Sonntagsgedanken: Der Sonntag vom Guten Hirten
Der 2. Sonntag nach Ostern heißt im Volksmund „Sonntag vom guten Hirten“. Nicht zufällig finden mancherorts an diesem Tag die evangelischen Konfirmationen statt. Das Johannesevangelium nennt Jesus den „guten Hirten“, der seine Schafe kennt und sein Leben hingibt für sie. Die meisten von uns können den Psalm 23 noch auswendig, der mit den Worten beginnt: „Der HERR ist mein Hirte…“
Heute freilich sind die Hirten fast ausgestorben.Viele Menschen sind auch nicht mehr bereit, sich mit dummen Schafen vergleichen zu lassen, die von einem Hirten herumkommandiert werden. Tatsächlich haben Pfarrer aller Konfessionen sich als allgewaltige Hirten ihrer Gemeinde gefühlt, vergaßen aber gelegentlich, daß der Hirte nicht herrscht wie ein König, sondern fremdes Eigentum behütet und notfalls mit seinem Leben schützt.
Und dennoch gibt mir das Bild vom „guten Hirten“ Kraft. Ich bin eben nicht dem blinden Zufall, nicht geheimnisvollen kosmischen Mächten ausgeliefert, bin kein ohnmächtiges Spielzeug in den Händen der Politiker und Wirtschaftskapitäne. Die Sorgen um meine angegriffene Gesundheit, um meinen unsicheren Arbeitsplatz können mich nicht erdrücken, denn ich darf darauf vertrauen, daß der Gute Hirte, der mein Schicksal bis zum furchtbaren Kreuzestod teilte, seine Hand auch über mich hält, selbst dann, wenn ich sie nicht spüre, wenn mein Weg durch ein „finsteres Tal“ führt. Nie zieht er seine Hand ab, auch wenn ich mich manchmal von ihr losreißen will. Er läßt mir meine Freiheit und bleibt mir doch nah. Aus seiner Hand kann mich auch der Tod nicht reißen und er, der Gute Hirte, wird mich an seiner Hand zum neuen Leben führen.
Begreifen kann und brauche ich Gottes Wege nicht, muß nicht grübeln oder mit Gott rechten, aber ich DARF seiner Liebe vertrauen. Diese befreiende Gewißheit wünsche ich allen Sorgenbeladenen, allen Zweifelnden und Verbitterten.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Neueste Kommentare