"Felix Müller – Werkschau" im Stadtmuseum Herzogenaurach
Ein Expressionist der „Verschollenen Generation“
Einen umfassenden Einblick in das Schaffen des fränkischen Bildhauers, Malers und Grafikers Felix Müller (1904 – 1997) gibt die am 23. Februar 2012 in Herzogenaurach eröffnete Retrospektive. Die Werkschau, ein Gemeinschaftsprojekt des Herzogenauracher Stadtmuseums und des Felix-Müller-Museums in Neunkirchen am Brand, ist bis zum 15. April in Herzogenaurach zu sehen. Gezeigt wird ein Querschnitt seines künstlerischen Schaffens, zu dem sakrale Themen, monumental umgesetzt, ebenso gehören wie kraftvolle Ölgemälde mit Motiven aus der fränkischen Landschaft, ausdrucksstarke Porträts sowie Grafikblätter. Neben Exponaten aus dem Bestand des Felix-Müller-Museums sind erstmalig auch Kunstwerke aus Herzogenauracher Privatbesitz zu sehen.
Die Ausstellung folgt dem Lebensweg des 1904 geborenen Künstlers. Im Jahr 1927 eröffnet Felix Müller seine erste Werkstatt als freischaffender Künstler im fränkischen Laubendorf bei Fürth. Er nimmt Teil an der sehr lebendigen Nürnberger Kunstszene. In den 1930er Jahren macht Felix Müller mit ausdrucksstarken Ölbildern und Aquarellen auf sich aufmerksam, die auch in Ausstellungen gezeigt werden. Seine Bilder stellen die Wirklichkeit gegenständlich dar, doch die Formen stark vereinfacht in kräftigen, leuchtenden Farben. Aufsehen erregen seine expressiven Holzskulpturen. Für Motive des christlichen Heilsgeschehens findet er eine ganz neue Formensprache.
Durch seine stilistische Nähe zum Expressionismus gerät er zur Zeit der Naziherrschaft unter Druck, das KZ droht. Er wird zum Kriegsdienst einberufen und muss an die russische Front. Doch Kunst ist ihm „Überlebens-Mittel“, er zeichnet auch hier weiter. Es entsteht eine Serie von „Russenporträts“ und Aquarelle von russischen Landschaften. Nach langen Jahren im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft kommt er zurück nach Franken. In Neunkirchen am Brand, wo er seit 1948 lebt und arbeitet, findet er eine zweite Heimat. Felix Müller muss wieder ganz von vorne beginnen. Unabhängig vom allgemeinen Trend zur Abstraktion bleibt er der expressiven Gegenständlichkeit treu. Er sträubt sich gegen die nach dem Krieg so dominanten Kunstströmungen. In seinen späteren Jahren hält eine eigenwillige Symbolik Einzug in seine Arbeiten. Das Sakrale tritt zunehmend in den Hintergrund. Bis zuletzt ist der Künstler, der bei seinem Tod im Jahr 1996 ein ungewöhnlich umfangreiches Werk hinterlässt, gestalterisch tätig. Sein künstlerisches Erbe wird Grundstock für das im Jahr 2000 in seiner Wahlheimat Neunkirchen am Brand eröffnete Museum.
Zu Lebzeiten blieb der Bildhauer, Maler und Grafiker Felix Müller in der überregionalen Kunstszene weitgehend unbekannt. Es erging ihm wie zahlreichen Vertretern des Expressiven Realismus, die heute zur „Verschollenen Generation“ gezählt werden. Die um 1900 geborenen Künstler waren während des Dritten Reichs ins Abseits gedrängt worden und gerieten in der Nachkriegszeit in den Schatten anderer Strömungen. Erst seit wenigen Jahren hat, angestoßen durch den Kunsthistoriker Rainer Zimmermann, eine grundlegende Neubewertung dieser wenig beachteten Richtung in der Kunst des 20. Jahrhunderts eingesetzt.
Die Sonderausstellung und die stadtgeschichtliche Sammlung des Stadtmuseums sind donnerstags von 17 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An zwei Sonntagen, am 26. Februar und am 1. April 2012, bietet das Herzogenauracher Stadtmuseum offene Ausstellungsführungen an. Peter Lichtenberger, Museumsleiter des Marktes Neunkirchen am Brand, gibt jeweils von 15 bis 16 Uhr einen fachkundigen Einblick in das Leben und Werk des Künstlers.
„Felix Müller – Werkschau“
Ausstellung vom 25. Februar bis 15. April 2012
Stadtmuseum Herzogenaurach
Stadtmuseum, Kirchenplatz 2, 91074 Herzogenaurach
Tel. 09132/901-116 oder 09132/735120
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