Bayreuther Filmfest präsentiert: Herbert Heinzelmann "Leitmotiv und Lichtspiel – Richard Wagner und der Film"

Das Bayreuther Filmfest kontrast bedient seit Bestehen die Filmafficionados aus Nah und Fern nicht nur mit dem bloßen Zeigen der ausgewählten Kurzfilme. Es ist gute Tradition, dass das dargebotene Programm für alle Interessierten auch durch tiefere Information und Wissensaustausch unterfüttert wird. So steigt auch dieses Jahr das im Rahmenprogramm angebotene Filmseminar tiefer in die kulturwissenschaftliche Aufarbeitung von Kinokunst ein und schlägt eine Brücke zu Musik im Film und insbesondere zu deren Inspiration durch Richard Wagner – unser Beitrag zum 200. Geburtstagsjubiläum im Wagner-Jahr 2013.

kontrast präsentiert :

  • Herbert Heinzelmann: Leitmotiv und Lichtspiel – Richard Wagner und der Film
  • Samstag, 16.Februar 2013 , 16.00 Uhr Bayreuth, Kolpinghaus
  • Eintritt frei

Die schweren Mollklänge, die in John Boormans Film „Excalibur“ die letzte Schlacht um Camelot untermalen, schaffen den perfekten Klangraum für den Untergang der Ritter aus der Tafelrunde. Wer hat den Soundtrack komponiert? Die irisierenden, weit ausgespannten Melodienbögen, unter denen ein junges Paar in der Traumstadt Las Vegas Selbstmord begeht, signalisieren in dem Episodenfilm „Aria“ sowohl die Unendlichkeit wie die Unmöglichkeit dieses großen Gefühls: Liebe. Wer schuf den Score für Bilderfluss und Emotion? In Francis Ford Coppolas Vietnam-Epos „Apocalypse Now“ wird das Publikum darüber informiert, wer die attackierende, martialische Musik schrieb, die Dorfbewohner beim Helikopter-Angriff in Angst und Schrecken versetzt. Es handelt sich um den Walkürenritt von Richard Wagner.

2013 ist Wagnerjahr (200. Geburtstag). Und die Beziehung zwischen dem Komponisten und dem Kino ist legendär. Richard Wagner gilt als Erfinder der musikalischen Leitmotivik. Und die Filmmusik ist ohne diese Technik gar nicht vorstellbar. Schon seit Stummfilmtagen, als Kinomusiker Leinwand-Figuren mit identischen Musikzitaten charakterisierten. Deswegen ist ein Blick auf Luis Bunuels surrealistischen Stummfilm „Un Chien Andalou“ unverzichtbar, dessen Uraufführung von Wagners „Tristan“ und einem argentinischen Tango begleitet wurde. Das Liebestod-Motiv aus „Tristan und Isolde“ spielt auch in „Aria“ eine Rolle. Weitere Themen dieses kleinen Seminars sind: Wagner in Filmen über „Ludwig II“, Wagner-Stimmungen in „Excalibur“ (Siegfrieds Trauermarsch) und

„Apocalypse Now“, sowie Propaganda mit Wagner in Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“. Ein Ausflug von Wagner zu Ennio Morricone rundet schließlich den Überblick und soll die Diskussion über die Bedeutung des Bayreuther Festspiel-Begründers für das Kino eröffnen.

Über Herbert Heinzelmann:

Herbert Heinzelmann ist Publizist, freier Journalist, Medienpädagoge und Lehrbeauftragter für Medienwissenschaft. Er war Feuilletonredakteur der Nürnberger Zeitung und schreibt bis heute für die NZ. Heinzelmann lebt und arbeitet in Nürnberg.