1.287 erklären ihr "Nein zur Lerchenhoftrasse"

Das Staatliche Bauamt Bamberg plant derzeit den Neubau von B303 und B 173 – 69 Hektar landwirtschaftliche Fläche werden beansprucht

Kurz vor Ende des Anhörungszeitraumes am 25.05.12 wurden in Küps und im Landkreis Kronach Einwendungen im laufenden Planfeststellungsverfahren gesammelt. Mit 1.287 ablehnenden Einwendungen ist dabei innerhalb von zwei Wochen eine hohe Zahl zusammengekommen. Sie zeigt das große Interesse am Planungsverfahren und die starke Ablehnung der geplanten Baumaßnahme in der Bevölkerung

Mitglieder der Bürgerinitiative Johannisthal, Tüschnitz und Au und des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. übergaben die Listen der Regierung von Oberfranken und wurden dabei von Regierungspräsident Wilhelm Wenning empfangen. Die Einwendungen waren bereits fristgemäß beim Bürgermeister von Küps, Herbert Schneider, abgegeben worden. Nun erfolgte die symbolische Übergabe an die Trägerin des Verfahrens, die Regierung von Oberfranken. Dabei konnte die Abordnung aus der BI und dem BN ihre Position nochmals erläutern.

Insbesondere der riesige Landverbrauch von mindestens 10 Hektar Versiegelung und insgesamt 69 Hektar Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen kam zur Sprache, ist doch die Regierung von der Staatsregierung aufgefordert, den Flächenverbrauch einzudämmen. Mit der Umwandlung von 20,8 Hektar zumeist landwirtschaftlicher Nutzfläche pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsfläche hat er in Bayern einen extrem hohen Wert angenommen.

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Verbesserung der Situation bei Küps, der Ausbau der B303 auf der bestehenden Trasse wäre aber die bessere Lösung. Ein bestandsorientierter Ausbau der B 303 würde die seit dem Bau der Autobahn A 73 nach Westen veränderten Verkehrsströme bewältigen und hätte viel weniger Flächenverbrauch und Eingriffe in den Naturhaushalt zur Folge. Diese Variante muss alternativ zur Lerchenhoftrasse geprüft werden. Und einen vierspurigen Ausbau der B 173 braucht kein Mensch“, so Elisabeth Hoffmann, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Kronach.

Ingeborg Seidel, Sprecherin der Bürgerinitiative: „Durch die Bebauung des Rodachtals drohen uns Verschärfungen des Hochwassers. Es ist schon heute schlimm genug. Und wir sind keinesfalls damit einverstanden, dass Johannisthal zu einem Ghetto gemacht wird. Unser einziges Rückzugsgebiet für die Naherholung führt neben der Bahn und der Gemeindeverbindungsstraße entlang. Dieser Weg wird heute auch von Müttern mit Kinderwagen, älteren Herrschaften mit Rollator und Hundespaziergängern benutzt. Mit den enormen Brückenbauwerken und der Autobahn wären wir umzingelt. Eine weitere Lärmquelle für Johannisthal ist völlig inakzeptabel. Wir fühlen uns in unserer Freiheit traktiert!“

„Wir fordern entweder die Beachtung der bestehenden landesplanerischen Beurteilung oder die Durchführung eines neuen Raumordnungsverfahrens. Was ist denn das für eine Bürgerbeteiligung, wenn die Ergebnisse später einfach ohne öffentliche Debatte über den Haufen geworfen werden und das Gegenteil geplant wird? Man muss mit aktuellen Verkehrszahlen zu klären, ob ein vierspuriger Ausbau der B 173 nach der Änderung der Verkehrsströme in Folge des Baues der A 73 überhaupt noch gerechtfertigt ist“, so Tom Konopka, Regionalreferent beim Bund Naturschutz.

Das Staatliche Bauamt Bamberg plant derzeit den dreistreifigen Neubau einer Trasse der B 303 zwischen Schmölz und Johannisthal auf einer Länge von 2,8 Kilometer auf der sog. Lerchenhoftrasse. Damit zusammen plant das Staatliche Bauamt den vierstreifigen Neubau der B 173 zwischen Küps und Johannisthal auf 2,9 Kilometern. Die Verknüpfung soll höhenfrei durch eine linksliegende Trompete z. T. im Talraum der Rodach mitten im Hochwassergebiet erfolgen. Weil die beiden neuen Straßenabschnitte als Kraftfahrstraßen geplant werden, sollen die bestehenden Straßen B 173 und St 2200 als Straßen erhalten bleiben sowie eine Vielzahl weiterer Straßen und Anbindungen umgebaut werden. Insgesamt wären es 19 Kilometer Straßen- und Wegebau. 69 Hektar landwirtschaftliche Fläche würden für dieses Projekt beansprucht, mindestens zehn Hektar neu versiegelt. Das Vorhaben soll rund 26 Mio. € kosten.

Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens hat der BN fachlich fundiert Kritik an dem Vorhaben geübt. Bei einer mit 80 BürgerInnen sehr gut besuchten Protestveranstaltung am 7.5.12 in Küps-Au konnte der Unmut vieler BürgerInnen deutlich gemacht werden.

Der Bund Naturschutz lehnt die Planung aus Gründen des gigantischen Landschaftsverbrauchs und der nicht ausgleichbaren Eingriffe in den Naturhaushalt ab. Der Bund Naturschutz lehnt die Planung auch ab, weil sie gegen die geltende landesplanerische Beurteilung zum Ausbau der B 303 verstößt, die den Bau der sog. Lerchenhoftrasse in einem öffentlichen Verfahren verworfen hatte. Die damals festgestellten schutzwürdigen Umweltbelange sprechen heute mehr denn je gegen diese Trasse.

Darüber hinaus sind die für den Bau angenommenen Parameter, insbesondere die Vorfestlegung der geplanten Abschnitte der B 303 und der B 173 als „Kraftfahrstraße“ nicht durch den Bundesverkehrswegeplan vorgegeben, führen aber zu unnötigen Eingriffen in Natur und Landschaft, zu Folgewirkungen auf den Hochwasserschutzraum, zu unnötigen Lärmbelastungen und beeinträchtigen das Eigentum anliegender BürgerInnen.

Die mit dem zur Planfeststellung beantragten Vorhaben vorgesehenen Eingriffe in Natur und Landschaft sind nicht gerechtfertigt und würden bei korrekter Abwägung nicht bzw. in erheblich geringerem Umfang entstehen.