Gedanken zum Karfreitag

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

„Als Jesus kam nach Golgatha,
hat man ihn ans Kreuz geschlagen,
denn grausam war der Mensch,
und billig Menschenfleisch in jenen Tagen.

Als Jesus kam nach Birmingham,
krümmte keiner ihm ein Haar,
niemand wollte seinen Tod,
weil der Mensch human geworden war.

Achtlos gingen sie an ihm vorüber,
ließen frei ihn seiner Wege geh’n,
eilten heim zu ihren Lieben,
ließen ihn im Regen steh’n.
Und im Regen
irrte Jesus durch die dunklen leeren Gassen,
keine Seele, ihn zu lieben, traf er,
keine, ihn zu hassen.“

Ich denke, diese Zeilen von G. Studdert Kennedy treffen unsere Situation. Hass auf die Frohe Botschaft erleben wir in unserem Land nicht mehr häufig, dagegen viel Gleichgültigkeit, Verständnislosigkeit und gelegentlich auch Spott. Der „moderne“ Mensch hat andere Sorgen. Aber war das je anders? Der Alltag mit seinen Freuden und Sorgen bestimmte wohl zu allen Zeiten das Denken, Fühlen und Handeln des „Normalmenschen“.
Viele Menschen verstehen die Lehre vom Sühnetod Jesu am kreuz nicht mehr, lassen sich keine Schuldgefühle einreden, treten selbstbewusst auf, viele auch selbstgerecht.

Doch Sünde meint ja nicht nur moralisches Versagen, sondern die verkehrte Grundhaltung, dass wir immer um uns selbst kreisen. Eben diesen Umstand spricht unser Gedicht an. Ein KZ-Überlebender meinte einmal: „Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern Gleichgültigkeit“. In der Tat diese Gleichgültigkeit ist die Wurzel allen Übels. Wie oft klagen wir über UNSEREN Stress, über UNSERE Krankheit, über die Menschen, das Schicksal, die so gemein zu UNS sind. Dabei übersehen wir die offenkundige, oft auch verschämt verborgene Not der anderen. Ein freundliches Wort, ein wenig Verständnis, ein kurzer Besuch bei einem Kranken, Verwitweten könnte Wunder tun!  In diesem Sinn sind wir alle „sündig und   der Vergebung bedürftig.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de