Fabian Brand aus Mistelfeld und Markus Grasser aus Gräfenhäusling wollen Priester werden
(bbk) Sie wollen gleich mit einem Vorurteil aufräumen. „Es ist nicht so, dass wir hier hinter dicken Mauern verschwinden“, erklären Fabian Brand und Markus Grasser unisono. Seit Herbst vergangenen Jahres bereiten sich die beiden jungen Männer darauf vor, Priester zu werden. Ihr Alltag hat immer wiederkehrende Elemente, dazu gehören das Stundengebet, die tägliche Mitfeier der heiligen Messe und natürlich auch das Studium der Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch). Und alle zwei Wochen steht sogar eine Stunde Sport auf dem „Stundenplan“.
Fabian Brand und Markus Grasser sind Propädeutiker. Dies bedeutet, sie befinden sich in einem Vorbereitungsjahr, bevor sie mit dem Theologiestudium beginnen. Insgesamt sechs junge Männer aus dem Erzbistum Bamberg haben im vergangenen Herbst das Propädeutikum begonnen. „Dieses ist auch ein Jahr, um seine Berufung zu prüfen“, erläutert Brand. Für den 21-Jährigen aus Mistelfeld (Dekanat Lichtenfels) stand eigentlich schon immer fest, Priester werden zu wollen. Am Meranier-Gymnasium in Lichtenfels legte Brand sein Abitur ab, um dann wenige Monate später in Bamberg ins Priesterseminar einzutreten.
Der „Berufungsweg“ von Markus Grasser aus Gräfenhäusling (Dekanat Hallstadt-Scheßlitz) verlief dagegen nicht ganz so gradlinig. Nach der Grundschule besuchte der heute 23-Jährige zunächst die Hauptschule, um dann im Bamberg in sechs Jahren am Theresianum das Abitur nachzuholen. Zum Ende der Hauptschule habe er überlegt, eventuell eine Ausbildung zum Koch zu absolvieren. „Ich koche auch heute noch gerne“, erzählt Grasser. Die Entscheidung nach Bamberg zu gehen sei bis heute absolut richtig gewesen.
„Wann ist denn deine Primiz?“ Mit dieser Frage wurde Grasser sofort konfrontiert, nachdem in seinem Heimatdorf seine Entscheidung ins Priesterseminar zu gehen, bekannt wurde. Die meist älteren Fragesteller musste Grasser in ihrer Begeisterung auch ein wenig bremsen. Vom Eintritt ins Priesterseminar bis zur Priesterweihe vergehen in der Regel acht Jahre. „Die Leute haben oft eine falsche Vorstellung über die Priesterausbildung. Wenn man ihnen sagt, das dauert noch ein paar Jahre, dann sind sie erst einmal ein wenig enttäuscht.“
Ganz unterschiedlich waren dagegen die Reaktionen beim der Entscheidung von Fabian Brand. „Die wirklich guten Freunde haben einen ermutigt. Es gab aber auch welche, die sagten: ‚Was willst du denn mit diesem Beruf?‘ Die negativen Schlagzeilen im Jahr 2010 hätten in der Wahrnehmung der Menschen Spuren hinterlassen. „Es wird immer zunächst nur die Kirche als Institution gesehen, nicht aber die Frohe Botschaft von Jesus Christus“, stellen beide Propädeutiker fest.
Diese Kernbotschaft müsse wieder mehr im Mittelpunkt stehen. „Ich will Priester werden, um den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden“, erklärt Brand. Und sein Kurskollege Markus Grasser ergänzt: „Es muss auch Zeit bleiben, den Menschen zuzuhören und ihnen beizustehen“. Sowohl Brand wie auch Grasser durften solche Erfahrungen bereits in ihren Sozialpraktika machen.
Natürlich wird den beiden jungen Männern immer wieder die Frage nach dem Zölibat gestellt. „Die unvermeidbare Frage“, meint Brand und lacht dabei, um dann gleich wieder ernst zu werden. „Wir haben den Eindruck, dass über den Zölibat von Leuten diskutiert wird, die es nicht betrifft. Und die es betrifft, haben damit kein Problem. Zumindest bei uns im Kurs ist das so.“ Und schon viele Generationen von Geistlichen würden den Zölibat ja leben, sagt Grasser. Sein Pfarrer habe ihm geraten: „Suche dir gute Freunde“. Ähnlich wie ein Pfarrer solle ja auch der Arzt den Menschen helfen, erläutert Grasser. „Ich habe schon Respekt vor so manchem Arzt, der Beruf und Familie unter einem Hut bringen muss.“
Ihre Zeit hinter den von außen scheinbar dicken Mauern des Bamberger Priesterseminars empfinden Brand und Grasser bislang als eine Bereicherung. Es sind nicht nur Studium und Gebet, das einen trägt, sondern es ist auch die Gemeinschaft unter den Mitbrüdern. Da gehört natürlich auch das gelegentliche Seidla Bier im Keller des Priesterseminars, im „Eschaton“ mit dazu.
Noch aber haben Grasser und Brand mit ihren Entscheidungen Zeit, die Diakon- oder die Priesterweihe sind noch viele Jahre entfernt. Mit Spannung erwarten nun die beiden jungen Männer den 4. April. An diesem Tag bietet das Priesterseminar einen Informationstag an. Für einige Stunden können hier Interessenten ein wenig den Alltag miterleben und so einen ersten Eindruck gewinnen. „Ich würde sagen: Vorbeikommen, miterleben und wir zeigen die Welt des Priesterseminars“, wirbt Grasser.
Der Informationstag im Priesterseminar
Der Informationstag beginnt am 4. April um 14.30 Uhr im Priesterseminar, Heinrichsdamm 32 in Bamberg. Die Vorstände und Bewohner des Priesterseminars geben unter anderem gerne Auskunft über das Leben und die Ausbildung zum Priester.
Eingeladen sind junge Männer, sich über den Priesterberuf und über den Ausbildungsweg dorthin zu informieren. Über den Dritten Bildungsweg besteht auch für jene Interessenten eine Zulassungsmöglichkeit zum Priestertum, die eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, aber kein Abitur vorweisen können, erläutert Regens Martin Emge.
Eine Anmeldung zum Infotag wird erbeten bis 30. März 2012: Priesterseminar Bamberg, Heinrichsdamm 32,96047 Bamberg, 0951 – 8681-151, martin.emge@erzbistum-bamberg.de. Die Teilnahme an dem Informationstag ist kostenlos.
Christoph Gahlau
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