Pinzberger Bäuerinnen engagieren sich beim 1. LKK-Sturzpräventionskurs im Landkreis Forchheim

Spaß haben, Fit bleiben und Stürzen vorbeugen

12 Bäuerinnen aus Pinzberg haben einen der ersten LKK-Sturzpräventionskurse im LKR Forchheim organisiert. Sie waren über mehrere Kurseinheiten engagiert bei der Sache und sind begeistert, wie viel ihnen der Kurs gebracht hat. Treibende Kraft war Ortsbäuerin Birgit Greif aus Pinzberg und ihr Ehemann Hermann.

12 Bäuerinnen aus Pinzberg

Es sind gar nicht immer die gefährlichen Maschinen! Ganz banale Ausrutscher und Stürze sind – gerade für ältere Menschen – eine Hauptunfallursache in der Landwirtschaft. Eisglätte im Winter, Bodenunebenheiten oder Treppen ohne Geländer sind verantwortlich für Unfälle, die häufig tragisch und folgenschwer enden – für Betroffene genauso wie für Angehörige. Wer fit ist und gezielt trainiert, schafft sich einen entscheidenden Vorteil! Deshalb fördert die Land- und forstwirtschaftliche Krankenkasse Franken und Oberbayern (LKK) die Teilnahme an Sturzpräventionskursen für ihre Versicherten. BBV-Ortsbäuerin Birgit Greif aus Pinzberg  hat in ihrer Heimatgemeinde den ersten LKK-Sturzpräventionskurse im Landkreis Forchheim organisiert. Zwölf Frauen zwischen Mitte 40 und Mitte 70  trainieren nun seit mehreren Wochen zusammen mit der Sturzpräventionstrainerin Kerstin Staubach. Ihr Zwischenfazit: „Das Training in  der Gruppe macht uns viel Spaß, wir fühlen uns fitter und die Übungen zahlen sich jetzt schon aus“.

„Anfangs hatten wir schon etwas Muskelkater“ erzählt Birgit Greif, aber inzwischen genießen alle die bessere Beweglichkeit, das gute Gefühl, wirklich etwas für die Gesundheit getan zu haben und Birgit Greif ist sich sicher: „Ich hatte inzwischen drei Situationen, in denen ich einen Sturz gerade noch abwenden konnte. Das verdanke ich ganz bestimmt dem Training“. Ein rundum gutes Gefühl also, eine Stärkung der Muskulatur und vor allem auch mehr Sicherheit beim Gehen und Stehen – das ist der Lohn, den es für das regelmäßige Training gibt.

„Von den über 65-Jährigen verletzt sich jeder 3. durch einen Sturzunfall. Bei den über 80-Jährigen jeder 2. Frauen sind statistisch häufiger betroffen. Die typischen Unfallfolgen: Brüche des Handgelenks, der Hüfte, des Unterarms oder der Schulter bis hin zu Kopfverletzungen. Nur 20 Prozent aller Betroffenen können wieder in ihr altes Leben vor dem Unfall zurückkehren; 20 Prozent versterben nach einer Hüftoperation. Funktionsbeeinträchtigungen und bleibende Bewegungseinschränkungen sind die unmittelbare Folge. Für Viele ist es der Einstieg in die Pflege“

Jede der Teilnehmerinnen kann sich spontan an eine Geschichte erinnern, bei der ein schmerzhafter Sturz eine Rolle spielte. „Ich bin ausgerutscht und die Kellertreppe hinuntergefallen. Dabei habe ich mir den Knöchel kompliziert gebrochen. Zum Glück ist alles wieder ausgeheilt, aber ich war monatelang in Behandlung“,  „Ich bin beim Abladen von Strohballen gestürzt und habe mir beide Arme gebrochen. Ein gutes Jahr hat das gedauert, bis ich wieder hergestellt war“, „Draußen war´s glatt. Da bin ich ausgerutscht und hab mir dabei so weh getan, dass ich erstmal gar nicht mehr aufstehen konnte. Zum Glück war nichts gebrochen, aber ich hatte noch lange schlimme Schmerzen“.… solche und ähnliche Erlebnisse hat jede der Teilnehmerinnen. Entsprechend offen waren sie auch für den Vorschlag von Birgit Greif, an einem solchen Sturzpräventionskurs teilzunehmen.

Damit die Fitness auch anhält, sind die Übungen sind so angelegt, dass sie zuhause auch alleine weitergeführt werden können.

Sturzprävention – denn vorsorgen kann man in jedem Alter

„Besonders wichtig ist es, auch nach so einem schlimmen Erlebnis wieder Mut zu fassen, trotzdem weiterzumachen, und nicht aufzugeben. Wer sich nach einem Sturz nichts mehr zutraut, baut ab und wird immer unsicherer“, beschreibt Kursleiterin Kerstin Staubach ein altes Dilemma. Die Pinzberger Bäuerinnen sind eine rühmliche Ausnahme: „Die 12 Frauen sind voller Elan beim Training. Und wenn die Eine oder Andere wirklich einen Sturz hatte, dann hat sie sich davon wieder sehr gut erholt“, freut sich die Kursleiterin.  Sie weiß:  Angemessene sportliche Bewegung ist die beste Vorbeugung gegen Sturzunfälle. Und wissenschaftliche Statistiken belegen die Aussage. Das Risiko, im Alter einen Sturzunfall zu erleiden, sinkt bei regelmäßigem Training um etwa 30%. Je früher man anfängt, umso besser ist es natürlich, aber auch im höheren Alter kann man gerade das Gleichgewichtsgefühl noch sehr gut trainieren und so für mehr Sicherheit sorgen. Wer seinem Alter und seiner Fitness angemessen trainiert, der schiebt den Alterungsprozess hinaus. Das ist immer so. Egal, wann man mit Sport beginnt“, ermuntert Kerstin Staubach auch gerade ältere Menschen zu mehr Bewegung. Die Kurse zur Sturzprävention beinhalten im Wesentlichen Balance- und Gleichgewichtsübungen sowie Krafttraining. „Diese Kombination fördert das Zusammenspiel von Kopf, Muskulatur und Gelenke. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden dadurch sicherer im täglichen Leben, die Bewegung und das gemeinsame Training machen Spaß, die Lebensqualität und die Lebensfreude steigen“.

