BN zieht Grüne Bilanz Oberfranken 2011: "Oberfranken bleibt am Ball"
2012: Energiewende, Atomausstieg, Gentechnikfreiheit, Ökologisierung der Landwirtschaft, Bewahrung des Naturreichtums, Kampf um landschaftsverträgliche Mobilität
Der Bund Naturschutz zieht Bilanz für Oberfranken und dabei kommen eine ganze Menge große und kleine Erfolge für Natur und Landschaft zutage. Dass der hohe Flächenverbrauch aber nach wie vor zu den Sorgenthemen in Oberfranken gehört – trotz Bevölkerungsrückganges -, trübt das positive Ergebnis.
Zu den größten Erfolgen zählt, dass der Atomausstieg endlich vorankommt. Alle oberfränkischen Kreisgruppen hatten nach der Katastrophe von Fukushima, oft zusammen mit anderen Initiativen zahlreiche, sehr fantasievolle Mahnwachen bis in den Sommer organisiert und dabei großen Zulauf erlebt. Projekte zur Energiewende wie die Energievision Frankenwald mit dem Ziel, in den nächsten Jahren über 20 weitere Ortschaften praktisch energieautark zu machen, kommen kräftig voran. Ein Bürgerentscheid in Rugendorf, Lkr. Kulmbach ging deutlich pro Windenergie aus und zeigte, dass die Bürgerinnen und Bürger verstanden haben: Windkraft ist die effektivste Form der alternativen Stromerzeugung.
Im Landkreis Coburg und Lichtenfels unterstützt der BN weiterhin den Kampf gegen eine 380 KV-Leitung. Von den Stromkonzernen Eon und Vattenfall wird diese Leitung mit ca. 100 Meter Breite und 60 Meter hohen Masten von Altenfeld in Thüringen nach Redwitz an der Rodach geplant. Dort engagiert sich seit Jahren die Bürgerinitiativen „Pro Heimat Ebersdorf“ und „Fürth am Berg“ zusammen mit Thüringer Initiativen in der Interessengemeinschaft „Achtung Hochspannung“ für den Erhalt der Landschaft ohne neue Freileitungen und für alternative Konzepte.
„Vor allem breite Bündnisse haben dazu beigetragen, dass der Atomausstieg nur wenige Monate nach der umstrittenen Entscheidung der Bundesregierung zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten und der Katastrophe in Fukushima selbst von einer CDU-CSU-FDP-Regierung beschlossen wurde“, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN.
Anfang Januar 2012 konnten auch zwei große Flächenfraß-Projekte beerdigt werden, so das geplante Feriendorf in Obernsees (Lkr. Bayreuth), dessen Finanzierung zum Glück scheiterte und ein weiteres Einkaufszentrum auf der grünen Wiese bei Ebermannstadt (Lkr. Forchheim), das per Bürgerentscheid verhindert wurde.
„Leider werden gerade in der Region Oberfranken der Schutz der Natur und intelligente Lösungen in politischen und behördlichen Entscheidungen noch viel zu oft auf dem Altar des Wachstumsglaubens geopfert“, bilanziert Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.
Mit spektakulären Aktionen wie dem „Schlaglochangeln“ bei Naila (Lkr. Hof) und bei Weismain (Lkr. Lichtenfels) trugen BN-Aktive mit Hilfe eines großen Presseechos dazu bei, dass der Freistaat 90 Mio. Euro mehr zum überfälligen Stopfen von Schlaglöchern in Bayern ausgeben will. Dazu wurde das Geld offenbar vom Neubau- in den Sanierungsetat bei den Staatsstraßen verschoben.
Als einen guten Zwischenerfolg verbucht der BN den Verzicht der Autobahndirektion Nordbayern auf den Einsatz von Diflubenzuron gegen den Eichenprozessionsspinner an oberfränkischen Autobahnen im Jahr 2011. In den Vorjahren war das Gift tonnenweise widerrechtlich ausgebracht worden. Es steht im Verdacht, Krebs zu erregen und führt zum Rückgang vieler Schmetterlingsarten.
Die oberfränkischen Kreisgruppen des BN haben 2011 wieder mit zahlreichen Aktivitäten zum Erhalt der schönsten Landschaften Oberfrankens und der heimischen Tier- und Pflanzenarten beigetragen, sei es mit Großprojekten wie „Weidevie(h)lfalt im Frankenwald, „Grünes Band“, „Rettungsnetz Wildkatze“ oder mit den Krötenaktionen im zeitigen Frühjahr.
„Wir freuen uns über den Wolf, der jetzt möglicherweise wieder im Fichtelgebirge umherstreift. Herzlich willkommen in Oberfranken“, so Mergner.
