Epiphanias: ein vieldeutiger Feiertag
Normalerweise denkt man am 6. Januar an die „Weisen aus dem Morgenland“, die zu Jesus nach Betlehem kamen, um ihm zu huldigen und zu beschenken. Die „Weisen“ stehen für die Völker, die sich hier symbolisch vor Christus mit ihrer Macht, ihrem Ansehen, ihrer Bildung verneigen. Epiphanias bedeutet aber eigentlich „Erscheinung“, nämlich Erscheinung des göttlichen Lichtes auf Erden. Wenn wir Christus als das „Licht der Welt“ verehren, haben wir den Sinn des Evangeliums, des Epiphaniasfestes recht verstanden.
Häufig liest man im Gottesdienst des 6. Januar aber auch die Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan. Jesus lässt sich vom Bußprediger Johannes taufen, obwohl er dies nicht nötig hätte. Doch er begibt sich ganz auf die menschliche Seite, verzichtet auf alle göttliche Vollmacht, tritt hinein ins Dunkel. Das Wasser galt in Israel nicht so sehr als Symbol des Lebens, sondern der Vernichtung. Wenn sich Jesus also unter das Wasser beugt, unterwirft er sich damit der Macht des Todes. Dann freilich ereignet sich Merkwürdiges: eine Donnerstimme vom Himmel proklamiert ihn als den geliebten Gottessohn, auf dem die Gnade Gottes liegt. Gerade also in seiner Erniedrigung bis hin zum schrecklichen Kreuzestod erfüllt er seine göttliche Mission, nämlich den Willen Gottes, der uns durch das elend unseres Menschenlebens einen Weg zu Gott bahnen will. Der Getaufte darf gewiss sein, dass er zu Christus gehört, zum Gekreuzigten und Auferstandenen. Daran können die dunklen Fluten der Depression, das Mobbing der „Kollegen“, das eigene Versagen und selbst der Tod nichts ändern.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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