenbach gelandet. Er las aus seinem modernen Schelmenroman in der Manier des Felix Krull“ – mit vielen Assoziationen an den Großmeister Thomas Mann.
Seine Handlung spielt vor ungefähr einem Jahrzehnt in Italien, das damals – genau wie heute wieder von Medien – Casarismus Silvio Berlusconis bedroht war. Hinter den Fassaden einer anbrechenden Spaß – Diktatur wuchsen sich die politische Korruption und Kriminalität zur alltäglichen Norm aus. dem mächtigsten Mann Italiens, den Bunga – Bunga Königs Silvio beurteilt der Autor als „Erzschlawiener “ und „Bazi“ durch und durch. Doch Politik ist in seinem Lustspiel nur ein Nebenmotiv. Die ich – Erzählung beginnt mit seiner „Hosenstall – Selbstkontrolle“ beim ersten Schultag in einem italienischen Sprachen Institut, hinter dessen pädagogischer Fassade sich die Reize eines Eros – Center verborgen. In diesem Tempel der Versuchung lauert die Triebdynamik „fleischgewordener Ferrari ;immer wieder muss der Ich – Erzähler die „Bluthunde der Begierde“ besänftigen. in der Erzählperspektive Knoblochs gleicht das heutige Italien einem spätantiken Amphitheater, in dem sich seit den Zeiten Ben Hurs nichts verändert hat – bis auf die zur Kleidungsnorm gewordenen Marken- Unterhosen. Nach dem Finale saß Peter Knobloch mit Frankens Chef – Kabarettisten Klaus Karl Kraus zusammen. dieser hält am nächsten Samstag (23.02.2013 19 Uhr ) im Gasthaus Sponsel eine „Politische Fastenpredigt“ im Rahmen eines drei gängigen Biermenüs (Blaukrautsuppe, gefüllte Kalbsbrust, Weißbiertiramisu) bei soviel Fleischlichen Versuchungen benötigt man als Anleitung zum Fasten wirklich eine Predigt!
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