„Leider mussten wir auch Niederlagen einstecken: Dass z.B. die ICE-Trasse bei Coburg und Lichtenfels weitergebaut wird, schmerzt uns Umweltschützer sehr. Und dass der und der geplante Flughafen Coburg, als Verkehrslandeplatz kleingeredet, wieder auferstanden ist, ärgert alle Naturfreunde in Oberfranken. Trotzdem macht es Freude, sich für den Natur- und Umweltschutz zu engagieren“, so Mergner.
2012 wird sich der BN in Oberfranken schwerpunktmäßig für die Energiewende, vor allem das Energiesparen und den Ausbau der Windkraft, und für die Verkehrswende einsetzen, weg vom Neubau von Flughäfen und Straßen, hin zu Klimaschutz und Flächensparen.
Daneben wird der BN seine Aktivitäten für eine bäuerliche, gentechnikfreie und ökologische Landwirtschaft verstärken. Die Großdemonstration in Berlin für die Agrarwende war im Januar 2012 bereits der Auftakt dazu, aus allen Kreisgruppen Oberfrankens waren Aktive dabei. Die Initiativen für gentechnikfreie Lebensmittel wie z.B. das „Bündnis gentechnikfreie Region Bamberg“, das Bündnis „Gentechnikfreier Landkreis Kronach“, „FO – gentechnikfrei“ u.v.a. werden ihre Aufklärungsarbeit fortsetzen. Unser Ziel bleibt, dass weiter kein einziger Acker in Oberfranken mit gentechnisch verändertem Saatgut bestellt und auch bei den Futtermitteln Gentechnikfreiheit erreicht wird.
Im Sommer 2012 findet in Oberfranken eine Wiesenmeisterschaft statt, an der sich alle Landwirte mit ihren schönsten Wiesen beteiligen können. Und in Bamberg wird die dortige Kreisgruppe bei der Landesgartenschau mit dem Thema Sand-Achse Franken begeistern.
Die Aktivitäten für einen Nationalpark Steigerwald laufen 2012 natürlich wie in den letzten zwei Jahren weiter.
Leider hält die Regierung von Oberfranken trotz Bevölkerungsrückganges an zahlreichen Infrastrukturplanungen fest, darunter die Ortsumfahrungen von Untersteinach und Melkendorf (Lkr. Kulmbach), von Neunkirchen am Brand und Dormitz (Forchheim), von Weismain, Ebensfeld und bei Trieb und Hochstadt (Lichtenfels), von Oberkotzau (Hof), Mistelbach (Bayreuth) oder die Südumfahrung Forchheim im Wiesenttal. Auch die Umfahrung von Johannisthal (Kronach) auf der bereits einmal von der Regierung verworfenen Lerchenhoftrasse erlebte eine Wiederkehr. Der BN setzt sich 2012 dafür ein, dass die Fichtelgebirgsautobahn (B303neu) incl. Z-Variante bei Gefrees aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird. Der BN hat in allen Verfahren seine Kritik fachlich begründet und klimafreundlichere, landschaftssparende und zukunftsfähigere Alternativen vorgeschlagen.
Der BN wird in allen Landkreisen Oberfrankens auch 2012 wieder ein ambitioniertes Programm anbieten, um für Artenvielfalt und Naturschönheiten zu werben. Spaß und Naturerleben stehen dabei im Vordergrund. Die Erfolgsprojekte „Emil“ in Hof, die „Stadtoase“ in Kronach, die Umweltstation in Schlömen „SchlöNZ“ (Kulmbach), das Projekt „Erlebnis Wildnis“ (Bamberg) und der „Kinder-Umwelt-Komm-Pass“ der Kreisgruppe Coburg laufen weiter. Das Internetportal der Kreisgruppe Wunsiedel wird weiter ausgebaut und ermöglicht LehrerInnen, die im Fichtelgebirge vorkommenden Arten leicht vorzustellen und in den Unterricht zu integrieren. Die vom BN mitgetragene Ökologische Bildungsstätte Wasserschloss Mitwitz wird 2012 wieder etliche Veranstaltungen anbieten. Aber auch alle anderen oberfränkischen Kreisgruppen führen regelmäßig Veranstaltungen wie Vorträge, Exkursionen und Filme mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch.
Der Mitgliederstand des BN-Oberfranken stieg um 2,6% auf 14.400 Mitglieder und Förderer in neun Kreis- und 74 Ortsgruppen. In der Kreisgruppe Forchheim konnte die Mitgliederzahl im Rahmen einer Werbekampagne von 2.000 auf 2.775 gesteigert werden.
Wie in den letzten Jahren bleibt der BN auch 2011 das grüne Gewissen in Oberfranken, ob beim Kampf für die schöne Landschaft oder um die besten zukunftsfähigen Konzepte.
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