Bayreuth: Theologische Gedanken zu "Norbert Kricke"
„Auffahren zum Himmel“ – Theologische Gedanken von Dekan Hans Peetz zur Ausstellung „Norbert Kricke. Skulpturen und Zeichnungen auf dem Weg zur Großen Raumkurve Bayreuth“ am Montag, 11. Juni 2012 um 20 Uhr in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus. Eintritt frei!
Wie aus der Weite des Raumes kommend schwingt die „Große Raumkurve“ von Norbert Kricke herunter auf den Boden des Universitätsgeländes, berührt ihn nur an einem Punkt und dreht dann wieder ab, hinauf in den Himmel – als wäre sie nur der erdnahe Ausschnitt einer unendlichen Schwingung. Der Weg des Künstlers zu diesem Kunstwerk, das erst nach seinem Tode verwirklicht wurde und das heute so etwas wie das Wahrzeichen der Universität Bayreuth bildet, begann eher erdenschwer. Figurale Plastiken von Menschen, die auf dem Boden stehen oder liegen, sozusagen naturhaft verwurzelt. Diese massive Plastik aufzugeben und Linien in den Raum zu zeichnen und zu modellieren, verstand Norbert Kricke als Ausdruck der Freiheit. Zunächst bilden die Linien geometrisch die Kanten von Würfel nach, danach krümmen, verwirren sie sich, geraten in Bewegung und zeichnen die Bewegung nach wie den Flug eines Vogels, um am Ende wieder ganz schlicht und elementar zu einer einfachen, in ihrer Leichtigkeit schier unüberbietbaren Linie zu kommen, die Himmel und Erde einander berühren lässt.
Diese Befreiung von der Erdenschwere, dieses Hinaufstreben, lässt die zum Himmel erhobenen Arme assoziieren, die Geste des Gebetes, aber auch das Auffliegen von Vögeln, die Jesus in der Bergpredigt zum Gleichnis für die Sorglosigkeit des Gottvertrauens wählt; bis hin zur Himmelfahrt Christi, der von der Erde aufgehoben wird. Und doch bleibt die Berührung mit der Erde – nicht nur als technische Notwendigkeit, dass die Plastik irgendwo befestigt sein muss, sondern als bleibende Verbindung zwischen Himmel und Erde, auch wenn es nur ein Punkt ist. Theologisch ist der Bogen gespannt von der Menschwerdung Gottes bis zum Himmelfahrt, von der Treue zur Erde bis hin zur Engelhaftigkeit.
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