Die Übungen, die die Sturzpräventionstrainerin für den Pinzberger Kurs auswählt, sind durchaus anspruchsvoll, aber so, dass jede sie gut bewältigen kann. „Wackeln ist erwünscht!“ so das Motto des Abends. „Heute geht es um das sichere Gehen und Stehen auf wackligem Untergrund“ steigt Kerstin Staubach in die 8. Trainingseinheit ein. Nach dem Aufwärmen – flottes Gehen vorwärts und rückwärts Hindernisse und gleichzeitiges Balancieren eines Gegenstandes, abwechselnd mit der rechten und der linken Hand, kommen einige erklärende Worte, ehe das sichere Gehen und Stehen auf einem Stapel Turnmatten trainiert wird. Wie finde ich meine Mitte? Wie gleichen meine Füße, meine Zehen Unebenheiten aus? Was passiert, wenn ich kippe? Kann ich das noch ausbalancieren? Jede Übung baut auf die vorherige auf, immer werden Kopf, Beine, Füße und Hände angesprochen. „Das sind Multitasking-Übungen, damit das Zusammenspiel von Kopf und Körper geübt wird. So sind wir in der Lage, im Notfall schnell genug zu reagieren und uns zum Beispiel noch auszubalancieren, bevor es zum Sturz kommt“, erklärt Kerstin Staubach. Neben dem Training des Gleichgewichts kommt auch der Muskelaufbau nicht zu kurz. Übungen mit Gewichtsmanschetten stärken Arme und Beine.

Wie es zum 1. LKK-Sturzpräventionskurs im Landkreis gekommen ist

Auf einer Landfrauenschulung hat die LBG-Sicherheitsberaterin Petra Kreilinger schon für das Angebot geworben. Den letzten Anstoß, einen solchen Kurs zu organisieren gab aber Hermann Greif. Der Pinzberger ist Mitglied der ehrenamtlichen Selbstverwaltung der Land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsträger Franken und Oberbayern. Schon aufgrund dieses Ehrenamtes ist er immer sehr an Gesundheitsthemen interessiert. „Als uns von der LKK dieses Kursangebot vorgestellt wurde, war ich begeistert. Das Konzept hat mich überzeugt. Ich erzählte meiner Frau davon und sie hat auch gleich einen solchen Kurs in Pinzberg organisiert“, erzählt er. „Ich habe mit den Pinzberger Frauen gesprochen und ich war selber ganz positiv überrascht, wie viele spontan gesagt haben, sie würden da gerne mitmachen“, erinnert sich Birgit Greif. Das Ehepaar Greif kennt natürlich die Situation auf den landwirtschaftlichen Anwesen. „Es gibt immer wieder tragische Sturzunfälle gerade bei älteren Menschen, die bis dahin fit waren.  Wegen so einem Ausrutscher werden sie dann gebrechlich, bettlägerig und bauen total ab“.

LKK fördert Sturzpräventionskurse

Die LKK begrüßt das Sturzpräventionstraining sehr: „Es ist uns ein Anliegen, dass unsere Versicherten bei guter Gesundheit alt werden können. Deshalb haben wir jetzt dieses Angebot für ältere Menschen aus der Landwirtschaft gemacht. Ich hoffe jetzt sehr, dass viele Dorfgemeinschaften diesem Vorbild folgen und das dieses Angebot genutzt wird“, so Werner Köhler, Leiter der  Land- und forstwirtschaftlichen Krankenkasse Franken und Oberbayern. Er weiß, dass Sturzunfälle zu den häufigsten Unfallursachen in der Landwirtschaft gehören. „Ich empfehle die Teilnahme, weil dort unter Anleitung jeder nach seinen eigenen Möglichkeiten gezielt üben kann, Stürze zu vermeiden. Dass dabei auch noch viel für die persönliche Fitness getan wird, ist doch optimal!“ Damit es nicht nur bei den schönen Worten bleibt, unterstützt die LKK die Durchführung auch finanziell.

So funktioniert  die Kostenübernahme

Sind alle Bedingungen für einen Sturzpräventionskurs erfüllt, trägt die LKK einmal pro Kalenderjahr bis zu 75 Euro je Versicherten für das Sturzpräventionstraining. Angeboten werden solche Kurse zum Beispiel auch an Volkshochschulen oder von der AOK. Die LKK bittet: „Klären Sie vor Kursbeginn mit uns ab, ob der von Ihnen gewählte Trainer alle Voraussetzungen erfüllt“. Auskünfte zu Trainern sowie zur Kostenübernahme erhalten Versicherte bei der LKK unter der Telefonnummer 0931/8004 – 308. Dort können Interessierte auch den Flyer „Senioren aktiv“ anfordern.

Was gibt es sonst noch?

Die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft hat eine Checkliste für Seniorensicherheit erarbeitet. Auf zwei Seiten gibt es Tipps, wie ein Bauernhof sicherer für  gestaltet werden kann. Die Checkliste steht im Internet unter www.fob.lsv.de unter <<Aktuelles << Fit und gesund in der zweiten Lebenshälfte zum Download zur Verfügung und kann kostenlos telefonisch unter 0921/603 -345 angefordert werden.