Erzbischof Schick: "Wallfahrt bedeutet: sich aufmachen zu Gott und zu den Mitmenschen"

Die Pfarreien Ebermannstadt und Pretzfeld pilgern seit 400 Jahren nach Gößweinstein

(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wünscht sich eine stärkere Betonung des Wertes der christlichen Wallfahrt. „Wallfahrt bedeutet, sich mit allen Freuden und Belastungen des Alltags aufzumachen, um neu und vertieft mit Gott und den Mitmenschen in Kontakt zu kommen“, sagte Schick am Sonntag (13.05.12) anlässlich des 400-jährigen Wallfahrtsjubiläums der Pfarreien Ebermannstadt und Pretzfeld (Dekanat Ebermannstadt) in der Wallfahrtsbasilika Gößweinstein (Dekanat Ebermannstadt).

Erzbischof Schick wies darauf hin, dass Jesus selbst ein großer Wallfahrer gewesen sei und das Pilgern empfohlen habe. „Das Wallfahren war ihm durch seine jüdische Herkunft und Tradition vertraut. Er gab aber auch der christlichen Wallfahrt eine neue Bedeutung.“ Christlich gesehen bedeute Wallfahrt, sich aufmachen, um Früchte der Liebe zu Gott und für die Nächsten zu bringen.

„Beim Wallfahren merkt man, wie Ärger, Enttäuschungen und Verkrampfungen des Alltags abgebaut werden“, sagte Erzbischof Schick. Bei einer Wallfahrt werde die Einsamkeit und das Alleinsein durch die Gemeinschaft der Mitwallfahrer aufgebrochen. „Man wird sich neu bewusst, dass man Mensch und Gottes geliebtes Geschöpf ist, Mitmenschen und Mitchristen hat.“

Die Wallfahrt wirke sich auch ganz konkret auf jeden einzelnen Menschen in seiner Lebenssituation aus, sagte Erzbischof Schick: „In den Familienvätern und -müttern sowie den Kindern wächst mehr Wohlwollen und Verständnis, Einsatzbereitschaft und Hilfe. Ehe, Familie und Nachbarschaft werden erneuert in der Liebe zueinander.“ Auch der Beruf werde wieder mehr als Berufung gesehen. Egal, ob Maurer oder Landwirt, Büroangestellte oder Fließbandarbeiter, ob Lehrer oder Arzt, jeder spüre: „Ich bin berufen, durch meinen Beruf für die anderen da zu sein und am Gemeinwohl mitzuwirken.“ Auch die Achtsamkeit für die Natur werde verstärkt. „Wer sich aufmacht zur Wallfahrt, dem wird mehr Liebe Gottes und mehr Nächstenliebe geschenkt“, sagte der Bamberger Erzbischof.