Pressemitteilung der Forchheimer FGL zum Thema "Radfahren in der Fußgängerzone"
Die Forchheimer Grüne Liste-Stadtratsfraktion kritisierte in ihrer jüngsten Fraktionssitzung den neuerlichen Vorstoß, das Radfahren in der Fußgängerzone zu verbieten. Die aktuelle Forderung der Freien Wähler, das Radfahren während der Haupteinkaufszeit für wenige Stunden zu untersagen, ansonsten aber grundsätzlich zu erlauben, halten die FGL-Stadträte für nicht durchdacht und unsinnig.
Es sei schließlich das Ziel, weniger motorisierten Individualverkehr in der Innenstadt zu haben und mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Fahrrad zu bewegen, betont FGL-Stadtrat Manfred Schade. Nur so könne die Aufenthaltsqualität der Innenstadt gesteigert werden.
Vor diesem Hintergrund möchte die FGL-Fraktionssprecherin Annette Prechtel auch die Debatte um die nun schon mehrfach geforderte Sperrung der Fußgängerzone für Fahrradfahrer betrachtet wissen. „Die Hauptstraße ist die wichtigste Verbindungsachse für Nichtmotorisierte, die ganz bewusst auf das Auto verzichten, um in der Innenstadt einzukaufen, Amtsgänge oder Besorgungen zu erledigen oder sich im Café zu treffen. Wer die Radler aus der Fußgängerzone aussperrt, verprellt eine Gruppe, die ihren aktiven Beitrag zur Verkehrsentlastung der Innenstadt leistet!“, faßt Prechtel die Haltung der FGL-Stadtratsfraktion zusammen.
Anders als z.B. in Erlangen gebe es in Forchheim nämlich keine parallel geführten Fahrradstraßen. Dürften Fahrradfahrer nicht mehr durch die Hauptstraße fahren, würden sie deutlich ausgebremst oder müssten Umwege fahren, die die Nutzung des Fahrrads als alternatives Verkehrsmittel deutlich unattraktiver machen würde, ist sich Stadträtin Sabine Dittrich sicher.
Die Fußgängerzone müsse also weiterhin und ganztägig für Fahrradfahrer befahrbar bleiben, so die Forderung der FGL-Stadtratsfraktion.
Besonders ärgerlich finden es die FGL-StadträtInnen, daß die Freien Wähler ähnlich wie derzeit der Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer mit dem von ihnen beobachteten „beachtlichen Unfallrisiko“ und aufgrund von wenigen rücksichtslosen Fahrradfahrern, nun alle Fahrradfahrer bestrafen und ausgrenzen wollen. Diese Anti-Radfahrstimmung führt in die falsche Richtung, so die FGL-Fraktion. Sie spricht sich nachdrücklich für mehr Radverkehr und gegenseitige Rücksichtnahme aus.
Liebe FGL,
mit viel Interesse habe ich den Abdruck ihrer Pressemitteilung im Wiesentboten und in den Nordbayerischen Nachrichten gelesen. Toll, dass sie sich dazu äußern. Eine gute Diskussion ist genau in unserem Sinne.
Allerdings mischt sich in das Interesse auch einiges Befremden. Und das möchte ich ihnen gerne erläutern.
Ich lese in ihrer Pressemitteilung die Worte „nicht durchdacht“, „unsinnig“ und „Anti-Radfahrstimmung“. Darauf fällt mir nur ein Wort ein: „Polemik“.
Das haben sie doch gar nicht nötig. Sie haben eine klare Meinung, die sie ja auch in der Mitteilung deutlich machen. Sie weicht zwar von unserer Meinung ab, aber das macht Demokratie ja aus.
Die von ihnen verwendeten Worte haben meiner Ansicht nach in einer demokratischen Diskussion nichts zu suchen.
Inhaltlich möchte ich auch noch eine Anmerkung machen.
Im Juli 2011 hatte ich eine email-Konversation mit Frau Fießer und Frau Dittrich, beide Mitglied in der Stadtratsfraktion der FGL.
Frau Fießer schrieb mir u.a. „[…] ich bin Radlerin und würde mir weiterhin ein vorsichtiges Durchfahren der Hauptstraße wünschen – allerdings bei geringem Fußgängeraufkommen, versteht sich von selbst […]“.
Daraufhin haben wir den Vorschlag gemacht, das Radfahren während der Ladenöffnungszeiten zu verbieten und in allen übrigen Zeiten weiterhin zu gestatten.
Frau Dittrich antwortete mir daraufhin „[…] So könnte der Vorschlag von Edith Fießer sehr wohl ein Kompromiss sein. […]“.
Mich wundert nun, dass eine Annäherung an einen Kompromiss von ihnen völlig über den Haufen geworfen wird und sie darauf bestehen, den Status quo zu bewahren.
Liegt es daran, dass in ihrer Pressemitteilung nur Herr Schade und Frau Dr. Prechtel zitiert werden und Frau Fießer und Frau Dittrich nicht mehr zu Wort kommen? Gibt es bei Ihnen vielleicht auch unterschiedliche Meinungen?
Was ja gar nicht schlimm wäre. In der SPD zum Beispiel wird das Thema ja auch unterschiedlich bewertet. Die schreiben das aber auch so.
Ich möchte auch gerne noch mal das Zahlenbeispiel nennen, welches ich im Juli 2011 an Frau Dittrich geschrieben hatte und die aufzeigt, warum wir es für zumutbar halten, auf das Radfahren während der Ladenöffnungszeiten zu verzichten:
„Die Fußgängerzone vom Rathausplatz bis zum Paradeplatz ist ca. 250 m lang. Ein Fußgänger und somit auch ein Fahrradfahrer, der sein Rad schiebt, geht mit ca. 3 km/h. Er benötigt für die Strecke also etwas mehr als 5 Minuten.
Ein „normaler“ Fahrradfahrer, der sich ja rücksichtsvoll und deshalb hoffentlich nur etwas schneller als mit Schrittgeschwindigkeit in der Fußgängerzone bewegt, fährt mit hoffentlich höchstens 10 km/h. Er benötigt für die Strecke somit ca. 1,5 Minuten.
Das bedeutet also, dass der schiebende Fahrradfahrer einen Nachteil in der Größenordnung von 3,5 Minuten gegenüber dem fahrenden Radfahrer hat, wenn er tatsächlich von einem Ende bis zum anderen Ende läuft. Und tatsächlich wird ja in der Regel ein Geschäft irgendwo in der Mitte angesteuert, dementsprechend geringer wird der Vorteil des Radfahrers.“
In diesem Sinne wünsche ich mir eine polemikfreie Diskussion, die dann ja vielleicht doch endlich in einer Abstimmung im Stadtrat mündet, deren Entscheidung wir in jedem Fall akzeptieren würden.
Michael Hartmann
Fußgänger-Freundliche Fußgängerzone Forchheim (FFFF)
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