Gedanken zum Dreikönigstag: Epiphanias
Mit dem 6. Januar endet im Bewusstsein des Volkes die Weihnachtszeit. Der Durchschnittsmensch nennt diesen Tag „Heilig drei König“ und kennt noch die anrührende, aber wohl im strengen Sinn nicht historische Geschichte, wonach drei weise Männer dem berühmten Stern von Bethlehem folgend zur Krippe kamen,um dem Jesuskind ihre Geschenke zu bringen. Natürlich hat auch diese Erzählung ihre symbolische Bedeutung, versteht man doch die „Weisen“ oder „Könige“ als Vertreter der Völker, als Repräsentanten menschlicher Weisheit und Macht,die sich Christus unterwerfen.
Der eigentliche Name dieses Festes, Ephiphanias, bedeutet allerdings etwas ganz anderes, nämlich „Erscheinung“. Solche Epiphanien finden sich in der Bibel öfter, auch in den Legenden des Altertums, dass nämlich ein Gott „erscheint“, sich also den verblüfften, dadurch in Furcht geratenen Menschen in Person zeigt. Immerhin bemächtigte sich den damaligen Menschen noch eine heilige scheu, ein Entsetzen vor dem Göttlichen, während wir oft zu abgestumpft für den Fingerzeig Gottes geworden sind. Nach christlicher Überzeugung hat sich Gott ein für allemal gültig, zu unserem Heil in Jesus Christus gezeigt, ist in Jesus Christus „erschienen“. Darum nennen wir Christus den „Sohn Gottes“, was man nicht biologisch verstehen muss. Das Wort „Erscheinung“ läßt bewusst gegen alle weihnachtliche Legendenbildung die Frage offen, wie denn Jesus gezeugt und geboren wurde, richtet vielmehr ein Stopsignal für uns Menschen auf: Vor dieser „Erscheinung“ kapitulieren menschliche Vernunft und Naturwissenschaft. Hier geht es nicht um das Begreifen, sondern um das Vertrauen, dass Gott sich gegenüber seinen bald hochfahrend stolzen, bald zu Tode betrübten Geschöpfen namens Mensch als treu erweist, daß sein Licht unter uns aufgeleuchtet ist und bis ans Ende der Welt leuchtet.
Eine „Erscheinung“ bleibt umstritten, bleibt ungreifbar und so steht es auch mit Jesus Christus. Wir können ihn nicht mehr mit Händen greifen und mancher behauptet herausfordernd, vielleicht auch bedauernd, er würde an Gott „glauben“, wenn er ihn nur sehen, wenn man seine Existenz beweisen könnte. Das ist natürlich unsinnig. Wer von seinem Partner stets Liebesbeweise verlangt, wird ihn vergraulen. Den elektrischen Strom, die Atome kann man nicht sehen und doch weiß jeder, dass es sie gibt. Was wäre das auch für ein lächerlicher Gott, den man im Computer berechnen, unter dem Mikroskop ausforschen könnte! Wir sollten uns nur selbst nicht so wichtig nehmen,nicht einbilden, alles verstehen, alles planen, alles kontrollieren zu können. Das klappt ja nicht einmal in unserem Privatleben, viel weniger in unserer Beziehung zu Gott. Wir aber dürfen der „Erscheinung“ Gottes auf Erden folgen, die ihren Niederschlag im Neuen Testament gefunden hat. Wo Menschen zum Glauben kommen, wo das Gute siegt, wo ein Pärchen sich findet, da spüren wir etwas von dieser „Erscheinung“.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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