Neujahrsempfang von Erzbischof Schick: Kirche muss sich durch Buße und Umkehr erneuern
Caritas-Präsident Neher plädiert für menschliches Gesundheitssystem
(bbk) Die Kirche ist nach Worten von Erzbischof Ludwig Schick und Caritas-Präsident Peter Neher für alle Menschen in der Gesellschaft da, nicht nur für die Gläubigen. Auf seinem Neujahrsempfang am Samstag in Bad Staffelstein erinnerte Schick an das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirche „zur Barmherzigkeit für Arme und Kranke und zur gegenseitigen Hilfe und Erleichterung aller menschlichen Nöte aufgerufen“ habe. Die Kirche müsse bei ihrer Verkündigung und in ihrem Handeln „die mütterliche Sorge um alle Menschen, seien sie gläubig oder ungläubig, unter Beweis stellen“. „Kirche soll Caritas sein“, betonte Erzbischof Schick und fügte hinzu: „Der Glaube muss in der Liebe wirksam sein“, wie es der Apostel Paulus geschrieben habe.
Bezugnehmend auf die aktuellen Ereignisse in der katholischen Kirche sagte Schick: „Es darf nicht sein, dass Opfer von Gewalt in katholischen Einrichtungen Hilfe suchen und abgewiesen werden.“ Er stimmte dem Kölner Kardinal Joachim Meisner zu, der solche Vorgänge als „beschämend“ bezeichnet hatte. Es dürfe auch nicht der Eindruck entstehen, die Kirche wolle die Aufklärung von sexuellem Missbrauch verhindern und unmenschliche Taten in den eigenen Reihen unter den Teppich kehren. „Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen“, sagte Schick.
Es sei bedauerlich und schmerzhaft, dass in der katholischen Kirche derzeit manches schlecht laufe, sagte Erzbischof Schick . Dadurch würden auch Gläubige verunsichert. Er betonte, es müsse alles getan werden, „dass das Böse durch das Gute überwunden wird“, wie es in der Heiligen Schrift heiße. „Jede Sünde und jedes Versagen muss gemieden werden, Schuld gesühnt und wiedergutgemacht werden.“ Die Kirche bestehe aus Menschen, sagte Schick. „Die Kirche muss sich erneuern durch Buße und Umkehr, mit Verstand und Glauben, Hoffnung und Liebe, so will es Jesus, so hat er es uns aufgetragen.“ Die Kirche bestehe aus allen Getauften, die in verschiedenen Formen und Institutionen den Glauben leben und die Caritas ausüben. Schick wies auf die 370 Pfarreien und die 800 caritativen und sozialen Institutionen im Erzbistum hin. Auch das müsse gesehen werden. Die Kirche leiste trotz allem einen wichtigen Beitrag zur Zivilisation der Liebe.
Caritas-Präsident Prälat Peter Neher rief in seiner Festrede dazu auf, die Kirche müsse als Familie Gottes ein Ort der gegenseitigen Hilfe sein. Das soziale Engagement dürfe nicht aus eigenen Interessen erfolgen. Wer im Namen der Kirche karitativ wirke, dürfe dabei nicht versuchen, anderen seinen Glauben aufzudrängen. Er zitierte Papst Benedikt XVI. mit den Worten: „Die Liebe ist umsonst. Sie wird nicht getan, um andere Ziele zu erreichen.“ Es dürfe uns freuen, wenn jemand durch die Arbeit der Kirche zum Glauben finde. „Eine Liebe aber, die das zum Ziel hätte, wäre keine Liebe, wie sie uns von Gott geschenkt ist und zu der wir aufgefordert sind.“ Der karitative Dienst der Kirche könne mit dem Wort „Ein Dienst aus Liebe“ zusammengefasst werden. „Denn bevor wir überhaupt fähig sind zu handeln, hat Gott längst an uns gehandelt. Seine Liebe geht all unserem Tun voraus.“
Der Präsident des Deutschen Caritas-Verbandes forderte in seiner Rede außerdem ein Gesundheitssystem, „das auch die Menschen nicht aus dem Blick verliert“. Denn viele Beispiele belegten: „Armut macht krank.“ Langzeitarbeitslose Menschen hätten eine deutlich schlechtere gesundheitliche Situation als andere. Die Lebenserwartung von Männern mit hohem Einkommen sei elf Jahre höher als in unteren Einkommensgruppen. Ein obdachloser Mann lebe im Durchschnitt sogar nur 46 Jahre, 30 Jahre weniger als ein Mann in gesichertem Lebensumfeld. „Diese Unterschiede stellen eine Herausforderung an unser Gerechtigkeitsgefühl dar. Denn Gesundheit ist ein Gut, das einen existenziellen Wert hat.“
Der Erste Bürgermeister von Bad Staffelstein, Jürgen Kohmann, sagte in seinem Grußwort, in Neujahrsansprachen werde immer wieder zu Mut, Ehrgeiz und Tatendrang aufgerufen. Er appelliere aber, sich wieder auf die „wichtigen Werte“ Demut und Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit und Zufriedenheit, Freundschaft und Toleranz zu besinnen.
Zum Neujahrsempfang des Erzbischofs in der Adam-Riese-Halle hatten sich rund 800 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft angekündigt. Für die musikalische Begleitung sorgte das Blechbläserquintett „Ächd Bläch“ und die Trommelgruppe „Feuer und Flamme“ der Tagungsstätte St. Anna des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas in Lichtenfels.
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