Leserbrief: Bamberg fahradfreundlich?

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Sehr geehrte Damen und Herren!

Am kommenden Donnerstag wird das unter großen Erwartungen ins Leben gerufene, bislang aber nicht mit nennenswerten Resultaten aufwartende Fahrradforum der Stadt Bamberg erneut zusammentreten. Unter der unzutreffenden Prämisse, Bamberg wäre bereits fahrradfreundlich, war in der Startphase dieses Gremiums geäußert worden, man müßte nur noch an einigen kleineren Stellschrauben drehen.

(Nicht nur) Bamberg leidet sehr unter den negativen Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs (MIV). Und gerade der MIV sowie seine bevorzugte Berücksichtigung in der Verkehrslenkung ver- und behindern das Umsteigen auf verträgliche Verkehrsmittel. Ich möchte an dieser Stelle nicht in Details gehen – sie sind Ihnen, die Sie sich in Kommunalpolitik und / oder für menschen-, stadt-, sozial und umweltgerechte Verkehrsgestaltung engagieren, umfassend bekannt.

Statt dessen gebe ich Ihnen nachfolgend einige Zitate zum Thema zur Kenntnis. Diese sind diversen Zuschriften, die mich in der jüngeren Vergangenheit erreicht haben, entnommen und lassen erahnen, weshalb viele nicht wagen, bspw. das Fahrrad im Alltag zu benutzen:

… der Laubanger ist in höchstem Maße „fahrradfeindlich“; man könnte glauben Fahrräder als störende Fremdkörper sind hier nicht erwünscht. …. Da scheinen Verkehrsplaner rumzusitzen, denen ganz am Ende der Planungen doch noch einfällt, „upps, wir müssen noch was für die Fahrradfahrer tun“. Doch auf einem Fahrrad sitzen diese Leute scheinbar nie oder nur mal sonntags bei Schönwetter auf dem Maintalradweg. …

… Allein die Durchfahrt der Unteren sowie der Oberen Königstraße Richtung Steinweg gleicht einem 007-Abenteuer. Baustellen, parkende Autos und vieles mehr auf dem Radweg erschweren ein flüssiges fahren und der Übergang vom Radweg zum Einordnungsbereich an der Kreuzung Luitpoldstraße ist lebensgefährlich, …

… Regelmäßig vergieße ich an der Kreuzung Kapuzinerstraße/Markusplatz große Mengen Angstschweiß, wenn ich von der Kapuzinerstraße kommend Richtung Weide fahre. …

… Als auswärtiger Radfahrer hätte ich keine Ahnung, wie ich bei der Magazinstraße Richtung Europabrücke zu fahren habe. Es wird nirgens ersichtlich, dass ich plötzlich auf der linken Seite fahren muss, um die Brücke zu überqueren. Ferner sind ab dieser Stelle Richtung Gaustadt mehrere Wegstrecken, an denen Fußgänger bei dieser Radfahrer-Fußgänger-Kombi sehr schlank sein müssen, um den Radfahrern kein Hinderniss zu sein. …

… Ich hab immer Angst im Stadtverkehr wegen dieser Typen …

… das müsste täglich und immer wieder den verantwortlichen um die ohren gehauen werden. aber die nehmen?s dann halt einfach nicht mehr zur kenntnis. …

Sämtliche Zitate stammen von Menschen, die das Fahrrad dennoch regelmäßig nutzen. Wenn schon diese einen derart verheerenden Eindruck gewonnen haben, können Sie sich leicht ausmalen: Andere zu motivieren, das Rad (verstärkt) zu nutzen, wird nicht einfach sein.

Sie sehen also: Mit kleinen Drehungen an wenigen Stellschrauben ist nichts erreicht. Das Fahrrad wird seinen Anteil am Verkehr nur spürbar erhöhen können, wenn die Verkehrsplanung und -lenkung es als gleichberechtigtes Verkehrsmittel behandelt, insbesondere auch die einschlägigen rechtlichen und fachlichen Grundlagen beachtet und eine qualitativ hochwertige, mindestens aber akzeptable sowie quantitativ für das anzustrebende Wachstum ausreichende, besser noch einladende Infrastruktur bereitstellt.

Nicht zu vergessen: Sein Potential wirklich ausschöpfen kann das Fahrrad erst im Umweltverbund, in der intelligenten Vernetzung mit Fußverkehr (Stellplätze im Zielgebiet mit Schließfächern) sowie Bahn und Bus (Stellplätze im Haltestellenbereich, verläßliche Mitnahmemöglichkeiten – das Fahrradparkhaus am Bahnhof ist allenfalls ein bescheidener Anfang; ansonsten trotz einschlägiger gesetzlicher Verpflichtung Fehlanzeige in Bamberg). Kostengünstiger als die bisherige, vorrangig am MIV orientierte Politik käme ein solches Umschwenken allemal. Langfristig zu vermeiden ist es ohnehin nicht.

Und: Das Fahrrad muß in der städtischen Stellplatzsatzung endlich seinen angemessenen Raum erhalten. „Kopf an …“ – so begann der Titel der für Fuß- und Radverkehr werbenden Kampagne aus dem Jahr 2009 – richtet sich als Aufforderung nicht primär an die Verkehrsteilnehmer/innen. Angesprochen sind – mit einiger Dringlichkeit – zunächst die für die obwaltenden Bedingungen Verantwortlichen!

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
Bamberg-Gaustadt