Brose Baskets: Oberfränkisch-japanische Basketballfreundschaft
Fukushima Highschool zu Gast in Breitengüssbach
In einem Freundschaftsspiel der besonderen Art lernten sich am vergangenen Dienstag zwei komplett verschiedene Basketballmentalitäten auf und abseits des Feldes kennen. Auf Vermittlung des ehemaligen Chemnitzer Trainers Torsten Loibl, der mittlerweile in Japan als erfolgreicher Coach in der 1.Liga arbeitet, luden die JBBL-Nachwuchsbasketballer vom TSV Tröster Breitengüssbach ihre japanischen Freunde aus Fukushima zum bereits vierten „Basketball-Besuch“ nach Bamberg und Breitengüssbach ein.
Natürlich stand auch das Spiel im Vordergrund. „Die Japaner mögen den ein oder anderen Kopf kleiner sein, bestechen aber durch ihre Schnelligkeit, Kampfeskraft und Disziplin – ein Hochgenuss für jeden Jugendcoach“, zeigte sich Breitengüssbachs Headcoach Mirko Petrick begeistert von der Spielweise der Asiaten. Die Oberfranken mussten verletzungsbedingt auf zahlreiche Spieler des alten Jahrgangs verzichten. Deshalb kamen auch alle 97er der U15-Leistungsmannschaft zu wertvollen Spielminuten. Und es entwickelte sich ein rasantes und gutes Spiel, dass die vielen mitgereisten Japaner und die heimischen Eltern und Fans begeisterte.
Im ersten Viertel waren es auf Seiten der Güssbacher die etatmäßigen Leistungsträger, die Verantwortung suchten und das erste Viertel mit 18:16 für sich entschieden. Dennoch setzte Coach Mirko Petrick bereits im Auftaktviertel alle 14 Spieler ein. Im zweiten Viertel zogen die „Güssies“ an und sicherten sich eine 50:37-Halbzeitführung. Nach der Pause ging das Team aus Japan diese Tempoerhöhung mit und forcierte einen Fastbreak nach dem anderen. Bis zum Viertelende verkürzten die Jungs aus Nippon auf 66:63. Bis zum 71:71 fünf Minuten vor Schluss blieb das Team der Fukushima Highschool auf Schlagdistanz, bis Bretag per Dreier, Kandora per Dreipunktspiel und Kamdem mit einem „Bigpoint in the paint“ für den 79:75-Erfolg sorgten.
Petrick: „Das Spiel war immens wichtig für uns, da wir so auch die Spieler auf hohem Niveau sehen konnten, die noch nicht in der JBBL zum Einsatz kamen. Dazu fielen heute unsere beiden etatmäßigen Pointguards aus und die nächste Generation lieferte, nach anfänglichen Problemen, eine konzentrierte Partie ab. Ich freue mich, dass wir von den Japanern auf so hohem Niveau, vor allem defensiv, so gefordert wurden und uns unsere Schwächen auch so aufgezeigt wurden.“
Scoring: Obst (15), Kamdem (14), Siebert (13), Kandora (8), Kunz (6), Bretag (5), Duckarm (5), Lorber (4), Wudi (4), Mees (3), Plea (2), Hofmann, Klaus, Hilbert
Nach dem Spiel luden die Eltern der JBBL-Spieler alle Beteiligten zu einem gemeinsamen oberfränkischen Essen ein. Dabei kamen die Spieler, Trainer und Betreuer untereinander in regen Erfahrungsaustausch. Sprachbarrieren wurden bei Leberkäs, Würschteln, Zwiebelkuchen und Kartoffelsalat schnell überwunden. Höhepunkt des Abends war ein Vortrag der Schülergruppe zu den Erlebnissen während und nach dem Tsunami in Fukushima. Ergreifende Schilderungen über persönliche Schicksale ließen die Güßbacher auch erkennen, wie man, trotz Schicksalsschlägen, wieder aufsteht und wie sehr ihnen auch der Basketball geholfen hat, wieder mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen. Auch Fukushima Highschool Headcoach Koichi Watanabe betonte, dass der Hauptanlass dieses Zusammentreffens natürlich das Basketballspiel sei, „dass aber für uns und die Jungs auch der interkulturelle Austausch von unschätzbarem Wert ist“, sagte Coach Watanabe und bedankte sich im Namen der gesamten japanischen Delegation für die herzliche Gastfreundschaft.
Petrick: „Für uns sind diese Austausche ganz wichtig. Hier geht es ja nicht nur darum, gegeneinander zu spielen, sondern auch mal über den Tellerrand zu schauen. Jede Mannschaft hat ihre eigene Geschichte und jede Geschichte lässt uns lernen. Was uns allen Respekt einflößt, ist die Tatsache, wie positiv unsere Freunde aus Japan mit der Tragödie umgehen. Scherzhaft beschwerten sie sich, dass sie wegen der Übernachtungen in der Highschool-Turnhalle, 2 Monate nicht trainieren konnten. Dabei floss so manche Träne, wieder gemischt mit einem Lächeln. Großen Dank möchte ich unseren Eltern schenken, die heute geschlossen den ganzen Laden schmissen und diesen Abend unvergesslich machten.“
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