Gedanken zum Palmsonntag

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Mit dem Palmsonntag begint die Karwoche, der Höhepunkt der Passionszeit. Nur selten finden am Palmsonntag Prozessionen statt, wo ein hölzerner Esel mitgeführt wird zum Zeichen dafür, dass Jesus auf einem solchen Tier in Jerusalem einzog.
Warum  verachtet man den Esel?Er gilt allgemein als dumm und störrisch. Esel kann man freilich nicht dressieren wie Pferde, man konnte sie nie im Krieg dazu bringen gegen  die feindlichen Linien und damit in den Tod zu rennen. Andererseits tragen Esel ihre schwere Last geduldig. Könnte es nicht sein, dass der so gering geschätzte Esel klüger ist als das edle Reittier namens Pferd, ja klüger als so mancher Mensch?

Menschen lassen sich aufhetzen, passen sich klug an, je nachdem, was ihnen Vorteil bringt, Menschen verlieren schnell den Mut, die Lust  und laufen heute diesem, morgen jenem nach. Die Menge, die Jesus am Palmsonntag zujubelte, rief schon bald: „Kreuzige ihn!“ Als er verhaftet wurde, liefen seine Jünger feige auseinander, ließen ihn im Stich, als er starb. Könnte es dagegen nicht sein, dass die angeblich sture, träge Art des Esels ein Zeichen von Nachdenklichkeit, von Beharrlichkeit ist? Wir klagen ja oft über die widerchristliche Stimmung in unserem Land, über das geringe Ansehen der Kirche und stürzen uns in hektische Aktivitäten, packen heute dieses, morgen jenes Projekt an, ohne viel sichtbaren Erfolg zu ernten. Da wünsche ich uns Christen eine gute Portion von der Natur eines Esels.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de